Bei der Planung für das Neubaugebiet Lindenbühl-West auf dem Reichenauer Festland hat der Gemeinderat nun einen wichtigen Schritt vollzogen. In der jüngsten Sitzung wurde der Auslobungstext beschlossen, auf dessen Basis 15 Planungsbüros im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs nun Entwürfe machen sollen, wie das Gebiet bebaut werden könnte.
Eine lange und intensive Diskussion mit unterschiedlichen Meinungen gab es – wie schon im Vorfeld und bei der vorgeschalteten Bürgerbeteiligung – über die Dichte der Bebauung und darüber, wie viele Menschen hier einmal leben können sollen. Schließlich stimmte eine knappe Mehrheit mit acht „Ja“- und sechs „Nein“-Stimmen für den Vorschlag der Verwaltung, dass pro Hektar im Schnitt 120 Menschen hier ein Zuhause finden sollen.
Bei der Gebietsgröße von 8,4 Hektar bedeutet dies, dass es im Neubaugebiet mittelfristig rund 1000 Bewohner geben kann. Klar abgelehnt wurde der Antrag der Freien Wähler, diese Zahl auf 90 Bewohner pro Hektar zu reduzieren, knapp abgelehnt der Kompromissvorschlag von Sandra Grassl-Caluk (SPD) mit 100 bis 110 Bürgern pro Hektar.
Nun soll es viele mehrgeschossige Gebäude mit Mietwohnungen für Normalverdiener und Familien geben und auch geförderten Wohnungsbau. Aber auch verdichteter Einfamilienwohnungsbau ist geplant. Auf Antrag der FW wird dessen Anteil von zehn auf 20 Prozent an der Gesamtwohnfläche erhöht. Das können Doppel- oder Reihenhäuser sein.
Mehr Wohnraum für Normalverdiener?
Bürgermeister Wolfgang Zoll sagte, er sei fest davon überzeugt, dass dies die richtige Entscheidung sei. Sonst wäre man vom eigentlichen Ziel abgekommen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Für Normalverdiener habe die Gemeinde nichts zu bieten und „dass wir uns am Bedarf der Gemeinde orientieren, steht im Mittelpunkt.“ Man sollte verhindern, dass Menschen aus der Gemeinde wegziehen.
„Wie viele Einwohner es dann werden, wird man sehen über die Jahrzehnte hinweg“, meinte Zoll. Denn klar ist, dass das Neubaugebiet in mindestens drei Bauabschnitten über einen längeren Zeitraum entstehen soll. Am Ende sollen auf rund 47.500 Quadratmetern Geschossfläche rund 475 Wohneinheiten entstehen, so die Vorgabe an die Planungsbüros.
Manfred Walser vom Beraterteam, das die Bürgerbeteiligung durchgeführt hatte, verwies darauf, dass sich eine deutliche Mehrheit der rund 350 Bürger, die teilnahmen, für eine mehrgeschossige Bauweise ausgesprochen habe. Nur zwölf hätten angegeben, dass sie selbst im Neubaugebiet ein Haus bauen möchten.
Die kleineren Häuser sollen vor allem im östlichen Teil des Grundstücks entstehen also angrenzend an die bestehende Bebauung. Der Bürgermeister betonte: „Man muss den Übergang schaffen vom Lindenbühl zum neuen Baugebiet.“
Die Grundschule in der Waldsiedlung bleibt erhalten. Bei etwa 20 Kindern pro Jahrgang müsste diese lediglich etwas erweitert werden, meinte Zoll. Aber die Planungsbüros sollen im Neubaugebiet eine Kindertagesstätte mit drei Gruppen für Kinder über drei Jahren und fünf für Kinder unter drei Jahren auf etwa 2500 Quadratmetern vorsehen.
Und ein Quartierszentrum mit zentralem Platz, Veranstaltungsraum und Café wird mehrheitlich gewünscht. Aber auch hier gingen die Meinungen auseinander. Jochen Reutter, der Betriebsdirektor des Zentrums für Psychiatrie, sagte, der Festsaal und die Cafeteria im ZfP stünden auch den neuen Bewohnern offen.
„Es braucht einen sozialen Treffpunkt“
Grassl-Caluk meinte dagegen, das habe sich schon bisher nicht als Treffpunkt für Lindenbühler erwiesen. Sie forderte zudem ein Angebot für Jugendliche. Auch Zoll meinte: „Es braucht einen sozialen Treffpunkt.“
Das Neubaugebiet soll energetisch möglichst klimaneutral sein und Verkehr soll reduziert werden. 1,3 Stellplätze pro Wohneinheit werden vorgeschrieben, die in einem zentralen Parkhaus sein könnten. Dabei haben die Planer kreative Freiheiten. Nocke sagte: „Die Stellplätze sind nachzuweisen in einer zeitgemäßen Form.“