Mit Musik, Tänzen und religiösen Ritualen feierte die tamilische Hindu-Gemeinde Vinayagar auf dem Gelände in der Schaffhauser Straße das jährliche Theer-Thiruvila-Festival. Als Gäste waren auch Gläubige aus der weiten Region und der Schweiz zu diesem zehntägigen Fest nach Singen gekommen, um gemeinsam den Gott Ganesha zu würdigen. Neben Stuttgart gilt Singen als eines der wichtigsten Zentren des Hinduismus im Land.

Rund um den Tempel herrschte eine besondere Stimmung, Gäste aus der Bevölkerung schienen in eine andere Welt versetzt. In bunten Saris festlich geschmückte Frauen und Mädchen verfolgen andächtig das Geschehen. Und wie auf indischen Märkten wurden Kleidung, Schmuck, Gemüse und exotische Früchte wie grüne Bananen, Papayas und Durianfrüchte angeboten, die man hierzulande nicht kennt. Etwas abseits stand auf einem goldenen Podest die Statue der hinduistischen Gottheit. Dann kam Bewegung in die Menschenmenge, in einer Prozession wurde Ganesha um den Tempel getragen.

Der Singener Tempel und der große Altar sind dem elefantenköpfigen Gott Ganesha gewidmet. Das hat die Mehrheit der Gemeindemitglieder so beschlossen, heißt es. Eine Statue des Gottes steht im Inneren des Altars, den nur der Priester (Brahmane) betreten darf. Sie blieb bis zur Enthüllung als Höhepunkt der Festtage verdeckt.

Glockentöne und Trommelwirbel begleiten Prozession

Begleitet von lauter Musik mit Glockentönen und Trommelwirbeln tanzten Männer wie in Trance voran, eine weitere Gruppe zog die mit Girlanden geschmückte kleine Statue der Gottheit in einem Prozessionswagen symbolisch an einem dicken Seil. Die Frauen standen mit Opfergaben wie Früchten, Gemüse und Gewürzen schon bereit und verfolgten mit den Umstehenden andächtig den Ablauf.

Der Glaube an eine Wiedergeburt und das Leben danach auszurichten, sei für ihn der wesentliche Bestandteil des Hinduismus, erklärt der ...
Der Glaube an eine Wiedergeburt und das Leben danach auszurichten, sei für ihn der wesentliche Bestandteil des Hinduismus, erklärt der Gemeindevorsitzende Darma Vivekachandra (Archivbild). | Bild: Tesche, Sabine

Ganesha steht für Zufriedenheit, Hingabe und Dankbarkeit. Mit dem Fest zeigen die Gläubigen, die hauptsächlich aus Sri Lanka und Süd-Indien stammen, ihre Verbindung zu dieser Gottheit. Für viele gehört der hinduistische Glaube und die Pflege der Traditionen auch in Deutschland zum alltäglichen Leben. Thulashi Saravanababam aus Radolfzell ist zum Beispiel in Deutschland geboren und erklärt: „Wir feiern unsere Kultur und möchten sie auch an unsere Kinder weitergeben.“ Das Fest stärke Glaube, Identität und Gemeinschaft.

Regelmäßige Gebete im Singener Hindu-Tempel

Gottesdienste finden jeden Abend zwischen 16 und 19 Uhr statt, danach wird gemeinsam gegessen. Da die Mitglieder nicht nur aus dem Kreis Konstanz, sondern auch aus Villingen-Schwenningen, Tuttlingen und der Schweiz kommen, ist der Gottesdienst am Freitag mit 50 bis 60 Besuchern am meisten nachgefragt.

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Im Tempel befinden sich auch Altäre verwandter Götter. Einige Statuen können für Prozessionen herausgenommen werden. Die Altäre hat der Gemeindevorsitzende Darma Vivekachandra nach einer Besichtigung vor Ort von einer Spezialfirma in Indien bauen lassen. Sie kamen dann per Schiff in drei Containern nach Singen.

Offene Türen zu hinduistischen Traditionen

Der Glaube an eine Wiedergeburt und das Leben danach auszurichten, sei für ihn der wesentliche Bestandteil des Hinduismus, erklärt Vivekachandra. Dementsprechend strebten Hindus danach, Gutes zu tun. Die Gemeindemitglieder nehmen Interessierte offen und gastfreundlich auf: Jeder sei willkommen, den Tempel zu besuchen, so der Gemeindevorsitzende. Er lädt auch Schulklassen im Religionsunterricht ein, die Hindu-Gemeinde kennenzulernen und etwas über ihre Religion zu erfahren.