Die Liste der Schäden durch das Starkregenereignis am 21. August wird immer länger. Die Unterseesporthalle und die Gymnastikhalle der Ratoldusschule haben durch das Unwetter vor fast zwei Wochen solche Schäden erfahren, dass diese für mindestens sechs Monate nicht mehr genutzt werden können. Darüber informierte die Stadtverwaltung die betroffenen Vereine.
Mit dem Wegfall der größten städtischen Sporthalle tut sich eine nicht unerhebliche Lücke in der Radolfzeller Infrastruktur auf. Denn es wird kein leichtes Unterfangen sein, Schulsport des Friedrich-Hecker-Gymnasiums, der Realschule und den Vereinssport des TV Radolfzell, HSC und ESV auf die anderen Hallen zu verteilen.
Stadt hüllt sich in Schweigen
Was genau an der Unterseesporthalle durch das Unwetter beschädigt wurde, darüber macht die Stadt trotz Nachfrage des SÜDKURIER keine Angaben. Man könne momentan noch nichts Aussagekräftiges zur Schadenregulierung mitteilen, so die städtische Pressesprecherin Annabell Hauck. Genaueres könne man erst sagen, wenn die Schadensermittlung abgeschlossen sei.
Axel Tabertshofer, Vorsitzender der IG Sport, berichtet allerdings von einem feuchten Unterboden, der in der Halle schon länger bekannt ist. Bei den großen Wassermassen während des Unwetters könnte der ohnehin schon problematische Boden gänzlich beschädigt worden sein, so seine Vermutung. In der kommenden Woche wolle man sich mit dem städtischen Koordinator für Schulen und Sport, Joey Albert, sowie den Vereinsvertretern treffen, um eine Lösung für die kommenden Monate zu finden.

Dies werde für die kommenden Wochen ganz gut gehen, so Tabertshofer. „Noch sind Schulferien und bis zu den Herbstferien kann viel Schulsport noch im Freien stattfinden“, erklärt Tabertshofer. Erst danach werde es „knifflig“, wie er sagt. Das FHG bietet unter anderem einen Leistungskurs Sport an, der Schülerinnen und Schüler auf das Sport-Abitur vorbereiten soll. Trainingszeiten sind an dieser Stelle also besonders wichtig.
Verteilung auf die übrigen Hallen der Stadt
Die zwei größeren Vereine, die auf die Halle angewiesen sind, sind der TV mit der Volleyballabteilung und der Handballverein HSC Radolfzell. Diese könne man auf die anderen Hallen beim Berufsschulzentrum und der Mettnau-Sporthalle verteilen, erklärt er. Aber er ist sich sicher: „Jeder Verein wird weiter trainieren können“, so Tabertshofer.
Doch zeige die Situation, wie dringend die Stadt eine weitere, größere Halle benötige. Diese ist mit dem Neubau der Ratoldusturnhalle geplant. Die Kosten für eine Dreifach-Turnhalle wurden im Jahr 2023 auf zirka 11,5 Millionen Euro geschätzt. Geplant war der Neubau eigentlich für dieses Jahr, ist aus Kostengründen aber auf 2026 und die darauffolgenden Jahre geschoben worden.

So entspannt wie Axel Tabertshofer sieht es HSC-Präsident Georg Becker nicht. Die Nachricht, dass die Unterseehalle für mindestens ein halbes Jahr nicht zur Verfügung stehen würde, sei für den Verein dramatisch. Auch wenn man im guten Austausch mit der Stadt stehe. „Wir brauchen die Halle nicht nur für unseren Trainingsbetrieb, sondern auch für die Heimspiele der Herrenmannschaft“, erklärt Becker.
Die erste Mannschaft des HSC sei in die Landesliga aufgestiegen und müsse bestimmte Vorgaben erfüllen, zum Beispiel was die Größe des Spielfeldes anbelangt. Um die Heimspiele weiter umsetzen zu können, sei man aktuell mit dem Landratsamt Konstanz in Kontakt – dem gehört die Mettnau-Halle, in die der HSC die Spiele verlegen könnte. Keine andere städtische Halle habe die notwendige Größe für derart Spiele oder Platz für Publikum.
Sportlicher Erfolg braucht Trainingszeit
Doch sieht der HSC-Präsident noch mehr Probleme durch eine lange Sperrung der Sporthalle: Erst vor Kurzem habe der Verein eine Küche in die Halle eingebaut, die für die Spieltage genutzt werde. Damit finanziere man den Spielbetrieb. Jetzt sei die Küche „totes Kapital“, was den Verein wirtschaftlich schmerze.
Außerdem würden beim HSC regelmäßig 400 Kinder und Jugendliche trainieren, die man im Prozess der Umplanung mitnehmen müsse. Zudem brauche man Platz für das ambitionierte Training der ersten Damen- und Männermannschaften. „Für die sportlichen Perspektiven des Vereins brauchen wir dringend eine Halle“, so Becker. Der Neubau der Ratoldusturnhalle wäre nicht nur für die Schule, sondern auch für den Vereinssport wichtig, so sein Appell.

Einen sorgenvollen Blick auf den Spielbetrieb hat auch Günter Thyssen, Vorsitzender des TV Radolfzell. In der Unterseehalle trainieren vom TV hauptsächlich die Volleyballer. „Bei Spieltagen brauchen wir die ganze Halle“, erklärt er. Jetzt den Spielbetrieb auf die anderen Hallen verteilen zu müssen, sei „keine einfache Situation“. Doch stehe man im guten Austausch mit der Stadt, so Thyssen. Auch die gesperrte Gymnastikhalle der Ratoldusschule sei für den Verein schwierig, da der TV dort unter anderem Freizeitsport anbiete.