Schulleiter müssen die Anforderungen des Kultusministeriums umsetzen, Austausch mit dem Schulträger pflegen, das Lehrerkollegium leiten, Ansprechpartner für Schüler und Eltern sein, vor allem dann, wenn Probleme nicht vom Klassenlehrer geregelt werden können.
Immer mehr Aufgaben durch Pandemie
Seit Beginn der Pandemie hat sich ihr Aufgabenbereich wesentlich vergrößert. Die Liste der neuen Herausforderungen ist lang: Es gilt, Hygienekonzepte umzusetzen und immer wieder neu anzupassen, Online-, Wechsel- und Präsenzunterricht zu organisieren, digitale Ausstattung zu beschaffen, Gespräche mit Eltern zu führen, die sich um die Gesundheit ihrer Kinder sorgen, verstärkte Kontakte mit Therapeuten zu pflegen, um Kindern und Jugendlichen zu helfen, die die Krise nicht gut verkraften.
Nicht immer haben Eltern Verständnis
In manchen Fällen waren konstruktive Gespräche nicht möglich, Eltern sind wiederholt auf dem Rechtsweg gegen Schulleitungen vorgegangen. Die Schulleiter der weiterführenden Schulen bekennen, dass sie am Rande ihrer Belastungsgrenze seien. Mehrere Rektoren von Grundschulen wollten sich zu diesem Thema nicht öffentlich äußern.
Die große Mehrheit der Eltern und Schüler habe mit viel Verständnis und teilweise auch Hilfsbereitschaft auf die geänderte Situation reagiert. „90 Prozent der Eltern sind wirklich ganz toll“, berichtet Ulrike Heller, Direktorin des Friedrich-Hecker-Gymnasiums. Eltern hätten E-Mails geschrieben, in denen sie ihren Dank ausdrückten und Unterstützung anboten. Allerdings gebe es auch eine kleine Gruppe von Eltern, die Anwälte eingeschaltet hätten, um persönlich gegen sie als Schulleiterin vorzugehen, weil sie die Corona-Verordnung an der Schule umgesetzt habe.
Wenn der Anwalt sich bei der Schulleitung meldet
Mit jeder neuen Verordnung des Kultusministeriums seien im Wortlaut identische, mehrseitige Anwaltschreiben bei ihr eingegangen. In diesen Schreiben werde sie etwa der Kindeswohlgefährdung wegen „giftiger Chemikalien in den Gesichtsmasken“ angeklagt oder gefragt, ob sie persönlich für Verletzungen des Frontalhirnlappens durch Stäbchen, die bei Testungen in die Nase eingeführt werden, haften wird. Die Schulleiterin erklärt: „Nicht ich mache die Gesetze. Aber wenn ich die Verordnungen des Kultusministeriums nicht umsetze, mache ich mich strafbar.“
Drohschreiben und Drohmails
Gabriele Wiedemann, Schulleiterin der Gerhard-Thielcke-Realschule hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Sie habe vier Drohschreiben von Anwälten erhalten sowie Mails von Eltern, in denen sie aufgefordert wurde, sich über die Hygienevorgaben hinwegzusetzen und „endlich vernünftig zu handeln“. Norbert Schaible, Rektor der Teggingerschule, und Angelika Haarbach, die die Ratoldus-Gemeinschaftsschule leitet, berichten, sie konnten Bedenken von Eltern in Gesprächen ausräumen.
Hohe Belastung durch Arbeit
Was die Arbeitsbelastung angeht, sind die Schulleiter sich einig: Arbeitstage von zehn bis zwölf Stunden seien zur Normalität geworden, freie Wochenenden und meist auch die Ferien fielen der Planung organisatorischer Abläufe zum Opfer. Die Anordnungen des Kultusministeriums in Bezug auf geänderte Hygienekonzepte oder Änderungen des Unterrichts seien in der Regel freitags weitergeleitet worden. „Eltern und Schüler erwarten, dass die Änderungen am darauffolgenden Montag umgesetzt sind“, so Haarbach.
Rektoren loben Unterstützung durch die Stadt
Als durchweg positiv werteten die Rektoren die Unterstützung durch den Schulträger. „Vom Team unserer Sozialbürgermeisterin Monika Laule haben wir viele Informationen bekommen“, sagt Haarbach. Auch den Digitalpakt und Sanierungs-Programme der Regierung loben die Schulleiter. „Da ist jetzt Dampf im Kessel. Der Fokus auf Schulen war noch nie so groß wie jetzt“, meint Schaible.
„Die Kunst ist, den Druck nicht weiter zu geben“
Trotz des Drucks beteuern die Schulleiter, ihre Arbeit gerne zu machen. Gabriele Wiedemann sieht es als ihre Aufgabe, „Mut zu machen und zum Durchhalten zu animieren“. Jeder hat sein Konzept für die Bewältigung der Krise entwickelt: „Die Kunst in einer Führungsaufgabe besteht darin, den Druck nicht weiterzugeben“, findet Schaible. Ulrike Heller will sich von wenigen Eltern nicht herunterziehen lassen. „Man darf sich nicht zu sehr verbiegen“, findet Angelika Haarbach.