Es sind drei Fälle in nur zwei Wochen: Mitte Februar ging auf der Bundesstraße 34 zwischen Singen und Steißlingen ein Auto plötzlich in Flammen auf, nur wenige Tage später ein Wagen auf der Bundesstraße 33 zwischen der Anschlussstelle Radolfzell und der Anschlussstelle Allensbach. Schließlich brennt Ende Februar auch noch ein Kleintransporter auf dem Edeka-Parkplatz in Moos. Jedes Mal gehen die Einsatzkräfte von technischen Defekten als Ursache für das Feuer aus.

Aber nehmen die Autobrände tatsächlich zu? Wie häufig müssen die Feuerwehren im Jahr in solchen Fällen ausrücken? Und wie aufwändig sind die Einsätze – gerade, wenn E-Autos betroffen sind?

Fast 40 Autobrände am Tag

Ganz so leicht lässt sich die Frage nach der Häufigkeit der Fahrzeugbrände nicht beantworten. Die Polizei führe keine Statistik zu Bränden aufgrund technischer Defekte, teilt die Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz auf Nachfrage mit. Auch beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) werden solche Zahlen nicht erfasst. Die Statistik gebe nur Auskunft über „die Gesamtzahl der Fahrzeugbrände, nicht die Brandursache“, berichtet Pressesprecher Christian Ponzel. 2023 hätten so Kfz-Versicherer für rund 14.200 Autobrände rund 100 Millionen Euro gezahlt.

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Auch der ADAC bezieht sich auf eine Statistik des GDV und spricht von etwa 40.000 Fahrzeugbränden pro Jahr. „Zieht man Kleinstbrände wie Schmorbrände hiervon ab, bleiben circa 15.000 Fahrzeuge übrig, die einem Feuer zum Opfer fallen“, heißt es dort. Das entspricht etwa 40 Autobränden am Tag.

So sehen die Zahlen in Radolfzell aus

Zumindest für die Radolfzeller Feuerwehr kann Kommandant Tobias Oechsle Auskunft zu Autobränden aufgrund technischer Defekte geben. 2023 sei seine Feuerwehr neunmal zu einem solchen Einsatz alarmiert worden. Fünfmal habe dabei tatsächlich ein Auto in Flammen gestanden, einmal habe es sich um einen Schmorbrand gehandelt, einmal um eine Rauchmeldung nach einem Verkehrsunfall. Zudem habe es zwei Fehlalarme gegeben. Dazu komme es typischerweise, wenn ein Kühlschlauch platzt und dadurch entstehender Wasserdampf fälschlicherweise als Rauch gedeutet wird, so Oechsle.

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Im vergangenen Jahr seien acht Alarmierungen wegen Fahrzeugbränden eingegangen – drei größere Brände, zwei Fehlmeldungen und drei Fälle, in denen die Feuerwehr nur noch Nachkontrollen machen musste.

Moderne Autos brennen heftiger

Tatsächlich kommen Autobrände laut dem Feuerwehrkommandanten allgemein nicht häufig vor. Dass es nun innerhalb kurzer Zeit gleich mehrere davon gab, sieht er als Zufall.

Völlig zerstört: Geraten Autos in Vollbrand, ist unter Umständen nicht mehr viel von den Fahrzeugen übrig.
Völlig zerstört: Geraten Autos in Vollbrand, ist unter Umständen nicht mehr viel von den Fahrzeugen übrig. | Bild: Feuerwehr Radolfzell

Allerdings sei es tatsächlich so, dass, wenn ein Auto einmal brenne, der Brand in modernen Autos heftiger und heißer ausfalle. „Das ist subjektiv schon ein Unterschied“, sagt Tobias Oechsle. Der Grund: In neuen Autos sei mehr brennbarer Kunststoff verbaut als in alten Modellen. „Und der Trend geht ja auch mehr zu SUVs“ – also größeren Autos, in denen auch mehr brennbares Material zu finden ist.

Warum brennen Autos?

