„Nach vier Jahren Abstinenz stehen wir wieder voller Tatendrang auf der Bühne“, sagte Präsident Marc Schmidt-Ströbele bei der Begrüßung und kündigte unbeschwerte, heitere Stunden an. Und das Publikum machte gut mit und hatte einiges zu lachen.

Eine illustre Statuen-Runde sorgte in der Reichenau-Nummer für einen der Höhepunkte. Der Klostergründer Pirmin (Marc Schmidt-Ströbele) stellte fest, dass er anders als vor 1300 Jahren nicht mehr übers Wasser auf die Insel gehen müsse, sondern durch Matsch, weil kein Wasser mehr da sei.

Dafür sei aber das Gewürm wieder da, das er einst vertrieb – in Form von schwäbischen Touristen. „Zu meiner Zeit hätte man euch Schwaben nach Allensbach gerudert. Denn die beste Aussicht auf die Insel ist die vom Galgenacker.“ Zusammen mit dem berühmten Mönch „Hermann, die lahme Socke“ (Kerstin Sauer) stellte Pirmin zudem fest: „Wenn ich mich hier umschaue, sind wir Statuen schnell unterwegs.“

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Denn in der Gemeinde gehe es nicht vorwärts – sei es beim Neubaugebiet Lindenbühl-West oder bei der Ruine Schloss Königsegg. Und auch nicht bei den chaotischen Verkehrsverhältnissen beim „Bahnhof-Schlachtfeld“, von denen ein ramponierter Radfahrer (Fritz Furtwängler) berichtete.

Zur Reichenauer Statuen-Runde gesellte sich die Imperia (Sarah Riedmüller) und klagte, dass sie nicht mehr beleuchtet werde und in Konstanz wegen der Schließung etlicher Lokale auch nichts mehr los sei. Die Gemeinde Reichenau feiert 2024 das 1300-Jahr-Jubiläum. Pirmin gab sich hoffnungsvoll, dass dann zur 1500-Jahr-Feier manches besser sei.

Journalismus kommt auf die Bühne

In einem weiteren Sketch ging es um die SÜDKURIER-Lokalredaktion auf der Suche nach den besten Themen des Tages. Der Tozifant (Gerhard Martin) berichtete, dass viele Bürger eine Petition der wuschigen Waldsiedler zur Wiederöffnung der L220 unterzeichnet hätten. Doch der Chefredakteur (Ralf Waldenmayer) meinte, die würden wohl immer noch glauben, dass der Bürgerwille gegen Bürokratie was ausrichten könne. Das sei eher was für Käpt‘n Blaubär in der Wochenendausgabe mit der Frage: Wahr oder unwahr?

Auf Seite eins schaffte es schließlich, dass die Reichenauer Feuerwehr die 750. Übung neun Stunden lang im wieder mal geschlossenen Waldsiedlungs-Tunnel gefeiert habe. Zudem, dass die Busanbindung der Waldsiedlung immerhin einmal wöchentlich garantiert sei. Und die Konstanzer Corona-Verleugner bildeten nach arg löchrigen Menschenketten um den Bodensee in den Vorjahren nun eine solche geschlossene um den Ententeich im Zentrum für Psychiatrie – aber ertranken dabei dummerweise.

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Hoch hinaus wollten drei junge Gipfelstürmer in der Waldsiedler-Nummer. Aber das Waldsiedler-Mittelgebirge, die Dreckhaufen der B33-Baustelle, waren nach der Tunnelöffnung wie eine Wanderdüne verschwunden. „Dafür haben wir jetzt ein wunderschönes Echo“, meinte einer. „Aber leider nur nachts.“ Denn da verkünde oft die Tunnelleitzentrale, man möge eine Rettungsgasse bilden.

Worauf schon mal ein Waldsiedler bei der Polizei nachgefragt habe, wie er das in seinem Bett denn genau hinkriegen solle. Mit ihren Walking-Stöcken erkundeten die drei verhinderten Gipfelstürmer mit Tanzeinlagen daher auf gelungene närrische Art die Siedlung, wo zwar kaum noch ein Bus fahre, dafür aber bei jedem Regen der Weg zum Friedhof hinunter auf die Straße gespült werde.

Viel Beifall für die Tanznummern

Gastauftritte gab es in der Bütt. Sonja Herz von den Kaltbrunner Ducherle feierte am Freitag die Fasnacht, die nach Corona wieder fröhlich sein dürfe. Conny Eißer von den Reichenauer Grundel erklärte als verrückte Henne am Samstag, warum man in der Gemeinde Geduld brauche, bis sich was tue.

Für Jubel sorgten die Tanznummern. Das Männerballett trat zwar unter dem Titel „Fluch des Kniegelenks“ auf, zeigte sich aber sportlich und fit als wilde Piraten des Captain Morgan. Und das Grundele-Ballett von der Insel begeisterte bei seiner schwungvollen Showman-Darbietung mit einer einfallsreichen Choreografie.

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Als Conférencier aus dem Homeoffice sorgte Eddy Morgenthaler für Lacher. Er meinte unter anderem, es sei gut, dass sich Klimaaktivisten der sogenannten letzten Generation nicht auch auf der Reichenau auf die Pirminstraße kleben würden. „Da würde doch kein Traktor halten.“ Sondern einfach drüber fahren – und dies der Versicherung auch noch als Wildschäden melden.

Präsident ist „verdammt stolz“

Präsident Marc Schmidt-Ströbele schlug bei allem Spaß auch nachdenkliche Töne an. Er beklagte, dass nach der Pandemie viele Vereine Mühe hätten, die Aktiven zu reaktivieren. Viele Leute wollten sich nicht festlegen, andere, die bisher Aufgaben übernahmen, würden sich zurückziehen.

„Uns fehlen die Leute, die regelmäßig was tun wollen“, so der Präsident, dabei sei die Vereinsarbeit der „Kitt der Gesellschaft“. Bei den Pfaffenmoosern gebe es glücklicherweise nur im Fanfarenzug eine „Delle“, sonst funktioniere noch alles im Großen und Ganzen. Weshalb er meinte: „Ich bin verdammt stolz, der Chef in diesem Verein zu sein.“