Die Folgen der Corona-Pandemie betreffen nicht nur die Gesundheit, sondern auch das gesellschaftliche Leben. Vor allem Vereine, auch sehr aktive Vereine, spüren die Konsequenzen der Kontaktbeschränkungen und Verbote. Das Vereinsleben ist eingeschlafen, engagierte Mitglieder abgetaucht, die einst enge Gemeinschaft ein bisschen abhanden gekommen. Vor allem Musikvereine mussten besonders lange auf Proben und gemeinsame Auftritte verzichten. Blasmusiker hatten sich an strenge Auflagen zu halten.
Holzhauermusik will sich wieder breiter auftstellen
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, möchte die Holzhauermusik kurz vor ihrem 70. Geburtstag im kommenden Jahr nach der Zwangspause neu durchstarten. Und sucht dafür noch Mitstreiter. „Zum ersten Mal fehlt es uns tatsächlich an Musikern, wir suchen aktiv neue Mitglieder“, formuliert der Chef der Holzhauermusik, Jörg Junghanns, den Aufruf seiner Gruppe.
In der Vergangenheit habe man nie Nachwuchssorgen gehabt. Die Blasmusikgruppe sei vor Corona in der Region häufig unterwegs gewesen und habe viele Auftritte gehabt, berichtet Junghanns. Interessierte Musiker hätten sich von allein gemeldet oder die Holzhauermusiker nach Auftritten angesprochen. Oder der Nachwuchs kam direkt aus dem Jugendblasorchester oder aus der Holzhauerzunft selbst. Doch ohne öffentliche Auftritte, ohne Vereinsleben, ohne Veranstaltungen, seien sämtliche Möglichkeiten in Kontakt zu treten weggefallen. Und offen gewordene Posten blieben so unbesetzt.
Zwei langjährige Mitglieder hätten altersbedingt das Blechblasinstrument an den Nagel gehängt. Bei anderen seien es familiäre oder berufliche Gründe gewesen, die dazu geführt hatten, das zeitintensive Engagement bei der Musikgruppe aufgeben zu müssen. „Das gab es früher auch schon, nur damals hatten wir keine Probleme Musiker zeitnah zu ersetzen“, sagt Rainer Hoier von der Holzhauermusik. Bis auf das Schlagzeugregister – das sei komplett – könne man sich aktuell mit jedem Instrument bewerben.
Ausgebildete Musiker werden gesucht
Hauptsache man beherrsche es gut, sagt Jörg Junghanns. Da der musikalische Anspruch der Holzhauermusik sehr hoch sei, könnten nur ausgebildete Blechblasmusiker mitspielen. Ansonsten sei es ein guter Zeitpunkt, um neu zur Gruppe dazuzustoßen, versichert Rainer Hoier. Denn alle seien ein wenig aus der Übung und man müsse komplett neu anfangen, die Stücke zu proben und einzustudieren. Doch trotz der Suche nach neuen Mitspielern sei die Holzhauermusik voll einsatzbereit, versichert Junghanns. Nur wolle man sich eben für die Zukunft wieder breiter aufstellen.
Das Phänomen der Vereinsmüdigkeit sei aber nicht nur in Musikgruppen zu finden. Rainer Hoier ist Mitglied im Tennisclub, im Fußballverein, bei der Narrizella und dem Eisenbahnersportverein und hat es in den vergangenen Monaten oft erlebt. Es sei immer schwieriger geworden, Mitglieder für die Vereinsarbeit zu motivieren oder Personen von einem Vorstandsposten zu überzeugen. Manche würden ganz austreten, da sie nach all den Monaten Lockdown festgestellt hätten, dass es auch ohne Verein ganz gut gehe.
Seit dem Ende der Sommerferien hätte die Holzhauermusik wieder ihre Proben aufgenommen. In der Vergangenheit seien Treffen im Probenraum ein großer bürokratischer Aufwand mit Testnachweisen und Anwesenheitslisten gewesen, erinnert sich Jörg Junghanns. Hinzu käme die fehlende Motivation zu spielen, wenn keine Auftritte anstünden. „Es fehlte ein Ziel, auf das wir hingefiebert haben“, erklärt der Holzhauermusik-Chef. Den Sommer über habe man auf privaten Feiern gespielt, was man davor nicht gemacht hatte, nur um überhaupt einmal wieder zusammen zu spielen.
Doch nun blickt die Blasmusikgruppe hoffnungsvoll in den Herbst. Die Planungen für die nächsten Monate, die Fasnacht, den Holzhauerball und weitere Auftritte würden auf Hochtouren laufen. Einige Termine, die für 2021 geplant und abgesagt wurden, seien auf 2022 verschoben worden. „Wir freuen uns aber, dass die Veranstalter weiter an uns festhalten“, sagt Jörg Junghanns.