Der Meinung des Gemeinderates ist fast einhellig: Man erhöhe die Gebühren für die Kindertageseinrichtungen nur sehr ungern, es sei aber unumgänglich. Einzig drei Stimmenthaltungen gab es bei diesem Beschluss. Zwei Enthaltungen kamen aus der Bündnis90/Die Grünen-Fraktion, für die dritte Enthaltung hob der AfD-Vertreter die Hand. Auf die Eltern von kleinen Kindern kommt damit eine Gebührenerhöhung von insgesamt 8,5 Prozent im Kindergartenjahr 2023/24 zu.

Der Rat folgte mit der Entscheidung der Empfehlung des Städte- und Gemeindetages sowie der Kirchenleitungen und der Kirchlichen Fachverbände in Baden-Württemberg. Diese schlagen eine Erhöhung der Elternbeiträge wegen der Kostensteigerungen in allen Bereichen vor. Die zuständigen örtlichen Ausschüsse sowie die kirchlichen und freien Träger der Kinderhäuser in der Gemeinde hatten sich der Empfehlung bereits im Vorfeld angeschlossenen. Leicht gemacht hat sich das Gremium die Entscheidung nicht. Ihr ging eine ausführliche Diskussion mit den Fachleuten aus der Verwaltung und dem Jugendförderteam voraus.

Weit mehr als zwei Millionen Euro Defizit trägt die Aachtalgemeinde jährlich für die Kindergärten. Der Deckungsgrad durch die Elterngebühren liege aktuell bei 15,3 Prozent. Nach der Gebührenerhöhung werde er 16,5 Prozent betragen, merkte Bürgermeister Ralf Baumert an und wurde sofort von der stellvertretenden Rechnungsamtsleiterin, Nicola Funk, korrigiert: Dieser Kalkulation liege noch eine angenommene Tariferhöhung von 3,5 Prozent zugrunde. Tatsächlich betrage diese nun gut zehn Prozent. Bei Inanspruchnahme eines Kindergarten-Platzes mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) steigen die Gebühren für eine Ein-Kind-Familie ab September von 160 auf 174 Euro. Heruntergebrochen auf die Betreuungszeit sei dies eine Erhöhung von zehn Cent pro Stunde, relativierte Baumert die Zahlen.

Jenny Frankenhauser, Leiterin des Kinder- und Jugendförderteams, wies darauf hin, dass für Familien mit geringem Einkommen gegebenenfalls der Landkreis die Gebühren übernehme – in Rielasingen-Worblingen sei das bei 18 Prozent der Plätze der Fall. Für Familien, deren Einkommen direkt über der Bemessungsgrenze liege, stelle aber auch eine moderate Erhöhung wie diese eine starke Belastung dar. Insbesondere betroffen seien oft Alleinerziehende. „Bei uns fällt niemand durch das Raster“, so der Rathauschef. Er wies darauf hin, dass die Gebühren für fast alle Betreuungsangebote auf das Familieneinkommen bezogen seien, und dass es außerdem für Mehrkind-Familien Rabatte gebe, auch wenn diese Kinder nicht gleichzeitig eines der Kinderhäuser besuchen würden.

Insgesamt sei die Gemeinde bei der Kinderbetreuung gut aufgestellt, so Baumert. Derzeit stünden nur 24 Kinder auf der Warteliste. Mit der Eröffnung des Waldkindergartens im kommenden Jahr gebe es Plätze für alle. Um die Qualität aufrechterhalten zu können, sei die Erhöhung nötig. Dies hätten ja auch die örtlichen kirchlichen und freien Träger im Vorfeld deutlich gemacht, sagte Reinhard Zedler (SPD) zum Abschluss.