In effizienter Personalunion feiern die Pfaffenmooser aus der Reichenauer Waldsiedlung ihren Schmotzigen Dunschtig. Marc Schmidt-Ströbele ist der Präsident des Narrenvereins, doch als Mitglied des Fanfarenzugs in diesem Jahr getreu dem Motto „Die sieben Weltmeere“ gekleidet.
„Ich habe gar kein Häs, da ich ja beim Fanfarenzug mitlaufe“, antwortet er lauthals, um die Musik auf dem Büttplatz zu übertönen und erklärt lachend: „Wir machen vieles gemeinsam, so haben gestern zehn Holzer den Narrenbaum gefällt und hergeholt, darunter waren auch einige Musiker.“
Als Stimmungsmacher fordert er ein ums andere Mal die zuschauenden Mäschgerle auf, die Männer beim Narrrenbaumstellen anzufeuern. Und das wird prompt souverän erledigt und mit den ersten Sonnenstrahlen belohnt.
Als hätte es Corona nie gegeben
Von Sonne konnten die Reichenauer Grundel bei ihren Befreiungen am frühen Morgen nur träumen – doch tat dies der guten Stimmung keinerlei Abbruch. Geduldig warteten unter anderem Kinder und Eltern des Kindergartens Käppele im Nebel auf ihre Befreiung und wurden mit jeder Menge süßer Wurfgeschosse belohnt, die vom Wagen des Elferrates flogen. Ein paar Eltern kommentierten: „Es fühlt sich heute so an wie früher, so als hätte es Corona nie gegeben.“
Auf dem Weg zur nächsten Station, dem Seniorenzentrum, erzählen ein paar Musiker der Lastwagenmusik, die als Teil der Bürgermusik den Narrenverein Grundele klassischerweise begleiten, wie sehr sie gerade auch diesen Halt schätzen. „Man darf die alten Menschen keineswegs vergessen, die freuen sich immer ganz besonders, wenn wir kommen.“
Der Beweis dafür sind strahlende Gesichter und ein donnerndes „Ho Narro“ als Begrüßung. „Da muss man schon aufpassen, dass man die richtigen närrischen Worte wählt“, kommentiert Matthias Graf aus dem Elferrat halb im Ernst, halb im Scherz.

Vor der Stürmung des Rathauses schwört man sich dann nochmal ein auf die kommenden Stunden. Da macht es gar nichts, dass es nur wenige Grad hat und die Finger beim Trompete- oder Tubaspielen schon fast eingefroren sind – denn spätestens bei der nächsten Station kann man sich von innen und außen wieder aufwärmen.