Akkus sind in unserem Alltag fast überall zu finden – in Smartphones, Laptops, Tablets und als Antrieb von E-Bikes und E-Autos auch im Straßenverkehr. Was uns den Alltag erleichtert, sorgt aber auch für neue Herausforderungen – etwa bei der Feuerwehr. Zwar betont Tobias Oechsle, stellvertretender Fachbereichsleiter bei der Radolfzeller Feuerwehr, dass die Gefahr, dass E-Autos zu brennen beginnen, nach Statistiken nicht größer als die Gefahr bei herkömmlichen Autos, die mit Sprit betrieben werden. Das schrieb auch die Prüfgesellschaft Dekra in einer Mitteilung aus dem Jahr 2020. Generell brennen laut Oechsle Autos mittlerweile stärker und damit auch heißer als früher, das liege daran, dass unter anderem viel Kunststoff verbaut sei. Mit dem Antrieb habe das aber nichts zu tun.

Dennoch sagt Tobias Oechsle: „Es ist schon etwas anderes, ob ich einen Akku habe oder einen Verbrennungsmotor.“ Denn Akkus stellen die Feuerwehr insbesondere bei Fahrzeugbränden vor ein paar Herausforderungen, denn beim Löschen muss einiges beachtet werden. Noch sind derartige Fälle bei der Feuerwehr Radolfzell noch relativ selten. Laut Tobias Oechsle komme es zwar schon einmal vor, dass kleinere Akkus, etwa von Elektrofahrrädern brennen, das sei erst vor kurzem der Fall gewesen. An einen Fall eines brennenden E-Autos in Radolfzell kann er sich in den vergangenen Jahren jedoch nicht erinnern. Aber: „Die Feuerwehr Radolfzell hat sich darauf vorbereitet“, sagt Feuerwehr-Pressesprecher Joachim Strate. Tobias Oechsle ergänzt: „Wir beschäftigen uns damit seit fast zehn Jahren.“

Abstand zum Akku halten

Die Herausforderung für die Feuerwehr lautet: „Wenn ein Akku wirklich mal brennt, wird eine chemische Reaktion ausgelöst“, sagt Oechsle. Zelle für Zelle entzünde sich dann. Um die chemische Reaktion zu stoppen und das Feuer zu löschen, brauche es Wasser. „Viel Wasser.“ Um keinen Schlag zu bekommen, müssen die Einsatzkräfte außerdem einen Meter Abstand zur elektrischen Quelle halten – dem Akku. Dann werde der Strom nicht übertragen. „Das gilt nicht nur für E-Autos“, betont Tobias Oechsle. Sondern grundsätzlich für alle elektrischen Anlagen.

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Damit diese Regeln beachtet werden können, müssen die Einsatzkräfte jedoch erst einmal wissen, ob es sich bei einem brennenden Auto um ein E-Auto handelt oder nicht. Die Rettungsleitstelle versuche darum, das bei Einsätzen direkt vorab abzuklären und die Feuerwehr zu informieren, erklärt Oechsle. Aber: „Tatsächlich kann man häufig von außen nicht erkennen, ob es sich um ein E-Auto handelt oder nicht“, sagt Joachim Strate. Gerade dann, wenn ein Brand von Laien gemeldet werde. Laut Tobias Oechsle gibt es jedoch ein paar Ansatzpunkte für die Einsatzkräfte. Sie seien dazu angehalten, den Tankdeckel zu überprüfen, um nachzusehen, ob mit Strom oder Sprit getankt wird. Zudem setzen moderne Autos auch automatisch Notrufe ab, dabei werde auch über den Antrieb informiert.

Feuerwehr braucht die Baupläne

Ein weiteres Problem: Nicht an jedem E-Auto befindet sich der Akku an der gleichen Stelle. Zu wissen, wo er zu finden ist, ist jedoch nicht nur im Brandfall, sondern auch bei Verkehrsunfällen wichtig. Wenn Personen eingeklemmt sind, muss die Feuerwehr das Auto nämlich unter Umständen aufschneiden – und sollte dabei keine Kabel erwischen. Während sonst lediglich die Fahrzeugbatterie abgeklemmt wird, müssen die Einsatzkräfte bei E-Autos genau wissen, wo sie mit dem Werkzeug ansetzen. Oder einen Nottrennschalter betätigen, der sich laut Tobias Oechsle direkt am Akku befindet, wenn sich der Akku nicht automatisch selbst abgeschaltet hat. Die Feuerwehr verfüge über eine App, auf der die Baupläne der verschiedenen Automodelle abgerufen werden kann.

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Aber auch, wenn der Akku gefunden und das Feuer gelöscht ist, sei der Notfall noch nicht unbedingt vorbei. „Interessant wird es hinterher“, sagt Tobias Oechsle. Denn ein gelöschtes E-Auto müsse 72 Stunden lang beobachtet werden, da die chemische Reaktion im Akku erneut beginnen kann. Dafür werde es vom Abschleppdienst auf eine Freifläche gestellt. Manche Feuerwehren seien sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hätten Container für Elektroautos angeschafft. Diese Container können geflutet werden, damit das Auto dauerhaft im Wasser gekühlt wird, berichtet Oechsle. Das Wasser müsse dann aber fachgerecht entsorgt werden. In Radolfzell wird ein solcher Container nicht genutzt, Löschwasser müsste aber dann auf Schadstoffe untersucht sowie aufgefangen und entsorgt werden, wenn ein Akku komplett aufplatzt.

Im Notfall hilft ein Eimer Wasser

Dafür hat die Radolfzeller Feuerwehr sich einen anderen Ausrüstungsgegenstand für brennende Akkus angeschafft – einen Metallkoffer, der mit Löschgranulat gefüllt ist. Ein defekter Akku könne darin sicher transportiert werden, sagt Tobias Oechsle. Geeignet sei der Koffer allerdings nur für kleine Exemplare, etwa von Smartphones. Diese könnten sich aufblähen und entzünden, wenn sie zum Beispiel bei großer Hitze in die Sonne gelegt. Oder die mitgelieferten Ladegeräte nicht genutzt werden, warnt Tobias Oechsle.

In diesem mit Granulat gefüllten Koffer können Akkus sicher aufbewahrt werden.
In diesem mit Granulat gefüllten Koffer können Akkus sicher aufbewahrt werden. | Bild: Marinovic, Laura

Wem so etwas passiert, dem rät der Feuerwehrmann, den Akku am besten in einen Eimer mit Wasser zu legen. Bei rauchenden, stinkenden oder brennenden Akkus sollte zudem die Feuerwehr gerufen werden. Diese lüfte die Wohnung dann notfalls auch maschinell und könne zudem prüfen, ob bei dem Brand stark hautreizende Flusssäure entstanden ist.