Die Stadt Radolfzell will in direkter Nachbarschaft zum Mühlbachcenter eine Rasenfläche umgestalten, sie aufhübschen und vielleicht ja auch nutzbarer machen. Pocket-Park soll das Ganze heißen – übersetzt also „Taschenpark“. Erfunden hat die Stadt den Begriff nicht, aber seine Nutzung ist einleuchtend, schließlich klingt Pocket-Park auch deutlich ansprechender als „ein paar Quadratmeter Grünstreifen“.
Und englische Wörter für Begriffe, die es im Deutschen eigentlich auch gibt, sind sowieso angesagt – also in. Sowohl bei der jüngeren Generation, die „lost“, „bro“ und „slay“ oft völlig selbstverständlich in Gespräche einbaut, als auch bei vielen anderen, die im Shopping-Rausch sind, sich auf das Highlight einer Veranstaltung freuen und eine Stelle für einen Facility Manager ausschreiben. Und nein, ich nehme mich nicht aus.
Es machen eben nicht nur Kleider Leute, sondern offensichtlich haben auch Namen und Bezeichnungen so manchen Einfluss auf die Außenwirkung.
Was besser klingt, macht mehr her?
Vielleicht sollte man sich das auch im Alltag zu Nutzen machen und einige Dinge verbal einfach aufwerten. Das Zwei-Quadratmeter-Gästeklo heißt jetzt einfach Pocket-Bad. Und wenn die Ein-Zimmer-Wohnung keine Raumtrennung zulässt, dann werden Couch und Fernseher eben zum Pocket-Wohnzimmer.
Sie würden gerne einmal nach Indonesien oder Thailand reisen und dort atemberaubende Nationalparks erkunden, haben aber nicht ganz so viel Lust auf Spinnen und andere Krabbelviecher? Kein Problem, dank der zwei Yucca-Palmen und der Monstera-Pflanze aus dem Baumarkt entsteht ganz schnell ein ganz eigener Pocket-Dschungel. Leseratten dürfen sich dann auch aus Platzmangel statt über zwei Bücherregale eben über eine Pocket-Bibliothek freuen. Und wer von seinen Freunden wegen eines enormen Größenunterschiedes aufgezogen wird, der kann jetzt immerhin schlagfertig antworten, er habe eben Pocket-Format.