Die Radolfzeller Einzelhändler müssen sich derzeit in Geduld üben, denn der Absatz in ihren Geschäften ist in der Mehrzahl alles andere als gut. Diese Entwicklung ist ihrer Ansicht nach eine Mischung aus mehreren Faktoren. Als Erstes nennen viele von ihnen die aktuell geltende 2G-Regelung, die es lediglich Geimpften und Genesenen gestattet, die Geschäfte zu besuchen.

Die seit nunmehr fast zwei Jahre herrschenden Einschränkungen durch den anfänglichen Lockdown und späteren 3-G-Regelungen hätten zudem eine generelle Entwicklung wie die Zunahme des Online-Handels verstärkt, sind sie sich sicher. In der Folge waren es vor allem die Händler vor Ort, die diesen Wandel bitter zu spüren bekamen.

„Die Leute haben einfach Angst“

Immerhin sagen die Radolfzeller Händler praktisch durch die Bank hinweg, dass zumindest der Sommer ein wirtschaftlicher Erfolg war. Das sagt auch Daniel Burger vom Bekleidungsgeschäft Dresscode, mit einer Einschränkung: „Wir hatten eigentlich ein gutes Jahr, aber seit November erleben wir einen kompletten Einbruch. Ich bin seit 2006 hier, aber so einen schlechten November hatten wir noch nie“, führt er weiter aus.

Daniel Burger vom Dresscode in der Schützenstraße verzeichnet seit November einen drastischen Umsatzeinbruch.
Daniel Burger vom Dresscode in der Schützenstraße verzeichnet seit November einen drastischen Umsatzeinbruch. | Bild: Jarausch, Gerald

Seiner Ansicht nach ist es insbesondere die 2G-Regelung, die den Einkauf vor Ort für viele unattraktiv mache: „Die Leute haben einfach Angst“, so Burger. Dabei könnten sie zumindest sein Geschäft auch ohne einen Nachweis betreten, weil er aus der Not heraus im vergangenen Jahr einige Lebensmittel in sein Warenangebot aufgenommen hat.

Eigentlich wäre Schließung sinnvoller

Ähnliches kann auch Isadora Bacherle vom „Okay“ in der Höllturmpassage berichten: „Seit 2G läuft es extrem schwach. Man krebst so rum – lustig ist das nicht“, konstatiert sie. Rein wirtschaftlich betrachtet, wäre es eigentlich sinnvoll, den Laden in solchen Zeiten zu schließen. „Aber wir nehmen jeden Cent mit“, erklärt sie.

Isadora Bacherle vom „Okay“ in der Höllturmpassge bedient Kunden, die nicht in den Landen kommen dürfen, auch einmal an der ...
Isadora Bacherle vom „Okay“ in der Höllturmpassge bedient Kunden, die nicht in den Landen kommen dürfen, auch einmal an der Ladentür. | Bild: Jarausch, Gerald

Ohnehin versucht sie, die schwierige Situation mit positivem Denken zu entschärfen: „Wir dürfen den Humor nicht verlieren. Ich hoffe einfach, dass es irgendwann wieder besser wird“, sagt sie. Die wenigen Kunden, die aktuell den Weg zu ihr finden, akzeptierten in der Mehrzahl die 2G-Beschränkung und legten unaufgefordert die notwendigen Dokumente vor.

Andere, wie zum Beispiel schwangere Mütter, die sich nicht ohne weiteres Impfen lassen können, werden auch schon einmal an der Tür mit den gewünschten Artikeln versorgt.

Spielwaren laufen gut

Gut ist bisher das Spielwarengeschäft „Swars“ in der Schützenstraße durch die letzten Monate gekommen, wie Miteigentümerin Sonja Uhl verrät: „Unsere Kunden halten uns bei der Stange. Auch wenn es vielleicht etwas länger bei uns dauert, die Leute wollten bewusst vor Ort kaufen“, berichtet sie.

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Ihre positive Sichtweise begründet sich aus der Erfahrung des Vorjahres. Da musste das Geschäft zwei Wochen vor Weihnachten aufgrund von Corona komplett geschlossen und der Verkauf praktisch eingestellt werden. Auch bei ihr verhalten sich die Kunden verantwortungsvoll.

Fasnacht bringt noch Unsicherheit

„Die Leute versuchen, nur kurz im Geschäft zu verweilen. Und wenn jemand etwas braucht, bringen wir es auch zur Tür“, sagt sie. Etwas Sorgen macht sich Uhl um die bevorstehende Fastnachtszeit. Während in normalen Jahren ihre Regale schon mit den üblichen Waren wie Hemdglonkerhemden, Klepperle und Kostümen gefüllt wären, ist davon bisher noch nichts zu sehen.

Da auch die Zünfte noch nichts Offizielles zur diesjährigen Fastnacht erklärt haben, halten sich alle Beteiligten spürbar zurück. „Fastnacht wird uns beuteln“, ist sie sich deshalb sicher.