Morgens liegt der Mettnaupark friedlich in der Sonne. Außer ein paar Schwimmern, die im Wasser ihre ersten Bahnen ziehen, ist niemand unterwegs. Und doch scheint hier abends ein ganz anderer Ton angesagt zu sein. Lautes Singen und Lachen, aufgedrehte Musikboxen und Müll auf den Wiesen haben immer wieder Beschwerden über Ruhestörungen zur Folge.
Der Schall am See trägt den Lärm zum Hotel
Die Schuldigen hatte man schnell gefunden: Jugendliche und junge Erwachsene sollen es gewesen sein. Besonders stark waren die Beschwerden vor dem Hotel Iris am See. Karolina Wick und Jannik Probst, die beiden Mitglieder des Jugendgemeindrats, haben sich mit dem Thema auseinander gesetzt. „Das Problem ist, das hier der Schall durch den See und den Wind direkt zu den Hotels getragen wird“, sagt Karolina Wick. „Wer hier feiert, den hört man sofort.“
Gehört wurden die Feiernden von Vielen. Als Konsequenz erließ die Stadt Radolfzell ein Party-Verbot ab 22 Uhr. Einigen reicht das auf Dauer aber nicht: Es werden wieder Stimmen laut, die eine Umwandlung des Mettnauparks zum Kurpark verlangen, um so Ruhe zu garantieren. Der Jugendgemeinerat will das verhindern und organisierte mit den Mitgliedern des Präventionsrats, Katharina Gätjens und Susann Göhler-Krekosch, eine Nachtwanderung, an der auch Anne Meßmer von der SPD teilnahm.
Gemeinsam Lösungen finden, statt kollektiver Verbote
Gemeinsam wollten sie die Situation beurteilen und nach Lösungsansätzen suchen. Sie liefen verschiedene Punkte auf der Mettnau ab, unter anderem auch die Wiese vor dem Hotel. „An dem Abend war alles ruhig,“ berichtet Jannik Probst. Einzelne Gruppen seien unterwegs gewesen, negativ aufgefallen sei aber niemand. Er deutet auf den schmalen Weg der den kritischen Abschnitt Wiese vor dem Hotel vom Rest des Parks trennt. „Einer unserer Vorschläge ist es, den Park abends erst ab diesem Weg freizugeben“, erklärt er. „Denn wenn man sich nur ein bisschen vom Hotel entfernt, stört man schon deutlich weniger.“
Der Park ist groß genug für alle
Diese Maßnahme würde nur wenig Platz wegnehmen, schließlich sei der Park groß. In jedem Fall muss eine Lösung gefunden werden, denn nach den Vorfällen steht die alte Streitfrage wieder im Raum: Wem gehört die Mettnau und wie darf man sie nutzen? Den Vorsitzenden des Jugendgemeinderats ist es wichtig, dass der Park so offen bleibt wie er das momentan ist. Zudem sei für viele Jugendliche der Mettnaupark eine Anlaufstelle, gerade in Corona-Zeiten.
Aktuell, so Jannik Probst, gebe es schließlich kaum Möglichkeiten, sich anderweitig mit Freunden zu treffen. Auch die Mauer an der Promenade in Richtung des Ruderclubs Undine sei abends beliebt. Die Feiernden würden sich dann um die Mauer herum auf der ganzen Wiese verteilen, was die Beschwerden zur Folge hatte.
Jugend wünscht sich einen eigenen Bereich
„Wir haben schon öfter eine Grillstelle oder einen anderen Ort auf der Mettnau angefragt, an dem Jugendliche sich sammeln können. Diesen könnte man ohne Probleme von den Hotels entfernt aufbauen“ erinnert sich Karolina Wick. „Leider wurden unsere Vorschläge immer abgeschmettert.“ Was am Herzenbad möglich war scheint auf der Mettnau nicht durchsetzbar.
Hat die Jugend überhaupt noch Platz auf der Halbinsel? „Wir wollen ja auch eine Lösung finden. Nach der Nachtwanderung haben wir deshalb gemeinsam an einem Konzept gearbeitet,“ erzählt Karolina Wick. Gerne möchten sie eine Werbekampagne starten, bei der sie mit Bannern und Flyern auf das Problem aufmerksam machen. Sie wollen die Feiernden bitten, den Abend nicht direkt vor den Hotels zu verbringen.

Auch der nach den Parties liegengelassene Müll auf und um die Wiese beschäftigt sie. Ein überfüllter Mülleimer steht nur wenige Meter von der Mauer entfernt. Um ihn herum liegen Pizza Kartons. „Man kann die Mülleimer auf der Mettnau an einer Hand abzählen,“ sagt Karolina Wick. Und das reiche besonders in der Sommersaison nicht aus. Ein Vorschlag des Jugendgemeinderats sind somit auch mehr Mülleimer, bestenfalls groß genug für Pizza Kartons.
Diese Lösungsvorschläge wollen sie bei einem runden Tisch mit Oberbürgermeister, Präventionsrat und Seniorenrat diskutieren, mit dem Ziel einen gemeinsamen Kompromiss zu finden. „Das sind aber fast alles langfristige Projekte, die man im Voraus planen muss“, sagt Karolina Wick.
So beispielsweise die Werbekampagne: Plakate, Schilder und Banner können auf dem Gelände des Parks aufgehängt werden. Sie sollen Feiernde dazu motivieren, den Abend mit Abstand zu Hotels und Häusern zu verbringen. Der Jugendgemeinderat hofft, im Frühjahr mit der Planung beginnen zu können, dann wären sie für die nächste Saison fertig.