Es gibt ja so einige Kuriositäten im deutsch-schweizerischen Grenzraum: eine Außenlinie eines Fußballplatzes als Grenze, eine vollkommen von Schweizer Hoheitsgebiet umschlossene deutsche Gemeinde oder ein Schweizer Gasthaus auf deutschem Gelände. Ähnlich verhielt es sich mit dem Singener Hausberg, der lange Zeit nicht zu Singen gehörte, sondern zu Tuttlingen. Diese merkwürdige Gebietsaufteilung ging auf Napoleon zurück, wonach der Hohentwiel württembergisch war. „Es war die schwäbische Gralsburg“, sagt Oberbürgermeister Bernd Häusler schmunzelnd. „Die Württemberger wollten sie nicht gerne hergeben.“

Singen, längst vom Dorf zur Stadt herangewachsen, hatte die Attraktion des Berges mit der großen Festungsruine erkannt und reklamierte den Hohentwiel für sich. Als nach zähen Verhandlungen in der Silvesternacht 1968 endlich die Singener Fahne auf dem Berg gehisst werden konnte, war das für die Bürger von Singen ein Grund zur Freude. Freude, die auch nach 50 Jahren noch nicht erloschen ist. Seit dem 1. Januar 1969 gehören Berg und Burg zu Singen. Was alljährlich im Juli mit dem Hohentwielfestival und dem Burgfest gefeiert wird, soll in diesem Jahr als Singener Kulturschwerpunkt noch mehr Beachtung finden. Nicht mit Pauken und Trompeten, wie bei „Singen im Takt 2018“, sondern mit Geschichten und Geschichtsforschung, Vorträgen und Führungen. „Am Ende des Jahres wollen wir alle schlauer sein“, sagt die Cheforganisatorin Catharina Scheufele von der städtischen Kulturverwaltung. Sie freut sich auf ein großes Gemeinschaftswerk. „Es ist typisch für Singen, dass viele Abteilungen und Vereine zusammenarbeiten.“

Unverkennbar: Der Hohentwiel ist das Wahrzeichen der Hegaumetropole Singen.
Unverkennbar: Der Hohentwiel ist das Wahrzeichen der Hegaumetropole Singen. | Bild: Daniel Schottmüller

Ausstellung ab dem 13. Oktober

Zusammenarbeiten müssen auch Britta Panzer vom Stadtarchiv und Christoph Bauer vom Kunstmuseum, wenn sie eine große Ausstellung mit Landschaftsbildern und ein Buch über die bildliche Darstellung des Hohentwiel erarbeiten. Grundlage für dieses Projekt ist die Stichesammlung im Stadtarchiv. Dazu kommen Leihgaben. Die Ausstellung mit dem Titel „HTWL. Den Twiel im Blick“ soll am 13. Oktober im Kunstmuseum eröffnet werden. Zeitgleich erscheint das Buch, in dem auch auf den romantischen Blick Victor von Scheffels auf den Hohentwiel eingegangen werden soll. Themen wie die Entwicklung des Tourismus nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie werden ebenfalls Gegenstand der Forschung sein. Ein rechter Batzen Arbeit, der im Hintergrund geleistet werden muss.

Aber was soll all die Theorie? Schon jetzt kommen jedes Jahr um die 100 000 Besucher auf den Hohentwiel, weil sie die Festung erklimmen und dem Leben im Mittelalter nachspüren wollen. Um die Anfahrt zu erleichtern, wird ab Ostern ein „Hontes-Bus“ die Besucher an Samstagen, Sonn- und Feiertagen sowie Brückentagen kostenlos vom Singener Bahnhof zur Domäne und wieder zurück fahren. Die Testphase dauert vom 19. April bis 6. Oktober. Damit der Shuttle auf Dauer eingerichtet wird, muss die Nachfrage stimmen. Die Stabstelle Tourismus und das städtische Kulturbüro erarbeiten zwei neue Audio-Guides, die bis zu den Sommer- und Herbstferien verfügbar sein sollen. Während der eine sich mit dem Vulkanpfad beschäftigt, soll der andere unterhaltsam und faktenreich über die Ruine führen. Birgit Rückert von der Verwaltung „Staatliche Schlösser und Gärten“, die für den Unterhalt von 60 Kulturdenkmälern im Land zuständig ist, stellte die Frage: „Wie schafft man Begeisterung?“. Die neuen Audio-Guides können einen Beitrag dazu leisten. Eine digitale dreidimensionale Rekonstruktion des Hohentwiel aus dem Jahr 1591 könnte ein weiterer Ansatz sein. In Singen startet das Land mit einer 3-D-Visualisierung der Festungsruine ein Pilotprojekt.

Dream Theater sind Festival-Stargast

Ganz handfest bleibt hingegen der Briefmarken- und Münzverein. Michael Bandel legte zur Jubiläumsvorschau einen Kleinbogen mit zehn Briefmarken vom Hohentwiel vor. Höhepunkt des Jubiläumsjahres wird jedoch das Burgfest sein, das in diesem Jahr auf zwei Tage ausgedehnt wird und am Samstag und Sonntag, 20. und 21. Juli, stattfinden wird. Stadthallenchef Roland Frank, der das Fest mit seinem Team und Vereinen organisiert, kündigt Musik und Kleinkunst auf 13 Bühnen an. Dazu gibt es ein mittelalterliches Lager und am Samstag auf der unteren Festung einen Jazz-Abend.

Pünktlich zur Programmvorstellung konnte auch der Freiburger Konzertveranstalter Vaddi die Lücke im Hohentwielfestival schließen. „Dream Theater“ aus New York eröffnet das Festival am 22. Juli um 19 Uhr. Es folgt Wincent Weiss am 25. Juli um 19 Uhr. Am 27. Juli stellt James Morrison ab 19 Uhr sein Album vor und am 28. Juli gastiert die Band „In Extremo“ um 18.30 Uhr.