Wie vielseitig die Radolfzeller Fasnacht ist, zeigt der Film „Narri, Narro! Eine närrische Reise durch Radolfzell und seine Ortsteile“, der im Milchwerk vor rund 130 Narren Premiere feierte. Alle Zünfte der Ortsteile sowie die Narrizella und Froschenzunft aus der Kernstadt zeigten in unterhaltsamen und kurzweiligen 48 Minuten, wo die Wurzeln der Zunft liegen und welches Brauchtum und welche Figuren ihre Fasnacht prägen.
Der Film wurde im Rahmen der Heimattage produziert – eigentlich hatte man eine richtige Reise durch die Stadt geplant, diese musste allerdings wegen Corona abgesagt werden. „Ich finde den Film richtig gut und auch besser als die geplante Reise. So hat man etwas Nachhaltiges und konnte sich viel besser präsentieren“, sagt Michaela Martin, Betriebsleiterin der Froschenzunft. Alle Vereine hätten sich viel Mühe gegeben und ein tolles Programm erstellt.
Die Froschenzunft ließ in dem Film ihre bewegte Geschichte von Narrenrätin Carmen Kirchner verlesen. Auch das passende Gedicht von Brune Epple wurde rezitiert. Selbiger saß im Publikum und war begeistert von der filmischen Narrenreise. „Es war sehr anregend und informativ“, sagte Epple nach der Vorführung. Er habe nicht mehr alle Figuren der Zünfte im Kopf, deswegen sei der Film für ihn lehrreich gewesen. Jörg Sigmund, Zunftschreiber der Narrizella Ratoldi, schloss sich dieser Meinung an.

Auch er habe noch Neues über die Narrenvereine der Ortsteile gelernt und findet, das Filmprojekt habe alle wieder ein bisschen näher zusammen gebracht. „Meistens macht jeder sein Ding und man sieht die Ortsteilzünfte nur am Sonntagsumzug. Doch der Film lässt einen über den Tellerrand schauen“, so Sigmund. Er hoffe, dass die ursprünglich geplante Narrenreise bald stattfinden könne und man den Kontakt zu den benachbarten Vereinen weiter intensivieren könne.
Der Film selbst ist so vielseitig wie die Zünfte, die sich in ihm präsentieren. Während die Narrizella und Froschenzunft für ihren Teil eher ruhig und im Stile einer Dokumentation die Geschichte ihrer Zunft vorstellen, haben andere den Entstehungsmythos ihres Brauchtums und ihres Vereines nachgespielt.
Besonders zu erwähnen sind hierbei die Güttinger Schimmelreiter, die mit gruseliger Atmosphäre auf der Schanz und launigen Kneipengesprächen die Geschichte des geköpften schwedischen Offiziers darstellten, überraschendes Ende inklusive. Auch die Stahringer Schoofwäscher zeigten schauspielerisches Talent und stellten das Gedicht über die Namensgebung der Zunft von Johann Sauter mit viel Einsatz dar. Da wurde der Narrensamen im Schafskostüm in den Stall gelegt und geschrubbt, was das Zeug hält.

In Liggeringen zeigten sich die Moofanger besonders gastfreundlich und luden einen Wanderer nicht nur zu Wein und Vesper ein, sondern erklärten ihm auch gleich die Figuren der Zunft und stellten einen kleinen Narrenbaum. Dieser erhielt im Publikum prompt Szenenapplaus, es waren ganz klar nur eingefleischte Fasnachter da. Auch der Mögginger Narrenbaum kam beim Publikum äußerst gut an.
Weniger hingegen Thomas Giesinger, Präsident der Bengelschießer, der sich gleich in den ersten Sekunden des Filmes unbeliebt machte. Er grüßte mit den Worten „Herzlich willkommen im größten und wichtigsten Ortsteil von Radolfzell“ von der Leinwand. In Markelfingen erzählte man die Geschichte der Seifensieder vom Brunnen aus. Auch wenn nicht alle Figuren für den Dreh anwesend sein konnten: Corona-Quarantäne und Sportverletzungen ließen die Mannschaft schrumpfen.
Am Samstag, 20. November, laden die Ortsteil-Zünfte um 14.11 Uhr und 17.11 Uhr zu zwei Filmvorführungen ein. Die Schimmelreiter zeigen den Film in der Buchenseehalle Güttingen, in der Torkel Liggeringen werden die Moofanger die Narrenreise vorführen, im Rathauspavillon Böhringen zeigt die Bengelschießer-Zunft das Werk, im Milchwerk werden die Seifensieder aus Markelfingen mangels eigener Halle den Film aufführen und laden dazu auch alle Interessierten aus der Kernstadt ein, der Narrenverein Welsbart wird die Narrenreise in der Mindelseehalle Möggingen zeigen und im Rathaus Stahringen führt die Schoofwäscherzunft den Film vor. Für den Besuch ist ein 2G-Nachweis erforderlich, also genesen oder geimpft. Es gilt Maskenpflicht.