Seit der Schließung der Landesstraße 220 zwischen Wollmatingen und der Waldsiedlung am 14. Juli gibt es offenbar zunehmend Schleichverkehr auf der Kindlebildstraße. Das meinen zumindest viele Anwohner sowohl aus dem Konstanzer Wohngebiet Eichbühl wie dem Reichenauer Lindenbühl beim Bahnhof.

Den Grund sehen sie darin, dass wohl viele motorisierte Verkehrsteilnehmer, die von Wollmatingen zur Bundesstraße 33 wollen (und umgekehrt), keine Lust auf den langen Umweg über die Westtangente hätten. Auf jeden Fall hat der Verkehr in der Kindlebildstraße nach ihrer Beobachtung in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen, was Werte der Messstelle belegen. Und viele würden schneller als die erlaubten 50 Stundenkilometer fahren.

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Die Bürger klagen über mehr Lärm und sehen Gefährdungen vor allem für Kinder und Radfahrer und fordern verkehrsberuhigende Maßnahmen wie etwa Tempo 30 auf der gesamten Straße von der Stadt Konstanz, der Gemeinde Reichenau und dem Regierungspräsidium (RP) Freiburg.

Die Reichenauer Gemeinderätin Sandra Graßl-Caluk (SPD) aus dem Lindenbühl erklärt: „Es war schon früher viel Verkehr in der Kindlebildstraße.“ Hierzu habe wohl auch das Gewerbegebiet Göldern zwischen Bahnlinie und B33 beigetragen. Aber jetzt komme seit der Öffnung des B33-Tunnels bei der Waldsiedlung und der L220-Sperrung auch noch der Schleichverkehr hinzu, bestätigt sie die Eindrücke der anderen Anwohner. „Man hat gehofft, es wird besser. Aber die Lage hat sich für die Ortsteile um einiges verschlechtert.“

Noch fehle der Lärmschutz an den Tunnelportalen

Denn auch auf der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Lindenbühl und Waldsiedlung gebe es weiter Schleichverkehr zur Feierabendzeit. Gemeinderätin Kerstin Sauer (Freie Wähler) aus der Waldsiedlung bestätigt das. Dies gebe es vor allem, wenn der Tunnel gesperrt sei, weil die dortige Technik fälschlicherweise eine Störung anzeige, was schon öfter vorkam. Der Schleichverkehr in der Waldsiedlung beachte dann oft nicht Tempo 30 und Rechts vor Links. Zudem verstärke sich der Verkehrslärm durch die Tunnelportale. Und Lärmschutz fehle dort bisher.

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Für eine Verkehrsberuhigung in der Kindlebildstraße setzt sich schon seit etlichen Jahren die Bürgerinitiative (BI) Eichbühl ein. Harald Müller von der BI verweist auf den Vertrag, den man im Jahr 2009 mit der Stadt und dem RP geschlossen habe. Demnach sollten in der Kindlebildstraße täglich nur 1900 Fahrzeuge unterwegs sein nach Inbetriebnahme der Westtangente und vor Inbetriebnahme der B33-neu. Das sei der Prognosefall in der B33-Planfeststellung von 2007 gewesen.

Als kritischer Wert seien im Vertrag 3100 Fahrzeuge vorgesehen. Dann müssten die Stadt und das RP mit Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung reagieren. Dies bestätigt die Pressestelle der Stadt auf Nachfrage. „Die Maßnahmen werden ergriffen, sobald der durchschnittlich tägliche Verkehr die prognostizierten Zahlen länger als drei Monate übersteigt.“

Harald Müller (links) und Klaus Cojetzki von der Bürgerinitiative Eichbühl fordern Maßnahmen zum Schutz der Anwohner – vor allem ...
Harald Müller (links) und Klaus Cojetzki von der Bürgerinitiative Eichbühl fordern Maßnahmen zum Schutz der Anwohner – vor allem eine Einschränkung des Verkehrs auf der Kindlebildstraße. Und an dieser Stelle sei schon längst ein Lärmschutz vorgesehen, monieren sie. Doch die Bewohner der Häuser im Hintergrund müssen Dreck und Lärm ertragen. | Bild: Zoch, Thomas

Bei Vertragsschluss wurde eine Verkehrsmessstelle eingerichtet, die BI sollte immer Zugriff auf die Zahlen haben, berichtet Müller. Schon früher seien die Zahlen immer höher gewesen als 1900, seien zwischen 2000 und 2500 gelegen. Die BI habe aber schon seit längerer Zeit keinen Zugriff mehr auf die Zahlen.

