Seit einiger Zeit finden beim Pumpen-Hersteller Allweiler GmbH in Radolfzell große Umstrukturierungsmaßnahmen statt. Damit wolle man das Unternehmen wettbewerbs- und zukunftsfähig machen, erklärt Joachim May, einer der drei Geschäftsführer und Werksleiter in Radolfzell. Ein wichtiger Punkt in dieser Umstrukturierung ist das Thema Kommunikation. Im März 2021 hatte die Gewerkschaft IG Metall zu einem Warnstreik vor dem Allweiler-Werk aufgerufen. Grund dafür sei die Sorge der Mitarbeiter gewesen, der Standort Radolfzell werde zu Gunsten eines neuen Werkes in China geschwächt.

Diese Sorge sei völlig unbegründet, versichern May und die anderen beiden Geschäftsführer des Unternehmens Gunter Connor, zuständig für den Vertrieb, und Matthias Probian, verantwortlich für die Finanzen. Doch sehen sie auch die Kommunikation zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft als Grund für die Unsicherheit bei den Mitarbeitern. „Das alles hat für Irritationen gesorgt“, sagt May rückblickend.

Entwicklungen besser kommunizieren

Und daran wolle man künftig arbeiten und Entwicklungen im Hause Allweiler besser an die Belegschaft kommunizieren. Man habe bereits regelmäßige Informationsveranstaltungen eingeführt und es gebe Team-Treffen und grundsätzlich mehr Gelegenheiten, mit einer Führungskraft ins Gespräch zu kommen, erklärt Dennis Scholl, Personalleiter bei Allweiler. „Die Mitarbeiter haben uns das gespiegelt, dass es ihnen wichtig ist zu erfahren, was bei Allweiler passiert“, fasst Joachim May zusammen.

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Über das Interesse an dem Unternehmen und die tiefe Verwurzelung von Allweiler in der Radolfzeller Bevölkerung freuen sich die Geschäftsführer sehr, doch betonen sie auch, dass Allweiler Teil des amerikanischen Unternehmens Circor sei. Das Werk im Herzen von Radolfzell sei Teil einer Gesamtstrategie von Circor und könne nicht allein betrachtet werden.

30 Millionen Euro Investitionen

Die Sorge, dass der Pumpen-Hersteller Stück für Stück aus Radolfzell verschwinden könnte, möchten May, Probian und Connor gerne zerstreuen. „Ganz im Gegenteil, wir investieren in den nächsten Jahren rund 30 Millionen Euro in den Standort“. Der Weltmarkt habe sich verändert und auch das Traditionsunternehmen Allweiler müsse sich verändern.

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Da das Werk in Radolfzell der größte und wichtigste Standort innerhalb der Circor-Gruppe sei, wolle man ihn sicherstellen. In der Vergangenheit sei nicht so in den Standort investiert worden, wie es notwendig gewesen wäre, erklärt May. Dies wolle man nun nachholen. Größter Posten sei dabei der Brandschutz, in dem Werk werde eine Sprinkleranlage installiert.

Blick auf das Allweiler-Werk in Radolfzell.
Blick auf das Allweiler-Werk in Radolfzell. | Bild: Marinovic, Laura

Auch anderswo sind Investitionen wichtig

Doch müsse der Circor-Konzern nicht nur in Radolfzell investieren, um konkurrenzfähig zu bleiben. „Investitionen in andere Standorte sind aber keine Konkurrenz zu Radolfzell“, betont Gunter Connor. China sei der größte Wachstumsmarkt und auch dort habe man notwendige Ausgaben in diesem Bereich nicht getätigt. Auch dort wolle man dies nachholen. Es sei wichtig, die Teile dort zu produzieren, wo sie auch gebraucht werden, und dies möglichst schnell, fasst Joachim May zusammen.

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Dies habe noch mehr an Bedeutung gewonnen, seitdem der Transport wegen Corona und dem Ukraine-Krieg sowohl auf dem See- als auch auf dem Landweg problematisch geworden sei. Die Ladungen der Schiffstransporte würden wegen Lockdowns in China zum Teil wochenlang nicht gelöscht und der Landweg über Russland sei aktuell gar nicht befahrbar. „Wir wollen in diesem Markt wachsen und zusätzliches Geschäft generieren“, sagt May.

Standort Radolfzell kam relativ gut durch die Krise

Dies habe letztlich auch positive Auswirkungen auf den Standort in Radolfzell. Denn alles könne Circor auch nicht überall produzieren. Neue Aufträge aus China würden auch mehr Arbeit für die Radolfzeller Arbeiter bedeuten. Wobei die Pandemie sich auch auf das Werk in Weihai, im Nordosten Chinas, mit rund 70 Mitarbeitern ausgewirkt hatte. Die Lockdowns in der Region hätten die Arbeitsabläufe gestört, Kunden hätten die Ware nicht abholen können, Banken seien geschlossen gewesen, die Zahlungen seien nur verzögert eingetroffen.

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Der Standort Radolfzell sei relativ gut durch die Krise gekommen. „Wir hatten eine gute Auftragslage zu Beginn der Pandemie“, sagt Matthias Probian. Zwar waren auch die Radolfzeller Mitarbeiter in Kurzarbeit, aber dies nur geringfügig.

Vertrag zur Zukunftssicherung

Seit vier Monaten habe man nun bei Allweiler Radolfzell einen Vertrag zur Zukunftssicherung des Standortes. Die Geschäftsführung hatte sich dazu verpflichtet, bis Ende 2024 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Die Mitarbeiter akzeptieren ihrerseits flexible Arbeitszeiten je nach Auftragslage. „Uns ist aber auch wichtig zu betonen, dass es nach 2024 keine Massenkündigungen geben wird“, sagt Personalleiter Scholl. Im Gegenteil suche das Unternehmen aktuell noch immer zahlreiche neue Mitarbeiter. Stellen für erfahrenes Fachpersonal wie auch für Arbeiter im Werk sind auf der Homepage ausgeschrieben. Auch suche man für die Pfingst- und Sommerferien noch Ferienaushilfen.

Wie für andere Unternehmen in Radolfzell sei gerade die Suche nach hochqualifiziertem Fachpersonal schwierig. Viele gute Kandidaten würden in die Schweiz abwandern. Auch sei die eher ländliche Region für Menschen aus Ballungszentren nicht immer attraktiv. Der schwierige Wohnungsmarkt würde das Problem weiter verschärfen.