Der Warnstreik vor dem Allweiler-Werkstor an diesem Montagmorgen in Radolfzell bereichert auch den Wetterbericht. Helene Sommer, Erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft IG Metall, verkündete kurz nach 9.30 Uhr: „Wir dachten, wir bringen bestes Allweiler-Streikwetter mit.“ Das lautete nach den aktuellen Wetterdaten sieben Grad und leichter Nieselregen – und ist nicht das, was gemeinhin den Vorstellungen eines angenehmen Wetters entspricht.
Ein angenehmes Ambiente soll das Allweiler-Streikwetter auch nicht bieten. Schließlich geht es der IG Metall bei ihrem Warnstreik darum, Nadelstiche in den Unternehmen zu setzen und den Arbeitgebern zu zeigen, dass die Basis streikbereit ist. Das muss auch bei schlechtem Wetter funktionieren.
Die Inflation und die Tarifverhandlungen
Das Ziel ist klar, die Gewerkschaft will acht Prozent mehr Lohn. Dafür zogen rund 250 von 620 Beschäftigten bei Allweiler vors Werkstor. Betriebsratsvorsitzende Anja Degen verkündete, warum diese Forderung gerechtfertigt sei: „Alles wird teurer, die Energiekosten steigen, wir müssen zusammenstehen und für die acht Prozent streiken.“ Ihr Arbeitgeber Allweiler könne sich diese Gehaltserhöhung leisten, sagte Degen. Denn die Entscheider in den Unternehmen würden die Preise auch an die Kunden weitergeben.

Die Erste Bevollmächtigte Helene Sommer bekräftigte die Aussagen von Anja Degen. Sommer bezeichnete die Acht-Prozent-Forderung angesichts der Inflation als „moderat“. Sie könne auch das Gejammer der Unternehmer nicht nachvollziehen, dass die Firmen schlechter als die Beschäftigten dastünden. „Wir können die Preise nicht weitergeben“, rief sie den Kolleginnen und Kollegen vor dem Allweiler-Werkstor in der Schützenstraße zu.
Sommer will eine Lohnerhöhung
Bisher hätten die Arbeitgeber nur eine Einmalzahlung von 3000 Euro angeboten und das sei eine Frechheit. „Es kann nicht sein, dass die uns mit einer Einmalzahlung abspeisen“, kündigte Helene Sommer eine wehrhafte Gewerkschaft für diese Tarifverhandlungen an.
Bei Allweiler sind nach Angaben von Anja Degen rund 75 Prozent in der IG Metall organisiert. Diesen hohen Anteil „brauchen wir auch, nur gemeinsam sind wir stark“, so die Betriebsratsvorsitzende. Mit der Streikbeteiligung waren sie und die Erste Bevollmächtigte Helene Sommer zufrieden.
Die IG Metall hat weitere Warnstreiks am Dienstag in Ravensburg, am Mittwoch in Singen und am Donnerstag in Friedrichshafen angekündigt.