Mit einem großen Zwischenschritt ist man jetzt dem künftigen Pflegeheim auf der Mettnau näher gekommen. Am vergangenen Freitag wurde am Rohbau des Gebäudes Richtfest gefeiert. Damit ist man gewissermaßen bei der Halbzeit angekommen. Denn mit einem Bezug rechnet man laut Architekt Georg Schmitz vom beauftragen Büro GMS Architekten nicht vor Ende Juli des kommenden Jahres.
Vollstationäre Pflege, Kurzzeitpflege, Tagespflege
Mit der Umsetzung kommt die Stadt endlich ihrer gesetzlichen Aufforderung nach, Einzelzimmer für die Betreuung von Senioren zur Verfügung zu stellen. Im Neubau wird es 90 Plätze in vollstationärer Pflege in Wohngruppen geben. Ferner gibt es sechs Kurzzeit-Pflegeplätze, die zum Beispiel nach einem Krankenhausaufenthalt genutzt werden können, und 24 Tagespflegeplätze.
Bei den beiden Letzteren besteht laut OB Simon Gröger der „größte Behandlungsbedarf“, wie er auf dem feierlichen Akt des Richtfestes feststellte. Das Gebäude selbst, dessen Aufbau aus einem Wettbewerb hervorging, bietet seinen künftigen Bewohnern und allen die dort arbeiten dank zwei Innenhöfen von „jedem Zimmer einen Außenkontakt“, wie Architekt Georg Schmitz betonte.
Recycling-Beton für die Nachhaltigkeit
Optisch hat man mit einer großen Glasfront im Erdgeschoss versucht, dem Bau etwas von der Wuchtigkeit zu nehmen, die durch seine Dimensionen vorgegeben ist. In dem Stahlbeton-Skelett, das jetzt fertiggestellt wurde, sind allein 499 Tonnen Stahl verbaut.
Dort, wo es möglich war, wurde auf Recycling-Beton zurückgegriffen, um dem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung zu tragen. Besonders stolz zeigte sich der Architekt über den künftigen Multifunktionsraum im Erdgeschoss. Er kommt dank ausgeklügelter Statik ohne Stützen aus, was für eine maximale Flexibilität bei der Nutzung sorgt.

Krankenhaus-Wiese muss verkauft werden
Besonders die Finanzierung der größten Baustelle in der Stadt stellte die im Jahr 1386 gegründete Spitalstiftung vor eine riesige Herausforderung. Denn die Stiftungsaufsicht des Regierungspräsidiums bestand auf einer Finanzierung des Projektes mit zwei Dritteln Eigenkapital und maximal einem Drittel Fremdkapital.
„Das war ein Kraftakt für den Spitalfond“, stellte Bürgermeisterin Monika Laule fest. Um die Vorgaben erreichen zu können, muss der Spitalfond nicht nur das bisherige Pflegeheimgebäude in der Poststraße 15 veräußern – dies ist im kommenden Jahr an die Stadt Radolfzell geplant – sondern auch die Grünfläche am Krankenhaus.
Obwohl ein Spendenaufruf noch läuft, muss man „die Fläche jetzt zwingend veräußern“, ließ die Bürgermeisterin all jene wissen, die die Fläche gerne erhalten würden. Nur so lässt sich die notwendige Eigenkapitalquote von 15 Millionen Euro erreichen.
Immerhin konnten dank des großen Engagements von Pflegeheimleiterin Marisa Eid auch einige Einsparungen vorgenommen werden. Gleichzeitig hat sie schon während der Bau- und Planungsphase darauf einwirken können, die Voraussetzung für eine gute und optimierte Arbeitsumgebung für die Mitarbeiter zu schaffen.

Personal wird noch gesucht
Damit das künftige Pflegeheim als hochmoderne Einrichtung auch all die Wünsche erfüllen kann, die an die Einrichtung gestellt werden, sucht man derweil schon weiteres Personal. Denn obschon die bisherigen Mitarbeiter in der schwierigen Zeit der Pandemie der Einrichtung treu geblieben sind, benötigt man weitere Kräfte.
Das findet unter anderem über Social Media-Känale statt. OB Simon Gröger hofft, dass dadurch eine Verbesserung der Situation im Bereich der Fachkräfte in der Pflege herbeigeführt werden kann: „Die Gewinnung von kompetenten Fachkräften ist nach der Schaffung von ausreichend Pflegeplätzen die nächste Herausforderung“, stellte er fest.
Beim anschließenden Rundgang mit Architekt Georg Schmitz über die Baustelle wurde in jedem Fall schon einmal klar, dass die baulichen Voraussetzungen für das künftige Pflegeheim mit viel Weitsicht und Engagement vorgenommen wurden. Angesichts der zunehmenden Anzahl pflegebedürftiger Menschen in der Gesellschaft und vor Ort in Radolfzell ist man ab dem kommenden Jahr dann für die nähere Zukunft gerüstet.