Es waren deutliche Worte: Von „Notstand“ war 2022 und 2023 mit Blick auf die Radolfzeller Kinderbetreuung die Rede, es gab Personalengpässe und in der Folge auch geänderten Betreuungszeiten und verkürzten Öffnungszeiten in Kitas. Hinzu kam, dass viele Betreuungsplätze fehlten – konkret gab es Anfang September 2023 ganze 185 Plätz zu wenig.
Um für Entspannung zu sorgen, richtete die Stadt die Kinderbetreuung schließlich neu aus, stellte Betreuungszeiten um und führte ein ergänzendes Angebot durch den Malteser Hilfsdiensts ein. Außerdem wurden die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter verändert und mit einer breit angelegten Marketingkampagne nach neuem Personal gesucht. Zudem wurden neue Betreuungsplätze geschaffen, etwa durch im Wohnquartier Nezfeldwies in Böhringen oder zuletzt durch die Erweiterung des Kinderhauses in Böhringen.
Welche Folgen hat das nun? Wie sieht die Betreuungssituation in Radolfzell mittlerweile aus? Wie viele Kinder haben keinen Platz und wie fällt der Blick in die Zukunft aus?
So viele Betreuungsplätze gibt es
Grundsätzlich fällt die Bilanz der Stadt positiv aus. Die Lage in den städtischen Kitas habe sich „weitestgehend entspannt, sodass die 2023 getroffenen Maßnahmen weiterhin als erfolgreich für die Stabilisierung im Bereich Kindertagesbetreuung gewertet werden können“, so die Pressestelle auf Nachfrage.
Zum ersten März dieses Jahres habe es sowohl in den städtischen Einrichtungen, als auch in denen anderer Träger 1198 Plätze im Ü3-Bereich und 310 im U3-Bereich gegeben. Bei Tagesmüttern gebe es etwa 30 Plätze. Insgesamt können laut der Stadtverwaltung 1538 Kinder betreut werden. „Dies entspricht einem Plus von 68 zum Januar 2024“, so die Pressestelle.
Wie viele Plätze fehlen noch?
Zudem seien Stand Anfang des Jahres 41 Kinder unversorgt gewesen – zehn im U3-Bereich, 31 im Ü3-Bereich. Zudem seien bis zum Start des neuen Kindergartenjahres zum damaligen Zeitpunkt 20 weitere Kinder mit einem Aufnahmewunsch vorgemerkt worden, hätten allerdings noch keine Platzzusage gehabt.
Insgesamt sind damit deutlich weniger Kinder ohne Betreuungsplatz als noch zum Start des Kindergartenjahres 2022/2023. Damals seien noch 120 Kinder – 45 im U3-Bereich und 75 im Ü3-Bereich – gewesen, so die Stadt.
Allerdings zerschlage sich die Liste der unversorgten Kinder im U3-Bereich regelmäßig mit einer konkreten Kontaktaufnahme mit den Eltern und einem Platzangebot, welches nicht den Prioritäten der Familie entspreche. „Die Eltern warten dann meist lieber auf ihren Prioritäten-Kiga“, so die Pressestelle. Und: „Die Anzahl der unversorgten Kinder schwankt aufgrund von Zuzügen und Umzügen im Jahresverlauf.“
Wie werden Plätze vergeben?
Generell habe in der Stadt die Versorgung der Vorschulkinder oberste Priorität. „Darüber hinaus versuchen wir alle Kinder auf der Warteliste so zügig wie möglich zu versorgen. Die Wartezeit auf einen Platz soll nicht länger als maximal ein Jahr betragen“, erklärt die Stadt. Durch die Vergabekriterien – zum Beispiel, dass in den Ortsteilen Familien Vorrang haben, die im jeweiligen Ortsteil wohnen – werde die weitere Vergabe von Betreuungsplätzen geregelt.
Und: „Immer wieder können wir ‚Notfälle‘, wie beispielsweise Alleinerziehende, Zuzüge von Vorschulkindern, und besondere soziale Fälle, auch kurzfristig gut versorgen“, so die Stadt weiter. Familien mit Kindern im Alter von über drei Jahren, die auf der einrichtungsübergreifenden Vormerkliste am ältesten und ohne Betreuungsplatz sind, werde ein Platz in der Spielgruppe, in der sie weniger als zehn Stunden in der Woche betreut werden, angeboten. Für Familien mit Unterstützungsbedarf gebe es zudem das Angebot des Kita-Einstiegs mit ebenfalls weniger als zehn Stunden in der Woche. Auch dieses Angebote „bietet zu der herausragenden Integrationsfunktion einen kleinen Puffer“, berichtet die Stadt.
Wie geht es weiter?
Und wie fällt der Blick in die Zukunft aus? Eine konkrete Auskunft zur Bedarfsplanung lässt sich laut der Stadtverwaltung noch nicht geben. Die Ergebnisse der von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebenen Bevölkerungsvorausrechnung als das Programm zur Unterstützung der Bedarfsplanung werden erst noch im Frühjahr oder Sommer im Ausschuss für Kultur, Bildung und Soziales präsentiert.
Allerdings deuten die Bevölkerungsvorausrechnungen laut der Stadt ohne Einbezug der Neubaugebiete auf „sinkende Kinderzahlen“ hin. Und „zahlreiche Vorhaben schwächen die Annahme dieses Trends ab“. Bis November 2025 können sich Eltern für einen Platz im Kiga-Jahr 2026/2027 vormerken lassen. „Das bedeutet, dass der konkrete Platzbedarf und die vermutliche konkrete Versorgung erst zu diesem Zeitpunkt genannt werden können“, erklärt die Pressestelle.