Wer derzeit im Mettnaupark die schöne Umgebung genießt, könnte tatsächlich dabei gestört werden. Hin und wieder ertönt der Klang von Kettensägen oder von einem Presslufthammer. Eine Baustelle oder etwas Ähnliches sucht man dennoch vergebens.
Hier sind stattdessen fünf Bildhauer dabei, Kunstwerke zu erschaffen. Sie sind Teilnehmer des vierten Radolfzeller Bildhauersymposiums, das in dieser Woche stattfindet. Die Künstler erschaffen ihre Werke nicht aus Lust und Laune in der Radolfzeller Parkanlage, sondern wollen ganz bewusst zum Zuschauen einladen.
Fünf Künstler, die ihre Arbeit zeigen und vorstellen wollen
Dabei können die Besucher mit den Kunstschaffenden ins Gespräch kommen. In diesem Jahr hat das Kulturbüro Radolfzell in Kooperation mit Künstlerin und Organisatorin Heike Endemann vier Mitglieder des Bundes freischaffender Bildhauer in Baden-Württemberg sowie einen lokalen Bildhauer zu dem Symposium im Mettnaupark eingeladen. Die fünf erschaffen dort noch bis zum Freitag ihre Werke unter freiem Himmel.

Die Umgebung und das Ambiente im Park sind für die Besucher und Kunstschaffenden gleichermaßen reizvoll. „Das ist super hier und etwas ganz anderes als der Alltag im Atelier“, sagt zum Beispiel Jan Douma. Der Niederländer mit Wohnsitz in Vogtsburg am Kaiserstuhl hat die Gunst der Stunde ergriffen und den Arbeitsaufenthalt in Radolfzell mit dem Vergnügen verbunden.
„Ich mache Zelturlaub in Markelfingen während der Woche“, berichtet er. Tagsüber muss er allerdings richtig ran. Er arbeitet mithilfe verschiedener Kettensägen eine abstrakte Figur aus einem rund drei Meter hohen Eichenstamm heraus. Dabei versucht er das Thema Himmel und Erde, das in diesem Jahr ausgegeben wurde, umzusetzen.
Bei Birgit Feil muss es schnell gehen
Deutlich geräuscharmer geht es bei Birgit Feil zu. Sie hat sich für die Woche in Radolfzell ein Betonobjekt vorgenommen, das zunächst als Tonplastik hergestellt und später aus Beton gegossen wird. Dementsprechend schnell muss es bei ihr in den ersten Tagen vorangehen.
Bei der Plastik handelt es sich um eine realistische Figur, die auf einem Turm aus Sitzkissen sitzt. Die Künstlerin aus Leonberg nimmt normalerweise nicht an Symposien teil, zeigt sich aber angesichts der schönen Rahmenbedingungen in Radolfzell sehr angetan: „So etwas mache ich jetzt vielleicht etwas öfter“, sagt sie.
Steinmetz arbeitet mit Presslufthammer aus Italien
Schnell müssen auch die anderen Künstler in der Runde vorankommen. Steinmetz und Steinbildhauer Vincenz Repnik aus Radolfzell hat deswegen einen leicht zu bearbeitenden Sandstein für seine Arbeit ausgewählt. Diesen gestaltet er vorzugsweise mit einem italienischen Pressluft-Stabhammer.
Das Gerät stammt aus einer mehrjährigen Beschäftigung in Italien, bei der er als Steinbildhauer zahlreiche klassische Objekte herstellen musste. Nun genießt auch er die ungewöhnliche und schöne Arbeitsumgebung im Park: „Morgen bringe ich meine Badehose mit“, kündigt er angesichts der derzeit sommerlichen Temperaturen an.
Abstrakte Arbeiten
Etwas abstrakter als Vincenz Repnik setzen die beiden Holz- und Kettensägen-Künstlerinnen Beate Leinmüller und Organisatorin Heike Endemann das Thema Himmel und Erde um. Beide arbeiten mit der Kettensäge an Eichenholzstämmen. Leinmüller hat sich ein keimförmiges Objekt vorgenommen, das sie bereits im Vorfeld in einer kleineren Form ausgearbeitet hat.
Ganz wird sie die ursprüngliche Form nicht umsetzen können – dazu eignet sich der Stamm, den sie zur Verfügung gestellt bekommen hat, nicht. Unabhängig davon erfreut auch sie sich an der Park-Idylle und der guten Organisation: „Der Service ist toll, die Menschen sind nett und man geht respektvoll miteinander um“, sagt sie erfreut.
Das ist nicht zuletzt auch Heike Endemann zu verdanken, die die Stadt nicht nur auf die Idee zu dem Bildhauersymposium gebracht hat, sondern seit 2014 mit in die Organisation eingebunden ist. So ganz nebenbei ist auch sie wieder künstlerisch aktiv. Schon jetzt ist bei ihrem Objekt die charakteristische Helixform zu erkennen. Am Samstag kann man sich die fertigen Arbeiten der Künstler dann im Mettnaupark anschauen.