Um 15.15 Uhr war es endlich so weit. Angeführt von einem Polizeiwagen rollten am Donnerstag, 14. Juli, die ersten Autos auf zwei Spuren in Richtung Konstanz auf die Südröhre des B¦33-Tunnels bei der Waldsiedlung zu und dann in diesen hinein. Manche hupten und winkten den Gästen des Festakts zu, der zuvor in der Nordröhre stattgefunden hatte.

Politiker aus Bund, Land und Landkreis, am Bau Beteiligte, Medienvertreter sowie einige Bürger aus der Waldsiedlung waren zur feierlichen Eröffnung des Tunnels gekommen. Später am Nachmittag wurde dann auch die Nordröhre für den Verkehr Richtung Radolfzell frei gegeben – hier allerdings nur auf einer Spur, weil es in diese Richtung bis Allensbach-Mitte noch einige Jahre einspurig bleiben wird. Angebunden an die alte B 33 sind die neuen Fahrbahnen über eine Rampe zwischen Hegne und der Waldsiedlung.

Ein Etappensieg

Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer sagte beim Festakt, dies sei „ein schöner Moment“, „ein Etappensieg“. Schäfer erklärte: „Wir haben einen so wichtigen Meilenstein erreicht.“ Der Tunnel bei der Waldsiedlung sei natürlich ein wichtiges Projekt für den Verkehr.

Bärbel Schäfer, Präsidentin des Regierungspräsidiums Freiburg, hier im Gespräch mit dem Konstanzer OB Uli Burchardt, bezeichnete die ...
Bärbel Schäfer, Präsidentin des Regierungspräsidiums Freiburg, hier im Gespräch mit dem Konstanzer OB Uli Burchardt, bezeichnete die Öffnung des Tunnels als Meilenstein. | Bild: Timm Lechler

Aber er sei auch ein Paradebeispiel, was Verkehrsbaukunst alles vereinen könne. Denn der Tunnel diene den Menschen, die hier leben und fahren, aber ebenso den Belangen von Natur und Landschaft. Es gebe weniger Lärm und bessere Luft. „Davon werden vor allem die Waldsiedler profitieren.“ Diese hatten jetzt zwar mehr als drei Jahre die Baustelle vor der Haustür, hätten viel ertragen müssen, aber: „Es hat sich gelohnt“, meinte Schäfer.

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Durch die geländegleiche Nivellierung des Bodens über dem Tunneldeckel gebe es nun eine optimale Vernetzung mit dem Wollmatinger Ried, wovon auch Tiere profitieren. „Das ist eine tolle Leistung.“ Zu danken sei hierfür zum einen dem Bund, der das Ganze finanziert, den örtlichen Politikern aller Parteien von einst und heute, die sich für den Ausbau eingesetzt haben, sowie der Neubauleitung Singen und allen beteiligten Firmen.

Um die Freigabe wie angekündigt am 14. Juli zu ermöglichen, seien zuletzt sogar Nachtschichten geleistet worden. „Wir haben eine Punktlandung hingelegt.“ Für das 745 Meter lange Bauwerk seien 10.000 Quadratmeter Spundwände in den Boden eingebracht worden, rund 45.000 Kubikmeter Stahlbeton verbaut und rund 170.000 Kubikmeter Erdreich abgetragen und bewegt worden. Die Kosten gibt das Regierungspräsidium mit 63 Millionen Euro an.

30.000 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden

Von einem Meilenstein für einen besseren Verkehrsfluss, weniger Lärm und Abgasen sprach auch Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Laut einer Verkehrszählung aus dem Jahr 2019 seien auf der Strecke mehr als 30.000 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden unterwegs. Zwar habe sich die Ampelkoalition die Mobilitätswende vorgenommen, wolle mehr auf die Schiene verlagern.

