Aufregung im Gemeinderat: Die teils chaotische Verkehrslage auf der B33 an der Kindlebildbrücke und am Tunnel bei der Waldsiedlung erregte die Gemüter. Bürgermeister Wolfgang Zoll und Hauptamtsleiter Mario Streib sind, wie viele Ratsmitglieder, der Auffassung, dass die von der Neubauleitung Singen parallel am Montag begonnenen Baumaßnahmen das Problem sind. Mit Folgen vor allem für Auto- und Lastwagenfahrer.
Zum einen soll auf der Brücke der Fuß- und Radweg verbreitert werden, weshalb die Ausfahrt aus Richtung Konstanz hoch zur Brücke gesperrt ist. Und in den vergangenen Tagen war zur Einrichtung der Baustelle zudem die Überfahrt über die Brücke nicht möglich. Deshalb mussten alle Auto- und Lastwagenfahrer, die auf die Reichenau wollten, über den Knoten bei der Waldsiedlung fahren. Das führte immer wieder zu Staus.
Zugleich lässt die Neubauleitung den Lärmschutz bei den Tunnelein- und ausfahrten montieren, was von 3. bis 6. April für weitere Behinderungen und Umwege sorgen dürfte. Schließlich lässt das Landratsamt in dieser Woche auch noch den Tunnel warten, weshalb dieser nachts gesperrt war.
Bürgermeister Zoll betonte, dass er die Neubauleitung zügig kontaktieren wolle – vor allem wegen der Baustelle auf der Brücke mit der Frage nach einer besseren Lösung für die Verkehrsführung. Er wolle aber auch die Kindlebildstraße ansprechen und ob hier nicht der Verkehr durch Maßnahmen eingeschränkt werden könne.
An der Kindlebildbrücke soll monatelang gebaut werden
Neben den Verkehrsproblemen zuletzt befürchten Reichenauer Verwaltung und Gemeinderat in der gesamten Bauzeit chaotische Verhältnisse. Die Neubauleitung will Autos und Lastwagen über die Brücke zwischen Festland und Insel im Einbahnverkehr mit Ampelregelung führen. Das werde zu Rückstaus bis hinab in den Kreisel am Anfang des Inseldamms und auch auf dem Damm selbst führen, sagten Streib und einige Räte.
Sie kündigten an, das zu beobachten. Wenn es Chaos gebe, werde die Verwaltung das der Neubauleitung melden. Berndt Wagner (CDU) sagte, es sei unmöglich, die Arbeiten auf der Brücke in dieser Jahreszeit umzusetzen, und: „Ich erwarte nichts Gutes.“ Mario Streib betonte: „Wir haben darauf gedrängt, dass es nicht in der Saison stattfindet.“

Das Regierungspräsidium (RP), zu dem die Neubauleitung Singen gehört, erwiderte, dass die Arbeiten nicht im Winter gemacht werden könnten. Gabriel Henkes (Freie Liste Natur) betonte, dass statt der Ampelregelung auch eine andere Lösung möglich wäre: die in Richtung Festland führende Abbiegespur als Fahrbahn für den Verkehr in Richtung Insel zu nutzen.
Bürgermeister Wolfgang Zoll will dies der Neubauleitung vorschlagen. Er und Streib meinten auch, dass die Gemeinde grundsätzlich froh sein könne, dass der Radweg endlich verbreitert werde. „Jetzt müssen wir halt in den sauren Apfel beißen“, so Streib.
Forderung nach Maßnahmen in Kindlebildstraße wird laut
Seitdem die Landesstraße zwischen Wollmatingen und der Waldsiedlung Mitte Juli 2022 gesperrt worden ist, hat der Verkehr auf der Kindlebildstraße zwischen Konstanz und Reichenau stetig zugenommen. Die Bürgerinitiative Eichbühl, die vor gut 15 Jahren einen entsprechenden Vertrag mit der Stadt und dem Regierungspräsidium geschlossen hat, pocht auf dessen Einhaltung und die Pflicht, Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung umzusetzen.
Die Freiburger Behörde und Stadt Konstanz erklärten bisher stattdessen, dass die Kindlebildstraße erst von einer Landes- zur Gemeindestraße herabgestuft werden müsse. Streib verwies darauf und sagte, die Gemeinde sei im engen Austausch mit Stadt und Behörden, könne aber selbst nicht viel unternehmen. Sie werde die Parkbuchten im Bereich Lindenbühl nachmalen, um durch diese optische Maßnahme den Verkehr eventuell zu bremsen.

Das Regierungspräsidium arbeite zudem an einer Lösung. Sandra Graßl-Caluk (SPD) aus dem Lindenbühl sagte: „Im Prinzip wird der Verkehr nur umgeleitet“, meinte sie zur Sperrung der L220. Es sei ein Irrsinn, dass Verkehrsteilnehmer den langen Umweg über die Westtangente fahren sollen. Es sei ja schön, wenn die Waldsiedler mehr Ruhe vor dem Verkehr hätten, aber die Lindenbühler müssten die Belastung tragen. Gabriel Henkes betonte: „In der Kindlebildstraße geht‘s um Menschen.“
Kerstin Sauer (Freie Wähler) ist ebenfalls der Auffassung, dass die Kindlebildstraße entlastet werden müsste. Die Festlandsortsteile dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. „Es muss eine Lösung her, die für alle passt“, sagte Sauer. Der Bürgermeister, Streib und auch Ralf Blum (CDU) erinnerten daran, dass der Reichenauer Gemeinderat Mitte der 2000er-Jahre selbst der Sperrung der L220 zugestimmt habe, wenn die B33 ausgebaut sei.