Die vom Juli und August sind nun verfügbar und bestätigen die Zunahme. Im Juli waren es im Schnitt täglich 2844 Kraftfahrzeuge, an Werktagen sogar 3062. Und im August waren es im Schnitt bereits 3063, an Werktagen 3229.

Wobei Müller anmerkt, dass im Ferienmonat August etliche Pendler fehlen dürften. Er habe sich deshalb an die Stadt und das RP gewandt, so Müller: „Ich habe zunächst keine vernünftige Antwort erhalten. Man wird vertröstet. Es werde später irgendwann eine Lösung geben.“ Zuletzt habe das RP dann wieder die genannten aktuelleren Zahlen zur Verfügung gestellt.

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Bürger fordern Tempo 30 inklusive Blitzern

Die BI verteilt nun zum einen Flugblätter und hat eine Online-Petition gestartet, die innerhalb von drei Wochen rund 250 Bürger unterzeichnet haben. Die Forderungen lauten:

  • Lenkung des Verkehrs auf die Westtangente zum Beispiel durch flüssige Ampelschaltungen,
  • Verkehrsberuhigung in der gesamten Kindlebildstraße durch Tempo 30 inklusive Radarüberwachung,
  • Hindernisse zur Verlangsamung,
  • Rechts-vor-Links-Regelung an den Einmündungen Feurstein- und Seerückenstraße,
  • ein durchgängiges Radverkehrskonzept mit zusätzlichen Querungshilfen
  • sowie Lärmschutzwände, wo immer sie möglich seien.

Zu letzterem Thema merkt Müller an, das beim Eichbühl ein Stück Lärmschutzwall bis heute fehle, der im Bebauungsplan von 1987 eingezeichnet war.

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Das sagen Lindenbühler zu den Forderungen

Mit den Forderungen der BI sind wohl viele Lindenbühler einverstanden. Kristina Reister bekräftigt den Verdacht des Schleichverkehrs. Sie habe das Büro in Wollmatingen bei der Einmündung der Kindlebildstraße und beobachte öfter, dass Autos und Laster mit auswärtigen Kennzeichen dort abbiegen. Helmut Dury meint, Tempo 30 plus Überwachung durch Blitzer wäre ideal. Zusätzlich könnte man im Bereich des Lindenbühls wie in Wollmatingen auf beiden Straßenseiten versetzte Parkbuchten aufbringen.

Hella Dinkelstein meint, zusätzlich zum Blitzgerät wären Schwellen auf der Straße nötig, sonst würden viele nur kurz abbremsen. Gemeinderätin Sauer meint, die Gemeinde könnte auf ihrer Gemarkung ein Verkehrsdisplay aufstellen, das den Verkehr zählt und das Tempo anzeigt. Dem schließt sich Graßl-Caluk an. Sie hatte das Thema Schleichverkehr kürzlich schon mal im Gemeinderat angesprochen.

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Bürgermeister Wolfgang Zoll erklärt auf Nachfrage, die Gemeinde könne auf jeden Fall mal solch ein Display aufstellen. Erfahrungsgemäß würden da schon etliche Fahrer bremsen, wenn sie zu schnell seien. Und wenn die Pförtnerampel nicht mehr richtig geschaltet sei, müsse das von der Stadt geändert werden. Er habe OB Uli Burchardt geschrieben und über die Beschwerden berichtet. „Ich habe gefragt, ob die Zahlen tatsächlich gestiegen sind und wie die Stadt damit umgeht.“ Er habe aber noch keine Antwort erhalten.