Brennt ein Auto vollständig aus, ist es laut Tobias Oechsle schwierig, noch Aussagen über die genaue Ursache des Feuers zu finden. In der Regel gerate ein Auto aber in Brand, wenn es zu einem Kraftstoffleck kommt – also Kraftstoffe auslaufen und durch heiße Bauteile im Motorraum entzündet werden. Eine weitere mögliche Ursache ist ein mechanischer Defekt, bei dem Bauteile aneinander reiben und so große Hitze entsteht. Und auch elektronische Defekte können laut Oechsle zu einem Brand führen.

Wie aufwändig die Löscheinsätze sind, hänge von der Art und Heftigkeit des Brandes ab. „Wenn es wirklich ein Vollbrand ist, dauert das etwas, weil sich die Karosserie aufgeheizt hat“, erklärt der Feuerwehrkommandant. Die Feuerwehr müsse das heiße Metall also mit viel Wasser erst einmal herunterkühlen. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass sich ausgelaufene Betriebsstoffe daran erneut entzünden.

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Die Herausforderung: Häufig komme es außerorts, etwa auf Autobahnen oder Bundesstraßen, zu Autobränden. „Da habe ich keine Hydranten“, schildert Oechsle. Um dennoch genügend Löschwasser zu haben, komme ein Abrollbehälter zum Einsatz, der zusätzlich zu den rund 1000 Litern Wasser im Tank des Löschfahrzeugs noch einmal 6500 Liter Wasser transportieren kann.

Achtung bei E-Autos, doch sie brennen nicht öfter als andere

Noch etwas herausfordernder wird es für die Feuerwehr, wenn ein E-Auto betroffen ist – zumindest dann, wenn der Akku selbst in Brand gerät. „Ansonsten ist es gleich wie bei einem Verbrenner“, so Oechsle. Besondere Vorsicht gelte dann nur, wenn die Feuerwehr das Auto aufschneiden muss, um eingeklemmte Insassen zu befreien. Dabei sollten keine Kabel erwischt werden.

Brennt aber doch noch einmal ein Akku, ist manches zu beachten. Wie Tobias Oechsle schon in der Vergangenheit berichtet hat, wird dann eine chemische Reaktion ausgelöst. Um diese zu stoppen und das Feuer zu löschen, braucht es viel Wasser. Außerdem müssen die Einsatzkräfte einen Meter Abstand zum Akku halten, um keinen Schlag zu bekommen.

„Es sind schon eher ältere Autos, die brennen“, sagt Tobias Oechsle, Feuerwehrkommandant in Radolfzell
„Es sind schon eher ältere Autos, die brennen“, sagt Tobias Oechsle, Feuerwehrkommandant in Radolfzell | Bild: Marinovic, Laura

Allerdings sei die Brandgefahr bei E-Autos generell nicht höher als bei Verbrennern. Auch der ADAC spricht von einem vergleichsweise geringen Risiko. Tobias Oechsle kann sich an keinen Fall erinnern, bei dem die Feuerwehr Radolfzell zu einem brennenden E-Auto ausrücken musste. „Es sind schon eher ältere Autos, die brennen“, sagt er.

Das ist im Ernstfall zu beachten

Wer selbst einmal in einem Auto sitzt, das plötzlich Feuer fängt, der solle rechts ranfahren und das Auto verlassen. Wer genügend Zeit hat, weil noch keine Flammen zu sehen sind, der solle nach Möglichkeit noch Handy, Schlüssel und Ausweis mitnehmen. Denn brenne ein Auto erst einmal richtig, dann sei im Inneren nichts mehr zu retten. Außerdem soll die Handbremse eingelegt werden, wenn möglich. „Wenn ich das nicht mache, kann es sein, dass das Fahrzeug wegrollt“, erklärt Tobias Oechsle.

Außerhalb des Autos müsse unbedingt auf den fließenden Verkehr geachtet werden. „Das ist das Wichtigste“, betont Tobias Oechsle. Wenn möglich, soll eine Warnweste angelegt werden, außerdem sollten sich die Autoinsassen hinter die Leitplanke begeben. Beim Absetzen des Notrufs braucht es konkrete Angaben: Wenn möglich, sollten also die Fahrtrichtung sowie die letzte Auf- oder Abfahrt genannt werden, um der Feuerwehr die Anfahrt zu erleichtern.