Ob das grünliche Eis in dem kleinen Becher wirklich schmecke, fragt eine Besucherin des ersten Klostermarktes auf der Insel Reichenau ihre Nachbarin an einem der 17 Stände im Klostergarten. Die Antwort fällt trotz geschlossenem, weil noch vollem Mund, eindeutig positiv aus. Stefan Guder von der Genusswerkstatt Bienenhof freut es.
„Wir wollten uns für diesen Markt etwas Besonderes ausdenken und haben ein Basilikum-Zitronen-Eis kreiert“, sagt er. Dabei lässt er durchblicken, dass auch andere Kräuter im Gespräch waren. „Basilikum kennen die Menschen sehr gut und Zitrone gibt Hoffnung, dass das Eis auch schmeckt“, erklärt Guder, warum es dann diese Kombination wurde, und lacht herzlich.
Auch andere Teilnehmer des Klostermarktes haben keine Mühen gescheut und sind in die Produktion gegangen. Ingrid Günther, die seit 15 Jahren Inselführungen anbietet und sich selbst mit einem Schmunzeln als Kräuterhexe bezeichnet, bietet an ihrem Stand jede Menge Kräuterprodukte an.
„Für das Salz habe ich mich nur an den Kräutern in meinem Garten bedient“, erzählt sie und zeigt auf einen Salbeilikör. „Ich bin der Meinung, bei einer Kräuterführung muss man nicht nur hören und sehen, sondern auch schmecken“, sagt Ingrid Günther, für die der Klostergarten fast schon ein zweites Wohnzimmer ist.
Wiederholung? Organisatorinnen sagen nicht Nein
Ähnlich haben das sicherlich die beiden Organisatorinnen Carolin Graf und Sandra Grassl in den vergangenen Wochen und Tagen empfunden. „Es war schon wirklich viel Arbeit“, sagen sie, sind aber glücklich, dass der Markt am Samstag im zweiten Anlauf bei wunderbarem Wetter stattfinden konnte. Ob es eine Wiederholung gibt, beantworten beide mit: „Wir sagen jetzt einmal nicht Nein.“
Dabei hätten sie sowohl von der Gemeinde Reichenau als auch von allen Standbetreibern sehr viel Unterstützung erfahren. „Besonders die vielen positiven Rückmeldungen der Besucher heute freut uns sehr“, sagen beide mit einem glücklichen Gesichtsausdruck, bevor sie zu ihrem eigenen Stand weitereilen, an dem es einen selbst hergestellten Kräutercocktail gibt.

An diesem heißen Tag wird er zum echten Renner, vor allem in der alkoholfreien Variante. Dafür hatte Carolin Graf herumprobiert und entschied sich am Ende für eine Mischung aus verschiedenen Kräutern, die mit alkoholfreiem oder alkoholhaltigem Gin, Zitronensaft und Kräuterlimonade aufgegossen wurden.
Stärken konnte man sich mit Fisch und Suppen, Kartoffeln und Quiche, Kuchen und Kräuterbroten, es gab Wein und Gemüse von der Insel und natürlich auch musikalische Beiträge. Den Auftakt machten die 3-Elftel, die sich vor 13 Jahren gegründet haben. Seither ist das Mundart-Trio mit Joachim Frick, Matthias Graf und Marcus Günther ein fester musikalischer Bestandteil der Insel.
„Wir haben uns auf Mundart spezialisiert“, so Graf. Er ergänzt: „Dieser Markt ist etwas Besonderes, weil wir Einheimischen allen Besuchern, egal woher sie kommen, zeigen können, was es hier auf der Insel alles Tolles gibt.“ Und selbstverständlich seien sie sehr gern bei einer Wiederholung des Marktes wieder dabei, bemerkt Joachim Frick.
Chor tritt im Schatten des Münsters auf
Auch der Frauen- und Männerchor des Männergesangvereins (MGV) Badenia, der sich in großer Besetzung separat und gemischt unter der Leitung von Patricia Heckmann-Klug präsentierte, fand guten Anklang beim Publikum und bot einen stimmigen Rahmen im Schatten des Münsters. Mehrere Zugaben musste am späteren Nachmittag die Münsterschola Reichenau singen.
Dieser Chor überzeugte mit nachdenklichen und launigen Stücken und hätte, wäre es nach den Gästen gegangen, auch gern noch länger singen können. Den musikalischen Ausklang bis in den Abend hinein bestritt die Gruppe Take3, die an diesem Auftritt jedoch nur zu zweit war.

Die einhellige Meinung der Gäste, die am Samstag zwischen 14 und 22 Uhr über den Klostermarkt schlenderten, sich über Kräuter informierten, diese in flüssiger oder in essbarer Form genossen oder auch nur auf einer Bank saßen und die Stimmung in sich aufnahmen, ist, dass dieser Tag ein voller Erfolg war. Ein Markt ohne zu viel Schnickschnack, meint eine Besucherin, die sich mit Gemüse und Kräutern eingedeckt hatte. Ein Mann, der in den Händen jede Menge Blumen hält, nickt zustimmend.
Nicht nur Martina Wussow vom Reichenauer Gewürzhersteller Pfiffikuss mag das Zusammenspiel von großen und kleinen Standbetreibern und lobt die gute Organisation. Auch viele private Helfer ziehen erschöpft, aber zufrieden eine positive Bilanz zum ersten Klostermarkt auf der Insel Reichenau. Carolin Graf und Sandra Grassl strahlen mit der Sonne um die Wette. „Dieser Klostergarten ist so ein traumhafter Ort und sollte es ein nächstes Mal geben, haben wir jetzt schon ganz viele Hilfeangebote“, sagen die Organisatorinnen erfreut.