Der Blick nach London bereitet Sorgen. In der letzten Woche von 2021 hatte jeder zehnte Londoner eine aktive Corona-Infektion. Die meisten mit der neuen Omikron-Variante. Diese zeigt sich bis jetzt deutlich ansteckender als die bisher vorherrschende Delta-Variante. Und sorgt häufiger für Krankheitssymptome wie Halsschmerzen, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Weniger infizierte Briten mussten ins Krankenhaus, doch die meisten lagen mit Erkältungssymptomen im Bett.

Omikron könnte Mitarbeiter massenhaft krank machen

Darunter auch viele Menschen mit wichtigen Berufen. Etliche Krankenhäuser riefen den Notstand aus, das Militär soll in den kommenden Wochen in den Kliniken der britischen Hauptstadt aushelfen. Doch auch Züge und U-Bahnen fielen pandemiebedingt aus, weil das Personal krank oder in Quarantäne war. Die Angst, Omikron könnte die kritische Infrastruktur auch in Deutschland lahm legen, ist groß. Die Bundesregierung verkürzt aus diesem Grund die Quarantäne- und Isolationsbestimmungen für Infizierte und deren Kontaktpersonen. Doch haben sich Feuerwehr, Stadtwerke und Stadtverwaltung längst so aufgestellt, dass eine Ansteckung verhindert werden soll.

Die Feuerwehr setzt auf strenge Kontaktbeschränkungen

Bereits seit Beginn der Pandemie 2020 hat die Radolfzeller Feuerwehr strenge Regeln aufgestellt, um die Einsatzfähigkeit der Wehr aufrecht zu erhalten. Seit Ende November 2021 habe man erneut jeglichen Dienstbetrieb eingestellt, sagt Feuerwehrkommandant Helmut Richter. Lediglich für den Erhalt der Einsatzbereitschaft notwendige Aus- und Fortbildungen würden in kleinen Gruppen von drei bis fünf Personen mit der 3G-Regelung durchgeführt werden.

„Bis jetzt gab es aber noch keine Infektion, die auf die Feuerwehr zurückzuführen war.“Helmut Richter, Feuerwehrkommandant
„Bis jetzt gab es aber noch keine Infektion, die auf die Feuerwehr zurückzuführen war.“Helmut Richter, Feuerwehrkommandant | Bild: Marinovic, Laura

Die acht Einzeleinheiten habe man auf 16 aufgeteilt, sodass bei einer möglichen Infektion nur ein kleiner Teil in Quarantäne müsste. Für Einsätze gebe es klare Verhaltens- und Hygieneregeln, doch gerade bei größeren Bränden sei der Kontakt zwischen den Feuerwehrmännern und -frauen kaum zu verhindern. „Bis jetzt gab es aber noch keine Infektion, die auf die Feuerwehr zurückzuführen war“, sagt Richter. In Radolfzell praktiziere man bereits das Maximum an Sicherheit und nehme die größtmöglichen Einschränkungen auf sich.

Zur Not würde Helmut Richter auch aus der Quarantäne ausrücken

Doch falls die Omikron-Welle härter zuschlagen sollte, sodass die ganzen Maßnahmen einen massiven Ausfall an Einsatzkräften nicht verhindern können, ist zumindest der Feuerwehrkommandant zu großen Opfern bereit: „Bevor wir Menschen gar nicht mehr aus brennenden Häusern retten können, komme ich auch trotz Quarantäne. Und ich kenne einige, die das ähnlich sehen.“ Die Impfbereitschaft bei den Feuerwehreinsatzkräften sei sehr hoch, sagt Richter, „aber wir sind nicht bei 100 Prozent.“

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Neue Regel für Quarantäne

Stadtwerke Radolfzell haben sogar die IT getrennt, um auf Nummer sicher zu gehen

Zur kritischen Infrastruktur gehört auch die Versorgung mit Strom, Wasser und Internet. Aus diesem Grund haben auch die Stadtwerke Radolfzell einen Notfallplan für den sicheren Betrieb der Anlagentechnik, wie Geschäftsführer Andreas Reinhardt mitteilt. Diesen habe man im Laufe der Pandemie immer wieder aktualisiert. Sofern möglich könnten Mitarbeiter mobil arbeiten und Fachpersonal im selben Bereich sei räumlich und zeitlich strikt getrennt.

„Wir sind gut vorbereitet und können die Versorgung aufrecht erhalten.“Andreas Reinhardt, Geschäftsführer Stadtwerke
„Wir sind gut vorbereitet und können die Versorgung aufrecht erhalten.“Andreas Reinhardt, Geschäftsführer Stadtwerke | Bild: Marinovic, Laura

Auch die digitale Infrastruktur der Stadtwerke habe man getrennt, sie laufe über zwei unabhängige Rechenzentren, erklärt Reinhardt weiter. „Sowohl die Leittechnik als auch sämtliche Markt- und Abrechnungsprozesse funktionieren so sicher“, sagt der Stadtwerke-Chef. Die Impfquote bei den Mitarbeitern der Stadtwerke belaufe sich aktuell auf 97 Prozent. „Wir sind gut vorbereitet und können die Versorgung aufrecht erhalten“, so Geschäftsführer Andreas Reinhardt.

Bei der Stadtverwaltung muss im Zweifel jeder mit anpacken

Auf eine Teilung des Teams im Bereich Technische Betriebe und Stadtreinigung setzt auch die Stadtverwaltung Radolfzell. „Die Arbeiten werden aktuell so eingeteilt, dass sich nur zwei bis drei Personen gemeinsam auf einer Baustelle aufhalten“, erklärt der städtische Pressesprecher Moritz Schade. Da die Stadtreinigung täglich gewährleistet werden muss, müssten im Notfall alle städtischen Mitarbeiter nach vorheriger Einweisung mit anpacken. Aus diesem Grund habe man beispielsweise alle Mülleimer-Standorte in einer Karte erfasst. Der Winterdienst könne auch aufrecht erhalten werden, selbst wenn der halbe Betrieb in Quarantäne wäre, so Schade. Danach müsse man eine Priorisierung der Straßen vornehmen.

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Auch das Team der Kläranlage wurde aufgeteilt, sodass im Falle einer Infektion der Betrieb gewährleistet wäre. Jedes Team könne die Anlage alleine führen. „Außerdem besteht die Möglichkeit, eine provisorische Betriebsaußenstelle zu errichten, sowie zur freiwilligen Isolation des Schlüsselpersonals auf dem Betriebsgelände“, fasst Moritz Schade zusammen. Darüber hinaus sei der Vorrat und die Lagerhaltung essentieller Ersatzteile und Betriebsstoffe nochmal optimiert worden, falls es Probleme mit den Lieferketten oder einen möglichen Ausfall eines Dienstleisters gebe.