Bekommt das neue Pflegeheim auf der Mettnau ein Imageproblem? Diese Sorge trieb den Radolfzeller Stiftungsrat in seiner jüngsten Sitzung um. Nachdem die Verwaltung in den Sitzungsvorlagen eine Erhöhung des Investitionskostensatzes (IK-Satz) von 38 Euro pro Tag auf 47,57 Euro ab dem 1. April in den Wirtschaftsplan des Spitalfonds eingeplant hatte, wurde die Einrichtung damit zu einer der teuersten im gesamten Landkreis. Investitionskosten bezeichnen die Ausgaben des Betreibers für das Pflegeheim, getragen werden sie von den Heimbewohnern, nicht von der Pflegeversicherung.

Doch bei der Erhöhung spielte der Stiftungsrat erst einmal nicht mit und hatte offensichtlich bereits in einer nicht-öffentlichen Sitzung im Februar beschlossen, die Erhöhung des IK-Satzes bis zum Sommer auszusetzen. In den Wirtschaftsplan, der der Öffentlichkeit und dem Gemeinderat vorgelegt wurde, war diese Entscheidung vorab jedoch nicht eingespeist worden. Erst zur Sitzung selbst präsentierte Bürgermeisterin Monika Laule zusammen mit Marius Henkel, Wirtschaftsprüfer von BW Partner, die aktualisierten Zahlen, ohne die Erhöhung der Gebühren. Der Verzicht auf die Erhöhung des Investitionskostensatzes sorgt im Pflegeheim für ein monatliches Defizit von rund 20.000 Euro, so Laule.

Die Gesamtbilanz verschlechtert sich ebenfalls. Den Einnahmen von 7.635.472 Euro stehen Ausgaben von 7.978.744 Euro gegenüber. Das führt zu einem Gesamtverlust von minus 343.272 Euro. Würde der Spitalfonds wie geplant die Gebühren ab April erhöhen, würde der Verlust nur minus 244.162 Euro betragen.

Finanzplanung ist sehr eng

Für den Spitalfonds wird das Jahr 2025 zum Schicksalsjahr. Auch Wirtschaftsprüfer Marius Henkel hofft auf eine „Punktlandung“, denn viel Spielraum habe die Stiftung nicht. „Das wird eine enge Kiste“, so Henkel. Der Liquiditätsbestand des Spitalfonds sinkt um eine Million Euro. „Das erfordert eine sehr enge Überwachung“, empfiehlt der Wirtschaftsprüfer.

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Henkel selbst befindet den IK-Satz für „nicht unangemessen hoch“. Mit dieser Gebühr könne der Spitalfonds wieder Rücklagen aufbauen und Finanzmittel für die kommenden Jahre ansammeln. Auch Bürgermeisterin Monika Laule verteidigte die Höhe der Gebühr. Man laste die dramatisch gestiegenen Baukosten in keiner Weise den Bewohnerinnen und Bewohnern auf. Denn über diese Gebühr abrechnen lässt sich lediglich ein Teil der Baukosten, um genau zu sein nur 19,15 Millionen Euro. Tatsächlich hat der Neubau 28,5 Millionen Euro gekostet.

Ähnlich neue Heime haben geringere Kosten

Monika Laule betonte, auch andere neu gebaute Pflegeheime im Landkreis würden wegen der gestiegenen Baukosten die IK-Sätze anheben müssen. Radolfzell stelle da keine Ausnahme dar. Einen Vergleichsfall gibt es: Ein Jahr, bevor das Heim auf der Mettnau bezogen wurde, eröffnet das Haus Zoffingen in der Konstanzer Altstadt seine Türen. Es wird von der Caritas Altenhilfe betrieben. Selbstzahler haben dort einen IK-Satz von 32,75 Euro pro Tag, Empfänger von Sozialleistungen haben einen Satz von 29,95 Euro pro Tag. Dies nehmen mehr als 40 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner in Anspruch.

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Sorge um die Stabilität der Einnahmen treibt den Gemeinderat um. „Wir haben hier kein Monopolgeschäft“, sagte Siegfried Lehmann (FGL). Die Finanzplanung des Spitalfonds basiere darauf, dass die Selbstzahler-Quote hoch bleibe. Gerechnet wird mit 80 Prozent. „Die Angehörigen müssen das bezahlen, oder sich ein günstigeres Heim suchen“, fasst Lehmann zusammen. Das führe auch zur „Zerstörung einer Lebensleistung“, wenn alle Ersparnisse für die Pflege aufgebraucht würden. Bis zum Sommer wolle man jetzt die Wirtschaftlichkeit des Tagesgeschäfts beobachten, ob der Anteil der Selbstzahler auch stabil bleibe, so Lehmann weiter.

IK-Satz als einzige Stellschraube der Einnahmen

Als einzige Stellschraube für die Erhöhung der Liquidität sieht Dietmar Baumgartner (Freie Wähler) den Investitionskostensatz. Und die Finanzplanung sei auf Kante genäht, da müsse man alle Maßnahmen in Betracht ziehen. Norbert Lumbe (SPD) wollte wissen, ob es außer dem IK-Satz noch andere Möglichkeiten gebe, mit denen der Spitalfonds mehr Geld einnehmen könnte. Laut Bürgermeisterin Monika Laule gehe das nur über die Auslastung der Einrichtung und Kosteneinsparungen durch mehr Effizienz.

Martina Gleich (CDU) sah nun das Image des Pflegeheims auf dem Spiel. „Es wurde sehr viel, auch berechtigte, Kritik geäußert. Doch jetzt müssen wir nach vorne schauen und unser wunderschönes Haus mit tollem Personal auch so nach außen verkaufen“, so ihr Appell. Sie forderte, die Tages- und Kurzzeitpflege mehr auszubauen und besser zu vermarkten. Der aktualisierte Wirtschaftsplan für den Spitalfonds für das Jahr 2025 ist mehrheitlich bei zwei Enthaltungen angenommen worden.