Polizisten in Radolfzell sehen sich vermehrt Gewalt ausgesetzt. Das beklagen der Leiter des Radolfzeller Reviers, Willi Streit, und sein Stellvertreter Bernd Schmidt. „Wir stellen verstärkt eine Respektlosigkeit fest“, so Streit. Zudem vermutet er, dass mit der Gewalt auch Unzufriedenheit mit dem Staat zum Ausdruck gebracht werde – nicht nur in Corona-Zeiten, aber auch. 2020 wurden 22 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte verzeichnet, 2019 waren es 17. Im gesamten Landkreis wurden im vergangenen Jahr 179 Angriffe gegen Polizeibeamte begangen.
Teilweise Angriffe aus dem Nichts
Zum Teil würden die Angriffe unvermittelt erfolgen – bei einer Unfallaufnahme etwa habe eine unbeteiligte Person zunächst die Beamten behindert und dann einem Polizisten ins Gesicht geschlagen. „Das kommt teilweise aus dem Nichts“, schildert Bernd Schmidt. „Unterm Strich muss jeder Kollege und jede Kollegin bei jedem Einsatz damit rechnen, dass etwas passiert.“ Überwiegend seien die Gewalttäter betrunken oder stünden unter Drogenedinfluss.
Doch nicht immer werde auf die Polizisten eingeschlagen. Die Beamten würden auch bespuckt. Streit und Schmidt verteilen auch das deutlich: „Das ist nicht nur eklig, sondern auch gefährlich.“ Es bestehe eine Infektionsgefahr, etwa mit Hepatitis, Tuberkulose – und jetzt mit Corona. Zwar stünde den Polizisten eine Spuckschutzhaube zur Verfügung, aber normalerweise erwarte man schließlich nicht, angespuckt zu werden. „Die Kollegen sind da einer Gefahr ausgesetzt“, beklagen Schmidt und Streit. Gerade zu Beginn der Pandemie, da habe es schließlich noch keine Impfungen gegeben.
Bodycams und Schutzausrüstung
Um die Beamten zu schützen, seien in der Vergangenheit verschiedene Maßnahmen getroffen worden – unter anderem die Ausstattung mit Bodycams oder guten Schutzwesten. Zudem stünde bei besonders belastenden Ereignissen zu jeder Tages- und Nachtzeit eine psychologische Beratungsstelle zur Verfügung, in der den Beamten unbürokratisch geholfen werde. Problematisch sei allerdings, dass Personalmangel zusätzlich zu psychischer und physischer Belastung führe.