Wälder sind prägend für die Landschaft und sollen Erholung und Schutz bieten, gleichzeitig liefern sie Holz. Doch wie sollen die Wälder in den kommenden zehn Jahren aussehen, wie können sie dem Klimawandel trotzen und was muss die Gemeinde dafür ändern? Darum ging es im Gemeinderat in Rielasingen-Worblingen.
Denn die Gemeinden als Besitzer der Gemeindewälder entscheiden, wie sie genutzt werden sollen. Nach diesen Vorgaben erstellt die Forstbehörde in diesem Jahr die sogenannte Forsteinrichtung 2024, den Waldplan für das kommende Jahrzehnt. Die Planung legt fest, was in den Bereichen Lebensraum Wald, Waldnutzung und Erholung und Arbeitsplatz im Wald getan werden muss.
Es geht um 117 Hektar und viele Bereiche
Forstdirektor Walter Jäger stellte den zusammen mit der Gemeinde erstellten Plan für den Gemeindewald mit rund 117 Hektar in den Bereichen Ökologie, Soziales und Ökonomie vor. Außerdem erklärte er das Alt- und Totholzkonzept, das die Qualität des Lebensraums Wald verbessern soll.
Grundsätzlich stelle der Klimawandel die Waldentwicklung vor große Herausforderungen. „Der Aufbau stabiler, widerstandsfähiger Mischbestände soll die Funktionsvielfalt des Waldes auch künftig sicherstellen“, heißt es dabei im Leitbild für die kommenden zehn Jahre.
Totholz ist ein Lebensraum für viele Tiere
Die Gemeinde will das Alt- und Totholzkonzept im Gemeindewald umsetzen, weil altes, absterbendes und totes Holz im Netzwerk Wald eine überragende Bedeutung hat. Dazu wird eine Habitatbaumgruppe mit 15 Bäumen je drei Hektar stillgelegt. Ein Habitatbaum ist ein alter Baum, der krank geworden ist oder beschädigt, der aber vielen Tieren einen Lebensraum (Habitat) bietet.
Zusätzlich sollen Stilllegungsflächen mit einer Mindestfläche von einem Hektar, sogenannte Waldrefugien, ausgewiesen werden. Im Gemeindewald ist das eine Fläche im Distrikt Berg. Es sollen aber nicht mehr als zehn Prozent der gesamten Waldfläche stillgelegt werden. Mit der Fläche am Berg wären es bereits acht Prozent. Ein Wunsch ist auch, den Pappelbestand Worblinger Viehweide aus der Nutzung zu nehmen.
Oberholz aus der Nutzung rausnehmen?
Die grüne Gemeinderätin Dagmar Eisenhart fragte an, ob die Möglichkeit besteht, die Nutzung des Waldgebiets Oberholz, das zwischen Arlen und Ramsen liegt, auszusetzen. Zumal im Gemeindewald nicht der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund stehe. Viele kranke Eschen in dem Gebiet mussten gefällt werden und die Baumfällungen sorgten in der Bevölkerung für Unmut. „Wenn das der Wunsch der Gemeinde ist, lege ich diesen Distrikt still“, erklärte der Forstdirektor. Man solle nur bedenken, dass sich Forstwirtschaft gerade in diesem Gebiet lohnt.
Dagmar Eisenhart plädierte auch dafür, die Stilllegung der Flächen nicht auf zehn Prozent zu festzulegen, dann könne man je nach Bedarf entscheiden. Das fand im Gemeinderat keine Mehrheit. Sie stimmte deshalb gemeinsam mit ihrer Fraktionskollegin Jana Akyildiz als Einzige gegen den Waldplan, aber für das Totholzkonzept. Grundsätzlich soll wegen des Klimawandels auf eine große Baumartenvielfalt und Bäume gesetzt werden, die dem Wandel gewachsen sind.
Nicht mehr ernten, als nachwächst
Wie viel Holz aus dem Wald entnommen wird, soll sich am Holzzuwachs orientieren. Der Anteil weniger schnell wachsender, dafür aber klimastabileren Baumarten wie Hainbuche, Linde, Elsbeere und Vogelbeere und der Anteil der Laubbäume insgesamt soll erhöht werden. Ziel ist es, für den Verkauf Stämme mit einem Durchmesser von 50 bis 60 Zentimetern zu bekommen. Dafür sollen bestimmte Stämme ausgewählt und freigestellt werden. Der Gemeindewald soll weiterhin Brennholz insbesondere für die eigenen Bürger bereitstellen.
Damit der Gemeindewald ein sicherer Ort für Freizeit und Erholung und ein sicherer Arbeitsplatz bleibt, soll es auch in Zukunft ein gutes Wegenetz geben. Gerade bei den stillgelegten Flächen wird Altholz allerdings zu einem Sicherheitsproblem und Sicherheit ist besonders beim neuen Waldkindergarten gefragt, der am 1. März eröffnet. Deshalb sei ein Baumsachverständiger beauftragt worden, den Bereich auf mögliche Gefahren zu untersuchen.
Dabei wurden insgesamt rund 30 abgestorbene Eschen entdeckt, die gefällt werden müssen. Grund hierfür sei ein Pilz, der in die Wasserleitungssysteme vordringt und den Baum absterben lässt.

Waldkindergarten braucht sicheren Wald
Mit dem neuen Waldkindergarten, der beim alten Fußballplatz Oberholz im Frühjahr für 20 Kindern eröffnet wird, wird das Thema Waldpädagogik großgeschrieben. Bereits Mitte Januar wurde laut einer Pressemitteilung der Gemeinde der Aufenthaltsbereich für den künftigen Waldkindergarten gemeinsam mit der Forstverwaltung abgesteckt. Ein Tag der offenen Tür des Waldkindergartens ist für 14. Juni geplant.