Spleen, Fimmel, Tick, Marotte – ganz egal, wie man leichte Verrücktheiten auch nennt, wir alle haben welche. Auch wenn manche sich das mehr und manche weniger gerne eingestehen möchten – kein Wunder, schließlich lässt so manche Eigenart andere Menschen irritiert die Stirn runzeln.
Die Liste an Spleens ist lang
Bei manchen darf das Toilettenpapier unter gar keinen Umständen falsch herum, also mit dem Abriss in Richtung Wand, aufgehängt werden. Wobei sich hier natürlich die Frage stellt, ob das überhaupt falsch ist – gibt es irgendwo eine Anleitung, in der die korrekte Aufhängrichtung einer Klopapierrolle erklärt wird? Andere können es gar nicht ertragen, wenn die Lautstärke des Fernsehers auf einer ungeraden Zahl eingestellt ist.
Wieder andere würden am Liebsten das Bett neu beziehen, wenn irgendjemand darauf in Straßenkleidung Platz genommen hat. Oder darauf bestehen, dass die Geschirrspülmaschine nur nach einem bestimmten System eingeräumt wird. Oder dass nur Eier der gleichen Farbe in einer Packung gekauft werden.
Die Liste lässt sich beliebig lang fortsetzen: Einige vermeiden es, auf Straßenmarkierungslinien, Gehweg-Fugen oder andere Linien am Boden zu treten. Andere würden sich niemals mit ihrer Bettdecke zudecken, wenn deren Reißverschluss oder Knöpfe in Richtung Gesicht zeigen. Und wieder andere nehmen grundsätzlich nicht das vorderste Duschgel aus dem Ladenregal – könnte ja sein, dass da schon jemand Fremdes dran gerochen hat.
Bücher bitte nur ohne Knick im Rücken
Ich selbst sorge für Unverständnis, wenn ich erzähle, dass ich Bücher beim Lesen nur vorsichtig so weit aufklappe, dass im Buchrücken auf gar keinen Fall Knicke entstehen. Dabei sieht das im Regal so viel schöner aus und die Bücher lassen sich auch viel öfter lesen, ohne dass sich irgendwann die Seiten lösen.
Und daheim muss ich Kleidung mittlerweile alleine zusammenlegen, nachdem ich einmal zu oft wieder alles aufgefaltet habe, weil nicht mein System befolgt wurde.
Warum Spleens nicht schlimm sind – meistens
Dabei sollen Spleens angeblich gut für uns sein, weil sie Sicherheit geben. Sie sorgen für Rituale oder Routinen im Alltag, die uns im Glauben lassen, wir hätten unser Leben unter Kontrolle – oder zumindest einen Teil davon. Jedenfalls so lange, wie wir unsere Spleens im Griff haben und sie nicht zur Zwangsstörung werden.
Ein unterschätzter Vorteil ist, dass sich unsere Marotten hervorragend als Eisbrecher eignen. Weil eben jeder zumindest eine seltsame Angewohnheit hat, die für Diskussionen am Tisch sorgt – oder bei dem ein oder anderen Gleichgesinnten auf Zustimmung trifft.