Der Schwerpunkt im Straßenbau liege auf Sanierung und Erhalt, sagte er. Es gelte aber auch, an der einen oder anderen Stelle wichtige Lückenschlüsse zu machen – so wie hier. Der Tunnel sei nun Teil einer leistungsfähigen West-Ost-Achse, eine wichtige Investition für den Landkreis, das Land Baden-Württemberg und auch die Nachbarn in der Schweiz.

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Zur Bausumme, die für den gesamten B 33-Ausbau nach wie vor mit 408 Millionen Euro angegeben wird, sagte Theurer: „Es ist ein erklecklicher Betrag.“ Er verwies auf kriegsbedingte Versorgungsengpässe und deutliche Preissteigerungen zum Beispiel beim Baustahl. Doch als Botschaft aus dem Ministerium könne er sagen, es sei der „erklärte Wille, dass es so weitergeht mit dem Ausbau“. Wobei sich die wirtschaftliche Situation eintrüben könnte.

„Es ist ein erklecklicher Betrag“, sagte Michael Theurer.
„Es ist ein erklecklicher Betrag“, sagte Michael Theurer. | Bild: Timm Lechler

In den Haushalten 2022 und 2023 sei der Fernstraßenausbau auskömmlich finanziert. Der Tunnel sei jedenfalls eine Meisterleistung. „Er ist ein tolles Beispiel für Ingenieur-Baukunst“, meinte Theurer. Der Tunnel diene Mensch und Natur, der Wirtschaft und der Mobilität, die hohe Bedeutung habe für eine Industrienation. Es sei also gut angelegtes Geld.

Ein gutes Stück Arbeit kommt noch

Elke Zimmer, Staatssekretärin im Landesverkehrsministerium, sagte: „Ich glaube, es ist ein guter Tag für die Region.“ Und sie würde sich freuen, wenn es in einer überschaubaren Zeit möglich wäre, den nächsten B 33-Abschnitt abzuschließen und freizugeben. Diese Verbindung brauche es für die Menschen und die Wirtschaft und auch für den Naturschutz.

„Ich glaube, es ist ein guter Tag für die Region“, sagte Elke Zimmer, Staatssekretärin im Landesverkehrsministerium.
„Ich glaube, es ist ein guter Tag für die Region“, sagte Elke Zimmer, Staatssekretärin im Landesverkehrsministerium. | Bild: Timm Lechler

Ein Ziel der Landesregierung sei es, Stauschwerpunkte abzubauen und den Verkehrsfluss zu verstetigen. „Dann haben wir einen geringeren CO2-Ausstoß“, meinte Zimmer. Und diesen weiter zu senken, sei eine große Herausforderung, aber wichtig für den Klimaschutz. Durch den Tunnel werde die Lebensqualität der Menschen in der Waldsiedlung steigen. Aber mit Blick auf den weiteren B 33-Ausbau, die Tunnels bei Hegne und Allensbach, betonte Zimmer: „Es liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor uns.“

Nachteile für die Waldsiedler

Auch Reichenaus Bürgermeister Wolfgang Zoll meinte, dies sei ein bedeutender Tag für die Waldsiedler. Allerdings nicht nur im positiven Sinn. Denn wie erst am Mittwoch dem Bürgermeister und den Waldsiedlern richtig bewusst wurde, gibt es dadurch auch Einschränkungen. Denn aus Richtung Hegne kommt man nicht mehr so leicht in die Waldsiedlung.

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Der Langsamverkehr wie zum Beispiel Motorroller dürfe immerhin die Nordröhre des Tunnels benutzen, so der Bürgermeister, müsse dann aber am Kindlebildknoten abfahren und über die Gemeindeverbindungsstraße in die Siedlung. Und ein wesentlicher Nachteil ist es, dass nun die Buslinie 203 nicht mehr von Hegne über die Waldsiedlung fährt, sondern direkt zum Bahnhof Reichenau und weiter nach Wollmatingen. Das betrifft auch den Schülerverkehr. Der Bürgermeister sagte, er wolle mit dem Landratsamt und der Neubauleitung reden, ob es eine Möglichkeit gibt, die Waldsiedlung wieder an die Linie 203 anzubinden.