306 Kita-Plätze fehlen in Singen. Das hat Andrea Hecht im Ausschuss für Familie und Soziales deutlich gemacht. Doch nicht nur das: Personalkosten steigen und für neue Einrichtungen fehlt noch das nötige Personal. Vor allem für Kinder ab drei Jahren besteht großer Handlungsbedarf.
Zum Stichtag 1. Februar 2025 – dann ist Anmeldeschluss für das neue Kitajahr – seien 873 Aufnahmewünsche bei 567 freien Plätzen für einen Kindertagesbetreuungsplatz verzeichnet worden. Diese umfassen laut Hecht die Kinder, die im vergangenen Kindergartenjahr keinen Betreuungsplatz bekommen haben. Außerdem die Anmeldungen, die unterjährig im aktuellen Kindergartenjahr eingegangenen sind sowie Neuanmeldungen für das Kindergartenjahr 2025/2026. Es wurden 275 Kinder für einen Platz für Unterdreijährige und 598 Kinder für einen Platz für Überdreijährige angemeldet.
Plätze im Ü3-Bereich werden oft abgelehnt
In Singen fehlen für das Kindergartenjahr 2025/2026 voraussichtlich 110 Plätze für Kinder unter drei Jahre und 196 Plätze für Kinder über drei Jahren, also insgesamt 306 Betreuungsplätze. Gerade im Bereich der Unterdreijährigen hätten bei der Vergaberunde Familien die unterbreiteten Platzangebote vielfach abgelehnt. „Daher kann nicht klar gesagt werden, wie hoch hier der tatsächliche Bedarf ist“, so Hecht.
Die Zahlen der betreuten Kinder sahen zum Stichtag 1. März 2025, also wenn die Daten dem Standesamt übermittelt werden, folgendermaßen aus: von den 264 Plätzen für U3-Kindern in Krippen waren 245 belegt. 29 Plätze werden für U3-Kinder in altersgemischten Gruppen angeboten, davon waren 19 belegt. Für Ü3-Kinder hat die Stadt 1787 Plätze zur Verfügung, davon waren 1644 Plätze belegt.
Die Differenz von 144 nicht belegten Plätze im Bereich für Kinder ab drei Jahren liege daran, dass Kinder mit besonderem Förderbedarf wegen dem Betreuungsaufwand jeweils zwei Plätze belegen. „Zudem ergeben sich freie Plätze durch unterjährige Abgänge in den Kitas. Weil das meist kurzfristig passiert, ist eine Nachbelegung der freiwerdenden Plätze nicht immer möglich“, erklärt Hecht.
Bedarf an langer Betreuung steigt
In Singen wird eine Versorgungsquote von 32,9 Prozent bei Kindern zwischen einem Jahr und unter drei Jahren erreicht; die Plätze durch die Kindertagespflege sind eingerechnet. Die Quote für Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintritt liegt bei 83,1 Prozent. Das Ziel der Stadt sei, eine Versorgungsquote von 34 Prozent für Kinder unter drei Jahren und 95 Prozent für Kinder ab drei Jahren zu erreichen. Dabei hat jedes Kind rechtlich gesehen Anspruch auf Betreuung.
Die Statistik zeigt, dass vor allem der Bedarf an verlängerten Öffnungszeiten (VÖ), also eine Betreuung von sechs oder sieben Stunden am Tag, steigt. Wurden 2023 noch 66 Prozent der Kinder zu VÖ-Zeiten betreut, waren es 2024 schon 70 Prozent und zum Stichtag 71 Prozent.
Wie Oberbürgermeister Bernd Häusler betonte, habe die Stadt schon viel erreicht und umgesetzt, aber es sei noch nicht genug. „Wir müssen an dem Thema dranbleiben.“ Stadträtin Angelika Berner-Assfalg (CDU) stellte aber auch klar: „Wir werden nie keine Wartezeit haben. Es gibt immer einen Wechsel, da ist viel Bewegung drin. Und wir sind permanent am Bauen“, sagte sie. Stadtrat Walafried Schrott (SPD) betonte, dass gerade die Suche nach Personal eine große Herausforderung in diesem Bereich sei.
Kinderbetreuung kostet die Stadt viel Geld
Die Kindertagesbetreuung bedeutet für die Stadt auch eine hohe Finanzlast, machte Hecht deutlich. Die Kosten für städtische Kitas liegen bei rund 9,7 Millionen Euro. Viele Kindertageseinrichtungen seien allerdings in Trägerschaft, so Hecht, daher seien auch die Zuschüsse an die Träger entsprechend hoch. Laut Sitzungsvorlage waren es für 2024 rund 13,5 Millionen Euro. Im Vorjahr lag der Betrag noch bei 11,3 Millionen Euro. Die Erhöhung habe vor allem damit zu tun, dass die Personalkosten stetig steigen. Die Zuschüsse für die Kindertagespflege liegen für 2024 bei knapp 547.000 Euro. Zur Relation: Die Elternbeiträge für städtische Kitas haben der Stadt knapp 1,8 Millionen Euro eingebracht.
Auch die Investitionskostenzuschüsse sind ein wichtiger Teil der Finanzen, denn „nicht nur die Einrichtung, sondern auch die Gebäude selbst müssen in Schuss gehalten werden“, so Hecht. Aufgrund der angespannten Finanzlage werde umso mehr versucht, die Investitionskosten gering zu halten. Diese lagen für städtische Kitas bei rund 345.000 Euro. Wo Geld abgeht, kommt aber auch welches wieder rein. So gab es 2024 Zuschüsse vom Land in Höhe von rund 8,6 Millionen Euro.
Dennoch plant die Stadt, ihr Angebot auszuweiten. Neu hinzukommen für das Kitajahr 2025/2026 der Naturkindergarten Pfefferminza mit 40 Plätzen, die Kita Am Stadion mit 75 Plätzen sowie die Kindertagespflege an der Radolfzeller Straße mit 13 Plätzen. Im Bereich der Kindertagepflege liegen laut Andrea Hecht zwei weitere Anfragen für interessierte Personen vor. Langfristig sind weitere Kitas notwendig, vor allem in der Nordstadt und in der Innenstadt.
Der Ausschuss hat dem Gemeinderat die Kita-Bedarfsplanung einstimmig empfohlen. Das Gremium hat den Bedarfsplan in der Sitzung vor der Sommerpause einstimmig beschlossen.