Nur langsam dürfen sich die Narren in diesen Tagen einer normalen Fasnacht nähern. Mussten gerade die Radolfzeller Zünfte im vergangenen Jahr auf alles verzichten, spricht Narrizella Ratoldi-Präsident Martin Schäuble schon von einer halben Fasnacht. Doch noch hat er gemischte Gefühle: „Das ist fast noch schlimmer als gar keine Fasnacht, man hat die ganze Arbeit, aber es ist doch nichts Richtiges“, fasst Schäuble seine Gemütslage zusammen.

Doch schnell fängt sich der Narrizella-Präsident wieder und versprüht den gewohnten Optimismus. Die Stadt sei mittlerweile prächtig geschmückt, anders als im Jahr zuvor. Als selbst das Aufhängen von Bändeln untersagt war. „Es geht also bergauf“, so Schäuble. Auch das Häs solle in diesem Jahr keinesfalls im Schrank bleiben.

Genaue Uhrzeiten bleiben geheim

Untersagt bleiben allerdings Umzüge, Bälle, Feiern und grundsätzlich größere, unkontrollierte Menschenansammlungen. Deswegen solle zwar das traditionelle Brauchtum stattfinden, allerdings ohne viel Publikum. Die genauen Uhrzeiten der Veranstaltungen sollen in Absprache mit der Radolfzeller Rathausspitze geheim bleiben, dafür dürfen ein Narrenbaum gestellt und das Rathaus übernommen werden.

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„Die Stadtverwaltung ist sehr vorsichtig, möchte aber alles, was möglich ist, auch möglich machen“, berichtet Schäuble aus dem Gespräch mit Bürgermeisterin Monika Laule und Oberbürgermeister Simon Gröger.

Das ist am Schmotzigen Dunschtig geplant

Los geht es aber ganz traditionell: Die Holzhauer werden am Mittwoch, 23. Februar, einen passenden Narrenbaum aus dem Altbohl-Wald holen. Die große Show werde allerdings ausfallen, man möchte das im kleinen Kreis erledigen, informiert Martin Schäuble. Der Schmotzige Dunschtig, 24. Februar, beginnt auch so wie man es als Narr in Radolfzell gewohnt ist.

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Die Garde und der Fanfarenzug werden zum Wecken ausrücken. Schüler und Kindergartenkinder werden in diesem Jahr allerdings nicht befreit, sondern nur besucht. Auch werden Narrizella und Froschenzunft der Obrigkeit im Rathaus den Schlüssel der Stadt abnehmen. Aber auch dies ohne große Bühne und Show. OB Gröger muss dennoch für ein paar Tage den Narren die Stadt überlassen. Später am Tag soll der Narrenbaum gestellt werden. Allerdings ohne Umzug, betont Schäuble.

Narrenspiel vor dem Zunfthaus

Der Fasnachtssonntag, 27. Februar, wird der Tag der neuen Formate. Statt großem Umzug mit allen Zünften und freien Kostümgruppen beginnt der Tag mit dem Gottesdienst für Narren um 11 Uhr im Münster. Am Nachmittag wird die Narrizella die Weltpremiere ihres Narrenspiels vor dem Zunfthaus feiern. Um 14 und um 16 Uhr soll das neue Format vorgestellt werden. „Es ist kein Narrenspiegel, sondern etwas ganz Eigenes“, so Schäuble. Dennoch solle auch etwas Lokalpolitik darin vorkommen. Und auch die Seefunkgruppe wird wie gewohnt den Abschluss bilden. Der Platz vor dem Zunfthaus werde abgesperrt, pro Aufführung könnten rund 250 Leute kommen.

Der Narrizella-Präsident hätte gerne einen richtigen Narrenspiegel abgehalten und mit dem heutigen Stand der Corona-Maßnahmen sei dies auch eigentlich möglich gewesen. Doch habe man bereits sehr früh absagen müssen, weil die Vorbereitungen für alle Beteiligten der Garde so intensiv seien. „Das Schreiben und lernen der Texte kostet so viel Zeit. Die können wir nicht einfach so von unseren Mitgliedern abverlangen, wenn wir nicht ganz sicher sind, dass der Narrenspiegel auch stattfindet“, erklärt Schäuble.

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Die Fasnacht wird am Konzertsegel verbrannt

Am Abend liest dann Bruno Epple um 18 Uhr im Münster eine Andacht. Es geht dabei um die Tiere der Arche Noah, diese sollen auch in der Kirche mit dabei sein. Der Abschluss der halben Fasnacht findet dieses mal am Seeufer und nicht auf dem Marktplatz statt. Am Fasnachtsdienstag, 1. März, wird am Konzertsegel zusammen mit der Froschenzunft die Fasnacht verbrannt.