Mehr als sechs Monate hat die aktuelle Sonderausstellung über die Entwicklung des Umwelt- und Naturschutzes am westlichen Bodensee von den 1920er-Jahren bis heute im Radolfzeller Stadtmuseum bereits geöffnet. Und sie wird es noch rund vier Monate sein – noch bis zum 11. Februar des kommenden Jahres kann sie besichtigt werden.

Aber wie kommt das Thema Naturschutz eigentlich bei den Besuchern an? „Wir sind auf jeden Fall zufrieden“, berichtet Museumsleiter Rüdiger Specht. Nach seiner Einschätzung werden die Besucherzahlen etwas höher als bei der Sonderausstellung im vergangenen Jahr liegen.

Corona hat noch Nachwirkungen

Und auch die Rückmeldungen seien „durchgehend positiv“. Oft werde nicht erwartet, dass eine vergleichsweise kleine Stadt wie Radolfzell ein solches Museum habe, so Specht. Allerdings stecke das Museumspersonal dafür auch viel Geld und Aufwand in die Sonderausstellungen. „Und das merkt man“, ist sich der Museumsleiter sicher.

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Dennoch gibt es einen Wermutstropfen: So zufrieden Rüdiger Specht auch ist, auf dem Niveau von 2019 und früheren Jahren sei man noch immer nicht angekommen. Die Corona-Pandemie, die im Stadtmuseum zu einem Besucherschwund von 70 Prozent gesorgt habe, habe noch immer Folgen. „Wir sind noch dabei, aufzuholen“, sagt Rüdiger Specht.

Zunahme an Besuchern erwartet

Warum auch jetzt, wo es keine Einschränkungen mehr gibt, noch nicht alles beim alten ist, kann er nicht sagen. Es könne eine Rolle spielen, dass Menschen zum Teil noch immer unsicher seien und gerade Veranstaltungen und Angebote im Innenbereich meiden. Aber dennoch: Es gehe aufwärts. „Wir werden die Zahlen im Vergleich zum letzten Jahr steigern können“, so Specht. „Aber es ist noch eine Wegstrecke zu gehen.“

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Eine Zunahme an Besuchern erwartet er für die kommenden Monate, denn traditionell ziehen die Zahlen im Herbst und Winter an. Auch in den Schlechtwetterphasen dieses Sommers habe er gemerkt, dass die Zahlen deutlich zugenommen haben, berichtet Specht. Nur auf Weihnachten zu würden sie dann vermutlich wieder abnehmen, da seien viele Menschen mit den Vorbereitungen auf die kommenden Feiertage beschäftigt.

Auffällig viele junge Besucher

Auffällig sei bei der aktuellen Sonderausstellung, dass unter den Besuchern immer wieder auch junge Menschen seien, erklärt Rüdiger Specht – „mehr als in anderen Sonderausstellungen“. Er vermutet, dass das Thema junge Menschen fast schon mehr bewegt als Erwachsene – naheliegend mit Blick auf Aktionen wie Fridays for Future sowie die aktuellen Straßenblockaden in verschiedenen Städten.

Führungen für Schulklassen finden dagegen laut dem Museumsleiter nur wenige statt. Er vermutet, dass dies womöglich damit zusammenhänge, dass den Lehrern nur wenig Zeit bleibt, Dinge außerhalb des Bildungsplans anzubieten, um den gesamten Stoff zu vermitteln. Kritik übt er deshalb auch keine: „Ich habe da volles Verständnis.“

Welches Thema hat die nächste Sonderausstellung?

Sowohl Jung, als auch Alt könnten in den kommenden Wochen mehrere Aktionen für die Sonderaktionen begeistern. Wie Rüdiger Specht berichtet, wird so seit der Kulturnacht und noch bis zum 29. Oktober im Erdgeschoss des Museums eine kleine Wanderausstellung des Landschaftserhaltungsverbandes Konstanz zum Thema Landschaftspflege und Naturschutz gezeigt. Außerdem finden im November und Dezember Führungen sowie Vorträge statt.

Während all dem bereitet sich das Team des Stadtmuseums bereits seit einer Weile auf die nächste Sonderausstellung vor – und Rüdiger Specht verrät schon einmal, worum es dabei gehen wird: „Die nächste Sonderausstellung wird sich um ein Thema kümmern, dass bisher noch nicht in den Ausstellungen aufgegriffen wurde, auch nicht in der Dauerausstellung“, erklärt er.

Bild 1: Wie viele interessiert Naturschutz? Wie die Sonderausstellung im Museum läuft und was danach kommt
Bild: Marinovic, Laura

Die Rede ist von den Ortsteilen. Diese sollen im kommenden Jahr dann im Fokus stehen. „Man findet dort eine unglaubliche Menge an Objekten und an Menschen, die sich dort engagieren“, sagt Specht. Außerdem seien die Ortsteile in der Vergangenheit eigentlich sogar stärker vom Strukturwandel betroffen gewesen als die Kernstadt. Und dort lebe fast die Hälfte der Radolfzeller Einwohner.

Vorbereitungen laufen schon

Das Stadtmuseum sei nun schon in Kontakt mit den Menschen aus den Ortsteilen, man hab bereits mit den Ortsvorstehern gesprochen und die Besonderheiten gesammelt. Auch habe das Team erste Tipps und Hinweise bekommen, woher sie Ausstellungsstücke bekommen können.

Fest stehe allerdings jetzt schon, dass nicht alle Aspekte aus der Geschichte der Ortsteile in der nächsten Sonderausstellung präsentiert werden können, gibt der Museumsleiter zu bedenken. Dafür reiche der Platz einfach nicht aus. Dennoch: „Wir freuen uns darauf, diesen – von der Kernstadt aus gesehen – äußeren Bereich ins Zentrum zu rücken“, so Specht.