Der besondere Inselfeiertag Markusfest auf der Reichenau war zweifellos einer der Höhepunkte im Jubiläumsjahr. Denn der Freiburger Erzbischof Stephan Burger überbrachte als Ehrengast das päpstliche Dekret, womit dem Reichenauer Münster der Ehrentitel und die Würde Basilica minor verliehen wurde. Er tue das sehr gern, sagte der Erzbischof.
Mit der Klostergründung durch den Heiligen Pirmin habe die Christianisierung der Bodenseeregion begonnen. Und seither gebe es 1300 Jahre christliches Leben auf der Reichenau. „Machen Sie weiter so“, sagte der Erzbischof zum Abschluss des Pontifikalamts vor mehreren hundert Gläubigen, Reichenauern und Pilgern, im Münster. Ein weiterer Ehrengast, der den Gottesdienst mitzelebrierte, war der Erzabt Tutilo Burger von der Benediktiner-Abtei Beuron, zu der die Reichenauer Cella gehört.
Bedeutung von Rom anerkannt
Inselseelsorger Pater Stephan Vorwerk sagte, dies sei eine besondere Freude. Es habe viel Vorbereitung benötigt, um den Titel zu bekommen. „Jetzt sind wir es. Gut, dass es so ist.“ Er trug das Dekret durch das gut gefüllte Münster. Faktenwissen über das uralte Kloster sei gut, aber: „Das Eigentliche geschieht, wenn ich im Hineingehen still werde“, sagte Pater Stephan. Wenn man den Raum auf sich wirken lasse, erfahre man Geborgenheit, Erhabenheit und Würde. Bürgermeister Wolfgang Zoll sagte nach dem Gottesdienst: „Ich freue mich, dass durch die Erhebung des Münsters zur Basilica minor die Bedeutung der Reichenau vonseiten Roms anerkannt wird. Das ist schon ein herausragendes Kirchengebäude in unserer Region und weit darüber hinaus.“
Erzbischof Burger begeisterte die Gläubigen zudem mit einer eindrücklichen Predigt. Der Heilige Markus habe in seinem Evangelium das Leben Jesu als Karriere nach unten beschrieben. „Einer, der damit radikal Ernst gemacht hat, war der Heilige Pirmin.“ Der Legende nach habe er die Insel gerodet, das dortige grausige Gewürm sei in den See geflohen. Doch das Böse fliehe leider nicht immer vor Gott. Das zeige die Geschichte der Menschheit und der Kirche. Die Welt rüste auf, um Probleme gewaltsam zu lösen. Das christliche Wertefundament gerate ins Wanken.
Und leider sei die Kirche mit ihren Skandalen daran beteiligt. Nur noch 13 Prozent der Deutschen fühlten sich der katholischen Kirche verbunden. „Da stellt sich die Frage, wie wir die Kirche erhalten können“, sagte Erzbischof Burger. Die Reichenau mit ihrer gelebten Tradition und den Inselfeiertagen sei hier vorbildlich über die Region hinaus.
„Es geht um Christus“
„Es geht um das geistige Erbe, um die persönlich gelebte Beziehung zu Christus.“ Das Evangelium des Markus gebe dabei Halt. Und die „Karriere nach unten“ bedeute: Begegnet euch in Demut und sucht die Gemeinschaft mit jenen, die mit Christus im Glauben verbunden sind. „Das macht Kirche aus“, betonte der Erzbischof. Damit könne man dem Bösen Einhalt gebieten, meinte er. Der christliche Wertekompass sei dem Schutz des Lebens verpflichtet. Das Wort Christi solle das Verhalten prägen, die Denkmuster und das Miteinander. „Es geht um Christus und nicht um das, was Menschen machen – und manchmal nicht gut machen“, betonte der Erzbischof.
Die Gläubigen stünden auf den Schultern von Markus und Pirmin. „Es ist eine bleibende Aufgabe, das eigene Herz zu roden und das Böse zu vertreiben.“ Christus habe die Apostel aufgefordert, das Evangelium zu verkünden. „Dieser Auftrag bleibt durch Zeit und Geschichte hindurch.“ Nicht nur 1300 Jahre. Die Sprache der Liebe werde über Grenzen verstanden. „Diese Sprache sollte die Kirche sein, das Band, das uns zusammenhält. Die Liebe ist das Band, das es zu knüpfen gilt“, sagte der Erzbischof in Anlehnung an das Reichenauer Jubiläumsmotto „Wir knüpfen ein Band“. Das heilige Band des Lebens mit Christus sei der eigentliche Reichtum, nicht nur auf der „reichen Au“. „Ich wünsche Ihnen ein reiches Wachstum im Glauben, der Hoffnung und der Liebe.“
2000 Fürbitten
Rund 2000 Fürbitten hatten Gläubige am Markusaltar niedergelegt. Einige wurden verlesen – vor allem um Frieden wurde der Heilige gebeten, speziell für die Ukraine, Russland, Israel und die Palästinenser. Und der Gottesdienst am Inselfeiertag war zugleich wieder sozusagen ein kostenloses klassisches Konzert. Münsterchor und -orchester boten unter der Leitung von Markus Schmid eine beeindruckende Aufführung von Mozarts Krönungsmesse.
Trotz kühlen Wetters fand im Anschluss die traditionelle Markus-Prozession im Freien statt. Begleitet wurde sie von der historischen Bürgerwehr und der Trachtengruppe. Und aus deren Reihen konnte Klaus Deggelmann, der Kommandant der Bürgerwehr, nach der Prozession einige langjährige, verdiente Mitglieder ehren. Der Dank und die Auszeichnung für jahrzehntelange Treue ging an Renate Beck und Johannes Deggelmann aus dem Spielmannszug und Bernd Banholzer aus dem Musikzug, die alle schon seit 40 Jahren dabei sind.