Wer die evangelische Christuskirche in Radolfzell betritt, den erwartet in diesen Tagen ein Anblick, der sonst nicht geboten ist: An der Empore der Orgel, gegenüber des Altarraums, finden sich große Buchstaben: „Zukunft“ prangt dort, umgeben von zahlreichen Verzierungen. Bei dem Schriftzug handelt es sich um ein Kunstwerk, das 2024 für die Ausstellung „Zukunft ist.“ im Gebäude des KFZ (Kunst für Zukunft) im Rahmen eines Workshops entstanden ist.
Wie Ana Baumgart, die gemeinsam mit Daniel Franz Initiatorin des KFZ ist, erklärt, wurde das Kunstwerk von einem Kollektiv aus 42 ganz unterschiedlichen Menschen in Hochdruckweise angefertigt. Nicht nur seien sie unterschiedlichsten Alters gewesen – mitgemacht hätten Teilnehmer zwischen zehn und 85 Jahren -, sie stammten außerdem aus unterschiedlichen Lebensbereichen. Unter der Anleitung der Künstlerin Juana Anzellini, die aus Kolumbien stamme, in Berlin lebe und einige Wochen in Radolfzell verbracht habe, schnitzten sie die Motive in Druckplatten. Mit diesen wurde das fertige Motiv dann auf Papier gedruckt.
Menschen verbinden
Das Besondere: „Während des Projekts sind viele unterschiedliche Menschen miteinander in Kontakt gekommen, darin sehen wir ein großes Potenzial für die Gesellschaft“, sagt Baumgart. Und nicht nur das: „Das Projekt zeigt auf, was das KFZ in Zukunft sein möchte“ – es wolle zeitgenössische Kunst und Gesellschaft zusammenbringen und dabei auch ungewöhnliche Kooperationen eingehen. So etwa mit der Christuskirche.
Wie Pfarrer Alexander Philipp erklärt, empfinde diese die Zusammenarbeit als „ein Privileg“, gegenseitig loben die Verantwortlichen das gute Miteinander. In der Christuskirche stelle man das Kunstwerk gerne aus: „Wir mögen Kunst“, betont der Pfarrer, auch an der Radolfzeller Kulturnacht sei die Christuskirche beteiligt.
In dem Gotteshaus soll das Kunstwerk nun ebenfalls Menschen zusammenbringen, wie Philipp erklärt. Das gemeinsame Betrachten im Kollektiv könne auch für einen Austausch sorgen. Und generell sei es der Kirche ebenso wie dem KFZ ein Anliegen, Gemeinschaft zu fördern und niederschwellige Anlaufstelle für die unterschiedlichsten Menschen zu sein.
Sichtbar im Januar und Februar
In der Christuskirche soll das Kunstwerk voraussichtlich bis zur Fastenzeit, die Anfang März beginnt, bleiben. Betrachtet werden kann es während der Öffnungszeiten der Christuskirche, die derzeit nur zu Veranstaltungen und Gottesdiensten ihre Türen öffnet.
Wie Pfarrer Alexander Philipp berichtet, soll das Kunstwerk in den Gottesdiensten auch eine Rolle spielen. Er plane Predigten zu den Themen Zukunft, Zukunftsbilder und dem kollektiven Umgang mit Zukunft. Los geht es am Sonntag, 12. Januar, um 10 Uhr, in dem Gottesdienst will er mit Ana Baumgartner und Daniel Franz auch über das Kunstwerk sprechen.