Viel Zeit zum Eingewöhnen hatten sie noch nicht: Seit Dezember des vergangenen Jahres sind Dorothea und Nico Limbach die neuen Pfarrer der evangelischen Kirche in Böhringen – und besetzen damit gemeinsam eine Stelle, die seit dem Weggang von Markus Weimer zwei Jahre lang vakant geblieben war. Obwohl das 32 Jahre alte Ehepaar schon zuvor Bekanntschaften in der Region hatte, war der Start in Böhringen mit großen persönlichen Umstellungen verbunden.

Denn die Eltern zweier Kinder kommen aus der Region Hohenlohe und haben dort auch noch Familie, von der sie nun mehr als zwei Stunden Fahrt trennen. Den Umzug an den Bodensee bezeichnet Dorothea Limbach daher als einen großen Neuanfang, „auch für uns als Familie“. Noch seien nicht alle Kisten ausgepackt, doch die Gemeinde habe sie schon sehr herzlich willkommen geheißen.

Sie lernten sich im Studium kennen

Mit der Kirche sind die beiden schon früh in Kontakt gekommen, auch wenn Nico Limbach selbst sagt: „Ich bin eher auf dem Fußballplatz groß geworden als in der Kirche.“ Dennoch habe er sich bereits nach der Konfirmation in der kirchlichen Jugendarbeit engagiert, bei einem schulischen Auslandsjahr in Amerika einen fröhlichen Umgang mit dem Glauben kennengelernt und schließlich überlegt, Jugendreferent zu werden. Schlussendlich habe er sich aber doch dazu entschieden, Theologie zu studieren – und lernte dabei auch seine Frau kennen.

„Religion fand ich in der Schule schon immer spannend“, erinnert sich Dorothea Limbach. Sie habe sich zunächst auch in ihrer Heimat in der Kirchengemeinde engagiert, dann in England einen Freiwilligendienst in einer Kirche absolviert und schließlich beschlossen, Theologie zu studieren. Während ihr Mann im Anschluss zunächst noch promovierte, begann Dorothea Limbach direkt mit dem Vikariat – also der Berufsausbildung nach dem Studium, ähnlich eines Referendariats, wie Nico Limbach erklärt.

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Anschließend begann Dorothea Limbach, in ihrer Heimat als Pfarrerin zu arbeiten, während Nico Limbach in der gleichen Region sein Vikariat absolvierte. „Es macht mir Spaß, mit den Leuten über den Glauben ins Gespräch zu kommen“, erklärt Dorothea Limbach, sie schätze auch Kontakte zu unterschiedlichsten Altersgruppen aufzubauen.

Zwei Ansprechpartner, eine Stelle als Pfarrer

Ihren Dienst in Böhringen absolvieren die beiden nun erst einmal für drei Jahre im Probedienst. Das sei üblich, erklären sie. Sollte es für alle Seiten passen, könne die Stelle danach verlängert werden. Doch obwohl das junge Ehepaar bis dahin keine geschäftsführenden Aufgaben übernehmen muss, ist die Arbeit grundsätzlich die gleiche: Dorothea und Nico Limbach sind unter anderem für die Gottesdienste, die Seelsorge, die Arbeit mit der Jugend und Konfirmanden sowie die Arbeit im Gemeindeteam zuständig. Außerdem gibt Dorothea Limbach Religionsunterricht an der Grundschule.

Hier wirkt das Ehepaar Limbach nun als Pfarrer: Die Kirche in Böhringen.
Hier wirkt das Ehepaar Limbach nun als Pfarrer: Die Kirche in Böhringen. | Bild: Marinovic, Laura

Dass sie sich die Pfarrstelle jeweils zu 50 Prozent teilen, sieht das Ehepaar als Vorteil, auch wenn das eine gute Abstimmung zwischen ihnen beiden erfordere. Zum einen sei es vielleicht auch für die Gemeindemitglieder angenehm, verschiedene Ansprechpartner zu haben. Zum anderen könne man sich Arbeit teilen, was auch für mehr Flexibilität bei der Kinderbetreuung führe. Und auch dazu, dass sie mehr Zeit für die Familie haben: „Wir haben das Gefühl, sie wachsen mit uns beiden auf“, sagt Nico Limbach.

Hoffnungsvoller Blick in die Zukunft

Doch die Situation sei derzeit nicht einfach für Kirchen. Laut dem Online-Portal Statista traten im Jahr 2023 immerhin 380.000 Menschen in Deutschland aus der evangelischen Kirche aus, 2022 waren es ungefähr gleich viele. Dorothea und Nico Limbach wollen sich davon aber nicht entmutigen lassen. Er habe das Gefühl, es gebe in Böhringen ein sehr aktives Gemeindeleben und überdurchschnittlich viele engagierte junge Menschen, sagt Nico Limbach. „Wir blicken da auch hoffnungsvoll voraus.“

Außerdem entwickle die evangelische Kirchengemeinde Böhringen bereits kreative neue Angebote für verschiedene Altersgruppen, mit denen auch Menschen erreicht werden sollen, die nicht in die Kirche gehen.

Neue Wege gehen und Ehrenamtliche unterstützen

Auch das Ehepaar Limbach selbst hat Lust darauf, neue Wege zu gehen und von den Menschen zu erfahren, was sie brauchen. „Dieser Frage wollen wir uns auf jeden Fall stellen“, betont Nico Limbach. „Wir haben eine große Freude daran, zu überlegen, was können neue Formen sein, um Leute zu erreichen, die man noch nicht erreicht.“ Gleichzeitig wollen sie aber auch Traditionen pflegen. Es stelle sich die Frage: „Wie kann man beides zusammenhalten?“

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Generell möchte das Ehepaar die Gesellschaft positiv mitgestalten und dabei womöglich auch mit den Vereinen oder der katholischen Kirche zusammenarbeiten. „Ich glaube, da gibt es auch den ein- oder anderen Ansatzpunkt“, sagt Nico Limbach.

In ihrer Anfangszeit in Böhringen sei ihnen erst einmal wichtig, die Arbeit der Menschen kennenzulernen und diese zu unterstützen. In den zwei Jahren Vakanz hätten die Gemeindemitglieder sehr viele Angebote selbstständig organisiert. „Wir möchten die Gemeinde auch weiterhin in ihrer Selbstständigkeit fördern“, erklärt Dorothea Limbach.

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Schon jetzt sei der Umgang in der Kirchengemeinde sehr wertschätzend, berichtet das Ehepaar und wagt sogar schon einmal einen Blick in die Zukunft: „Wir können uns gut vorstellen, auch länger da zu bleiben“, sagt Nico Limbach.