Der Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung ist in Radolfzell angekommen: Wie in der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses zur Sprache kam, gibt es Probleme bei der Personalsituation in diesem Bereich. „Das ist ein Dauerthema“, berichtete Bürgermeisterin Monika Laule. Wie die Stadt Radolfzell auf Nachfrage mitteilt, waren Stand Mitte Juli in der Stadt etwa sieben Vollzeitäquivalente unterbesetzt, verteilt auf acht Einrichtungen. Im Kitabereich werden es Anfang September zusammengerechnet etwa fünf Vollzeitstellen sein, die unbesetzt sind, von längerem Ausfall seien derzeit etwa 5,5 Vollzeitstellen betroffen. In der Kinderzeit werden im September zusammengerechnet etwa 4,4 Vollzeitstellen unbesetzt sein.

Rentenantritte, Krankheitsausfälle, Konkurrenz

Als Gründe nennt die Stadtverwaltung Renteneintritte, Kündigungen, Krankheitsausfälle, eine Betreuungsproblematik beim eigenen Personal sowie Bewerbermangel. Auch für das kommende Kindergartenjahr habe es nur spärlich Bewerbungen gegeben. „Viele Bewerberinnen und Bewerber können aufgrund von Kündigungsfristen oft nicht so schnell einsteigen wie gewünscht, daher entstehen Überbrückungszeiten, in denen Stellen unbesetzt sind“, so Pressesprecherin Nicole Rabanser.

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Zudem würden Operationen, die in der Pandemie-Hochzeit nicht stattfinden konnten und verschoben werden mussten, nun nachgeholt, was auch für einen Ausfall beim Personal in Radolfzell führe. Und es herrsche eine große Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt: „Durch den Ausbau der Kindertagesbetreuung in der Region wächst der Bedarf an Fachkräften, sodass überall gesucht wird, die Bewerberlage kommt diesem Ausbau nicht hinterher“, so Rabanser.

Entdeckerkiste und Kindergarten Markelfingen betroffen

All diese Umstände haben nun Folgen: In der Kinderkrippe Entdeckerkiste in der Nordstadt mussten bereits die Öffnungszeiten reduziert werden. Bis Ende September hat die Einrichtung statt bis 17 Uhr nur noch bis 16 Uhr geöffnet – gegebenenfalls an einzelnen Tagen sogar nur bis 15 Uhr.

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Auch der Kindergarten in Markelfingen ist betroffen, bei der dortigen Krippengruppe muss das Angebot ebenfalls reduziert werden. Laut der Stadtverwaltung hat sie nach den Sommerferien noch eine Woche länger als regulär geschlossen, in der Woche von Montag, 22. August, bis Freitag, 26. August, könne zudem nur eine Notbetreuung angeboten werden – „vorausgesetzt, es kommt zu keinem weiteren Personalausfall“. Außerdem hat die Kinderkrippe bis Ende September ebenfalls nur zu verkürzten Zeiten geöffnet.

Gegenseitiges Aushelfen, Wegfall von Besprechungen

Wie die Stadtverwaltung betont, sei die Reduzierung von Öffnungszeiten oder gar eine vollständige Schließung von Gruppen das letzte Mittel, das gewählt werde, um das Fehlen von Fachkräften auszugleichen. Zuvor gebe es eine Vielzahl anderer Maßnahmen – „beispielsweise die Reduzierung von Angeboten, Aufstockung von Teilzeitkräften oder der Einsatz von Aushilfskräften“, so Nicole Rabanser.

Zudem seien in den vergangenen Wochen mehrere Maßnahmen umgesetzt worden, um die Betreuung verlässlich zu gewährleisten – unter anderem Aushelfen aus anderen Gruppen, Verzicht auf pädagogische Vorbereitungszeit, Verschiebung von Elterngesprächen und Wegfall von Dienstbesprechungen.

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Auch die Stadt selbst versuche, die Situation etwa durch eine enge Kooperation mit Fachschulen, einem Aufruf zu Initiativbewerbungen, laufenden Bewerbungsverfahren, der Unterstützung von vielfältigen Wegen, die Qualifikation als pädagogische Fachkraft zu erlangen sowie die Mitarbeit an der Entwicklung von Strategien zur Fachkräftegewinnung im Landkreis zu entschärfen.