Es ist eine Entwicklung, die Radolfzell in Zukunft vor einige Herausforderungen stellen wird: Nach einer Bevölkerungsvorausrechnung, die Anfang des Jahres im Ausschuss für Ausschuss für Bildung, Sicherheit und Soziales vorgestellt wurde, wächst die Zahl der Kinder in Radolfzell bis zum Jahr 2030 stark an: Unter anderem soll es bis dahin einen Baby-Anstieg um zwölf Prozent geben, während die Anzahl der Kinder zwischen drei und fünf Jahren um acht Prozent ansteigen soll.
Und diese Kinder wollen betreut werden – dabei fehlen schon jetzt Betreuungsplätze in der Stadt. Wie die Verwaltung schon im Juni berichtete, lag die Betreuungsquote in Radolfzell damals im U3-Bereich bei 41,3 Prozent und im Ü3-Bereich bei 87,3 Prozent. Und Anfang September fehlten für 70 Kinder im Ü3-Bereich und für 115 Kinder im U3-Bereich Betreuungsplätze. Wie also bereitet sich die Stadt auf die Entwicklungen bis 2030 vor?
Die Vorbereitung ist schwer
„Wir machen uns natürlich Gedanken“, betont Bürgermeisterin Monika Laule. Allerdings weist sie auch darauf hin, dass sich zuletzt die Bedingungen beim Wohnungsbau verschärft hätten. „Das macht es uns schwer, auf Dauer und verlässlich zu sagen, was wir an Kita-Plätzen brauchen“, sagt sie. Denn es ist unklar, wie viele Häuser für junge Familien überhaupt gebaut würden und wie sich die Kinderzahl wirklich entwickle. Zumal die Schaffung neuer Betreuungsplätze auch eine gewisse Vorlaufzeit brauche und nicht spontan erfolgen kann. Die Stadt müsse also die aktuellen Entwicklungen verfolgen und entsprechend reagieren.
Und es gebe auch noch weitere Unsicherheiten: Zum einen hätten auch geflüchtete Kinder Anspruch auf Betreuung – es sei aber unklar, wie lange sie überhaupt in Radolfzell bleiben. Zum anderen seien Kinder auch länger in der Kita als üblich. Und es gebe auch Bauprojekte, die schon sehr lange in Planung sind, etwa die Bebauung des Gleisdreiecks. Da sei unklar, ob oder wie das Projekt umgesetzt werde.
Es ist schon einiges passiert
Tatsächlich sei in der Vergangenheit aber auch schon einiges geschehen, um das Betreuungsangebot in Radolfzell auszubauen. In der Vergangenheit war so zum Beispiel der Kindergarten Markelfingen durch ein Modul erweitert worden und der Kindergarten in Stahringen hatte einen Anbau bekommen. Und erst im Juli war in Markelfingen eine neue Kindertagesstätte eingeweiht worden, im September haben dort drei Gruppen gestartet. Zudem hat der Kindergarten St. Ursula durch einen Umzug an den neuen Quartiersplatz eine dritte Gruppe erhalten.
Weitere Plätze schaffen eine neue zweigruppige Kita des Kinderschutzbunds im Neubaugebiet Nezfeldwies in Böhringen sowie eine neue Gruppe in Güttingen.
Wie geht es weiter?
Für einen weiteren Ausbau wurden drei Maßnahmen priorisiert: Eine Aufstockung der Kinderkrippe Entdeckerkiste, eine Erweiterung des Kinderhauses Böhringen um zwei bis drei Gruppen sowie ein Neubau der Kinderzeit Sonnenrain mit Möglichkeit der Aufstockung.
Wie jüngst im Gemeinderat vorgestellt wurde, gibt es allerdings Probleme bei der Planung der Baumaßnahmen. Die Ergänzung des Neubaus für die Kinderzeit an der Sonnenrainschule um ein Stockwerk hat sich so als nicht realisierbar erwiesen. Auch gibt es Überlegungen, die Aufstockung der Entdeckerkiste zurückzustellen und zuerst den Anbau in Böhringen zu realisieren – aktuell steht die Entdeckerkiste auf der Priorisierungliste noch an erster Stelle.
Nicht nur die Stadt kann reagieren
„Wir wissen, wir brauchen zusätzliche Plätze“, sagte Brigitte Reichmann vom Fachbereich Bildung, Jugend, Sport schon Anfang des Sommers. „Wir haben auch Ideen für neue Projekte.“ Dafür sei die Stadt auch in Gesprächen mit freien Trägern. Außerdem hat die Stadt laut Monika Laule auch die Möglichkeit, Investoren bei Baugebieten in die Pflicht zu nehmen – diese müssten dann für entsprechende Betreuungsplätze sorgen.
Die Stadt verweist außerdem darauf, dass Kinder, die nicht mit einem Kita-Platz versorgt werden können, in einer Spielgruppe sowie dem Projekt Kita-Einstieg aufgefangen werden können. Bei der Spielgruppe handle es sich um ein städtisches Angebot in den Räumen des Lollipop mit weniger als zehn Stunden pro Woche. Das Projekt-Kita-Einstieg habe seine Heimat im Obergeschoss der Villa Finckh. Ziel sei es, Sorgeberechtigte, die keine oder wenig Kenntnisse über das Kita-System haben, zu informieren, „und dafür zu gewinnen, ihre Kinder in die Kitas zu geben“.
Es braucht auch Personal
Doch mit neuen Betreuungsplätzen alleine kann dem Mehrbedarf nicht begegnet werden. Denn der Ausbau kann nur dann erfolgen, wenn es auch genügend Personal gibt. „Es gibt Städte, die neue Kitas gebaut haben und diese gar nicht in Betrieb nehmen konnten, weil das Personal fehlte“, erzählt Monika Laule.
Um mehr Personal zu gewinnen, hat die Stadt bereits zusätzliche Anreize geschaffen, wie Monika Laule schon in der Vergangenheit berichtet hatte. So soll es unter anderem ein Stipendium-Programm geben. Auch habe durch die Neuausrichtung der Kinderbetreuung bei städtischen Einrichtungen bereits die Personalfluktuation nachgelassen. Und laut Joana Blucha, die bei der Stadt Radolfzell für die Kinderbetreuung zuständig ist, sei man mit den Teams in den Betreuungseinrichtungen auch im Kontakt, um zu sehen, wie die Umstellung bei ihnen ankam und ob gegebenenfalls noch nachgesteuert werden müsse.