In Worblingen hat Mitte Januar ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) eröffnet. Patienten können sich nun in den Räumen der ehemaligen Sparkassenfiliale an der Hardstraße ärztlich versorgen lassen. Damit erweitert die MVZ Pi, eine ärztlich geführte GmbH, ihr Netzwerk im Hegau und am Bodensee um einen weiteren Standort.
„Das ist ein Zukunftsmodell“, sagt Bürgermeister Ralf Baumert. Denselben Hausarzt über Jahrzehnte hinweg zu haben, so wie man das früher kannte, werde es seiner Meinung nach nicht mehr so oft geben. Deshalb habe er sich lange darum bemüht, ein MVZ in der Gemeinde anzusiedeln. Immerhin hat diese über 12.000 Einwohner, da brauche es eine gute ärztliche Versorgung. Zudem müsse dem Hausärztemangel entgegengewirkt werden.
Es ist der vierte Arbeitstag im MVZ in Worblingen von Allgemeinmediziner Almantas Gelezius. Als neuer Hausarzt in der Gemeinde hat er bereits seine ersten Patienten. „Seit meiner Kindheit wollte ich Arzt werden und den Menschen helfen“, sagte er. Um die Arztstelle im neuen MVZ antreten zu können, zog er von Sachsen-Anhalt in seine neue Heimat Rielasingen-Worblingen. Als gebürtiger Litauer spricht er gut Russisch und betreute bereits vor Öffnung des MVZ Geflüchtete aus der Ukraine. Er werde als fester Arzt in Worblingen eingesetzt. Bei Bedarf oder steigenden Patientenzahlen soll er Unterstützung von anderen angestellten Ärzten erhalten, wie Kristina Korsake, Geschäftsführerin von MVZ Pi, erklärt. Einen Aufnahmestopp von Patienten wie in manch anderen Hausarztpraxen mit selbstständigen Ärzten soll es im MVZ nicht geben.
Ein Versorgungszentrum sei ein Modell, um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu sichern, erklärt Korsake das Konzept. Hier arbeiten mehrere angestellte Fachärzte unter einem Dach, führt sie weiter aus. Organisation, Bürokratie, Abrechnungen und Verwaltung zählt nicht zu ihrer Zuständigkeit, Investitionen ebenso nicht. „Eine Konkurrenz zum hausärztlichen Bereich gibt es nicht“, so Korsake. Für den Standort Rielasingen-Worblingen habe man sich entschieden, weil es hier einen tatsächlichen Bedarf an einer weiteren Hausarztpraxis gebe.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KV) ist für die Organisation der ambulanten medizinischen Versorgung im Land zuständig. Die hausärztliche Versorgung bereite der KV landesweit große Sorgen, erklärt Pressesprecher Kai Sonntag. In der Versorgung müsse man einen Strukturwandel bewältigen, in dessen Rahmen die nachkommenden Ärzte immer häufiger eine Tätigkeit in einem Angestelltenverhältnis und in Teilzeit bevorzugen, sagt Sonntag. In der Konsequenz benötige es mehr größere Praxen, die ein solches Tätigkeitsmodell auch abbilden können.