Helmut Huber war zehn Jahre alt, als er aktives Mitglied des Turnvereins Rielasingen (TVR) wurde. Begonnen hat die sportliche Karriere des gebürtigen Singeners, als er nach Rielasingen kam. Er war ein Waisenkind und hat dort in einer Familie Unterkunft gefunden. 1946, nachdem die französische Nachkriegskommandantur den Sport, der vorher verboten war, wieder erlaubt hat, fand er seine sportliche Heimat im TVR.

Der Turnverein unter dem ersten Vorsitzenden Hans Relling, bot für fünfzig Pfennig im Monat einer Schüler-, beziehungsweise Kindergruppe Turnstunden in der damaligen Rosenegghalle an. Bald habe der TVR einen Leistungsstand erreicht, der in ganz Südbaden kaum zu finden gewesen sei: Artistik, Stuhlakrobatik, Rollbrettjonglieren und sogar Stepptanz wurden angeboten, erinnert sich der 89-Jährige. Später kamen auch Handballer dazu und ab 1947 gesellten sich Fußballer, Tennisspieler und Radfahrer zum Verein.

Vom Vorturner zum Übungsleiter

Das Turnen hat es dem Bub angetan. Helmut Huber ließ sich als junger Kerl in Radolfzell zum Vorturner ausbilden und leitete bald eine Jungengruppe zum Turnen an. Stolz trug er das große V auf seinem Turnhemd. Dann sei Wilma Mylius dazu gestoßen und hat das Mädchenturnen übernommen. Zusammen mit Stefan Eisenhart entwickelte sich so das Leistungsturnen der Jungen und Mädchen im Rielasinger Turnverein.

Natürlich habe es am Anfang an Übungsgeräten gemangelt. „Mit den heutigen Verhältnissen ist das nicht zu vergleichen“, berichtet Huber. Die Turnmatten, damals mit Rosshaar gefüllt, und Kleingeräte wurden von Firmen gestiftet und es gab noch einen alten Barren und ein Säulenreck aus Vorkriegsjahren.

Die TVR-Vorsitzende Marianne Heimberg freut sich auf das Fest zum 125-jährigen Jubiläum des Turnvereins.
Die TVR-Vorsitzende Marianne Heimberg freut sich auf das Fest zum 125-jährigen Jubiläum des Turnvereins. | Bild: Dagmar Wenzler-Beger

Ungefähr 1954 veranstaltete der TVR eine Haussammlung, erinnert sich Huber, und zusammen mit den Einnahmen vom Schauturnen konnte man dann für 3000 Mark in Geräte investieren. Der weitere Hallenausbau sei von der Gemeinde übernommen worden. Schnell wuchs der Turnverein auf bis zu 300 Mitglieder an und habe auch unvergessene Sportler und Sportlerinnen, wie Otto Schweizer als Oberturnwart und Barbara Schoch als die spätere Oberturnwartin, angezogen.

Stolz auf einen ersten Platz bei den Gaumeisterschaften

1959 belegte Helmut Huber bei den Gaumeisterschaften in Radolfzell im Geräteturnen den ersten Platz. In den sechziger Jahren nahm er seinen Jahresurlaub, um in der Sportschule Steinbach die Übungsleiter-Lizenz zu erlangen. Doch durch seine Schichtarbeit konnte er das Bubenturnen nicht mehr alleine leiten. Mit Conny Caserotto sei ein hervorragenden Turntrainer gefunden worden, den er dann noch vierzehntägig unterstützte. Mit leuchtenden Augen berichtet er, dass die Höhepunkte immer die Vorbereitung und Durchführung der zahlreichen Turnfeste waren. „Das Leistungsturnen, die Gauturnfeste, badische Turnfeste, die Landesturnfeste und das Riesenerlebnis 1953, das Deutsche Turnfest in Hamburg und nochmal 1968 in Berlin“, zählt er auf.

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1980 wurde Herr Huber zum Ehrenmitglied ernannt. Von Stefan Eisenhart übernahm er 1995 die Männergymnastik, die er bis zum heutigen Tag aktiv leitet. Seine Teilnehmer sind zwischen 76 und 91 Jahre alt. Seit 2012 trainiert er mit seinen Mannen in der Talwiesenhalle. Selbst geht er mit seiner Frau Helga jeden Donnerstag morgens in die Seniorengymnastik. Vergangenes Jahr hat er die seltene Ehrung vom badischen Turnerbund für die 75-jährige aktive Übungsleitertätigkeit erhalten.

Große Vorfreude auf das Jubiläum

Ein bisschen wehmütig sieht er, als alter Turner, dass der Turnverein sich mehr und mehr in Richtung Gymnastik mit all ihren Facetten entwickelt. Aber er ist glücklich, immer noch dabei sein zu können und demnächst das 125-jährige Jubiläum des TVR mitzufeiern. Augenzwinkernd bemerkt er noch :“Alle Vorstände seit dem Krieg habe ich überlebt“, lautet seine Bilanz eines reichen Turnerlebens.