Die Tische im Tafel-Restaurant am Heinrich-Weber-Platz in Singen waren festlich gedeckt, zahlreich waren die Gäste erschienen – dabei wussten viele gar nicht, dass es an diesem Tag einen besonderen Anlass zu feiern gab. „Wir laden Sie herzlich ein, mit uns 25 Jahre Mittagstisch der Singener Tafel zu feiern“, sagte Vorsitzender Udo Engelhardt zur Begrüßung. Normalerweise müssen Menschen mit Tafel-Kundenkarte nur 2 Euro für ein Menü bezahlen, an diesem Tag war es ganz gratis. Ganz nach dem Motto: Armut soll nicht auch noch einsam machen.

Im März 1999 zum ersten Mal im St. Anna-Saal für Menschen mit wenig Geld angeboten, wurde in der Folge fast durchgehend an fünf Tagen in der Woche ein preisgünstiger Mittagstisch serviert. 2005 konnte schließlich das Tafel-Restaurant am Heinrich-Weber-Platz eröffnet werden. „Wir sind schon etwas stolz auf unser Jubiläum“, sagte Udo Engelhardt und dankte dem Küchenteam und den Rebwiebern der Poppele-Zunft, die als Gastköchinnen ein dreigängiges Jubiläums-Menü zubereitet hatten.

Vorsitzender Udo Engelhardt begrüßte die Gäste im Tafel-Restaurant.
Vorsitzender Udo Engelhardt begrüßte die Gäste im Tafel-Restaurant. | Bild: Christel Rossner

Der Mittagstisch sei für viele Menschen zu einem Ort der Begegnung geworden. Das sei schon bei Gründung des Vereins ein zentrales Ziel gewesen. Dafür sprechen auch die Zahlen, in den 25 Jahren wurden rund 250.000 Gäste bewirtet. „Wenn wir mehr Plätze hätten, würden auch noch mehr kommen“, ist Engelhardt überzeugt. Momentan werden täglich 50 Essen serviert, bei guten Wetterbedingungen stünden weitere Plätze auch draußen zur Verfügung.

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Ein Ort der Teilhabe und Nächstenliebe

Zur Feier des Tages setzten sich auch Gratulanten und Wegbegleiter zu den Gästen an die Tische. Für Oberbürgermeister Bernd Häusler ist die Singener Tafel mit Restaurant und Laden eine tolle Einrichtung. Hier finde Teilhabe mitten in der Stadt statt.

Die Tafel beteiligt sich auch an der Versperkirche in der Lutherkirche, wo sich Menschen aller Gesellschaftsschichten zur gemeinsamen Mahlzeit treffen. „Dass Menschen zusammenkommen und in Würde leben können, ist auch ein Anliegen der Kirche und hat in der Vesperkirche seine Fortsetzung gefunden“, sagte Pfarrerin Andrea Fink-Fauser.

Regina Brütsch, Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt, und ihr Vorgänger Reinhard Zedler erinnerten an die Anfänge im St. Anna-Saal. Brütsch bezeichnete ihren früheren Arbeitskollegen Udo Engelhardt als Geburtshelfer: „Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass ein Mittagstisch angeboten wurde, noch bevor ein Laden eröffnet war.“ Das sei zu der Zeit nicht üblich gewesen, so Brütsch. Für Wolfgang Heintschel als Chef des Caritas-Verbands Singen-Hegau und Kooperationspartner ist die Singener Tafel ein Ort, wo Nächstenliebe zu spüren ist.

Als Gastköchinnen bereiteten (von links) Doris Bernin, Anja Schüttler, Edda Ehinger, Bettina Kraus, Margitta Noll und Barbara ...
Als Gastköchinnen bereiteten (von links) Doris Bernin, Anja Schüttler, Edda Ehinger, Bettina Kraus, Margitta Noll und Barbara Keller-Brütsch das dreigängige Jubiläums-Menü zu. | Bild: Christel Rossner

Mit Eröffnung des Tafel-Restaurants am Heinrich-Weber-Platz konnte auch die Aktion „Kochen für die Tafel“ gestartet werden, die von Gastköchen der SÜDKURIER-Redaktion eröffnet wurde. Seit 2006 übernehmen bis zu 35 Gastkochteams jährlich den Einkauf der Lebensmittel und die Zubereitung der Mahlzeit. Über weitere Unterstützung freut sich das Tafel-Küchenteam.

Derzeit leistet das Kernteam mit weiteren Helfern und Helferinnen rund 8000 Arbeitsstunden im Jahr. Insgesamt wurden in 25 Jahren rund 165.000 Arbeitsstunden ehrenamtlich und gegen Bezahlung beim Mittagstisch geleistet. Willkommen sind während der Öffnungszeiten von Montag bis Freitag von 12 bis 13.30 Uhr übrigens auch Gäste ohne Tafel-Kundenkarte, dann kostet ein Menü 4 Euro.