Es ist ein Einschnitt in eine jahrhundertealte Geschichte. Der Radolfzeller Spitalfonds, im Mittelalter gegründet, war Anlaufstelle für Arme, Kranke und Waisen. Zum Wohle der Radolfzeller Bevölkerung – und Seelenheil der Spender – wurde die Stiftung mit reichlich Gütern, Geld und Grundstücken ausgestattet. Heute ist weder von all den Gütern viel übrig, auch der Zugang könnte etlichen Radolfzeller Bürgerinnen und Bürgern verwehrt bleiben – weil sie sich die Heimgebühren nicht leisten können.

Selbstzahler als wichtige Währung

Neben den Kosten für Pflege, Verpflegung und Unterbringung, die je nach Pflegestufe schon zwischen 3000 und fast 4000 Euro liegen, kommen nun beinahe 1500 Euro Investitionskostenzuschuss hinzu. Diese werden für Selbstzahler fällig, um die hohen Baukosten des Pflegeheims zu refinanzieren. Eine Gebühr, die im gesamten Landkreis Konstanz einmalig hoch ist. Selbst im exklusiven Tertianum in Konstanz ist dieser Satz mit 1238,09 Euro günstiger. Selbstzahler werden für das wirtschaftliche Bestehen des Spitalfonds zur wichtigen Währung.

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Dass der Neubau des modernen Pflegeheims zu solch einer Kostenexplosion wurde, war mehrfach bereits Thema im Gemeinderat. Und noch ist die finale Rechnung nicht ausgestellt. Planung und der Neubau verliefen alles andere als ideal. Zu allem Unglück kam auch noch Pech hinzu.

Dabei hat der Gesetzgeber die Landesheimbauverordnung, dass es nur noch Ein-Bett-Zimmer geben darf, schon 2009 entschieden und in Kraft getreten ist das Gesetz 2019. Baubeginn des Radolfzeller Neubaus war erst 2021. Wie fatal diese Verspätung sein sollte, wurde erst mit all den Krisen deutlich, die die Baukosten in die Höhe getrieben haben. Ebenfalls gab es Pannen mit den Gewerken, einen Rechtsstreit mit einem Trockenbauer und weitere zeitliche Verzögerungen.

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Wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Stadt

Die Stadt und der Spitalfonds können auf das moderne Gebäude stolz sein. Für Bewohnerinnen und Bewohner ist das Leben auf der Mettnau und in den neuen Räumen angenehm. Das Personal hat einen zeitgemäßen und ansprechenden Arbeitsplatz bekommen. Das alles ist für die Entwicklung und den Standort Radolfzell äußerst wichtig. Der Spitalfonds hingegen hat ein Stück weit seinen Stiftungsgedanken eingebüßt, der sich einem gemeinnützigen und mildtätigen Zweck und der Pflege und Hilfe insbesondere bedürftiger Personen verschrieben hat.