Einige Flüchtlinge warten seit Ende vergangenen Jahres darauf, eine Schule in Singen und Umgebung besuchen zu können. "Wir bemühen uns, Wartelisten erst gar nicht entstehen zu lassen", sagt Stephan Wohlgemuth. Er ist als Schulrat beim Staatlichen Schulamt in Konstanz für Migration und Sprachförderung zuständig und hat sich in den vergangenen Wochen um neue Vorbereitungsklassen (VKL) bemüht. Der Zuzug nach Singen sei enorm, womit die Stadt und das Schulamt teils überfordert gewesen seien – Singen sei die einzige Stadt mit Warteliste. In der Kernstadt habe es weder Räume noch Lehrer, um weitere Geflüchtete zu unterrichten und ihnen dabei besonders Deutschkenntnisse zu vermitteln. Doch das Schulamt hat eine andere Lösung: An der Gemeinschaftsschule Hilzingen sollen in Kürze zwei Vorbereitungsklassen eingerichtet werden, eine für 13 Grundschüler und eine für sechs ältere Schüler.
Unterricht soll zeitnah starten
Die Suche hat sich laut Stephan Wohlgemuth verzögert, weil eine andere Hegau-Gemeinde keine VKL einrichten konnte oder wollte. In Hilzingen seien alle Beteiligten einverstanden, daher sei das Schulamt bereits auf Lehrersuche. Dabei sei es von Vorteil, dass auch Quereinsteiger eine VKL unterrichten dürfen, die Erfahrung mit dem Unterrichten von Geflüchteten oder EU-Ausländern haben. Wohlgemuth rechnet damit, dass der Verwaltungsprozess mit dem Regierungspräsidium in zwei Wochen abgeschlossen ist und der Unterricht zeitnah starten kann. In Hilzingen sollen die Flüchtlinge unterrichtet werden, die bereits auf der Warteliste stehen – nicht solche, die bereits in Singen zur Schule gehen. Noch offen ist laut Wohlgemuth das Thema Fahrtkosten: Die Stadt Singen habe angeboten, die Kosten dafür zu übernehmen, dass Schüler von Singen nach Hilzingen fahren. Das müssen nun die Kommunen abklären, wie der Schulrat erklärt.
Auch in Mühlhausen-Ehingen weitere VKL denkbar
Anfang Februar hatte der Verein für Integration in Singen (Insi) in einem offenen Brief die aktuelle Situation kritisiert. Laut dem Vorsitzendem Manfred Hensler erreichten den Verein zunehmend Klagen wegen langer Wartezeiten. Rechtlich dürfen bei Flüchtlingen bis zu sechs Monate bis zur Beschulung vergehen, was laut Stephan Wohlgemuth vom Schulamt aber auch pädagogisch nicht sinnvoll sei. Hensler hatte in dem offenen Brief ein Notprogramm angeboten, bei dem der Verein übergangsweise Deutschunterricht gegeben hätte. Dies sei nun aber erstmal nicht nötig. "Wir sind sehr zufrieden", sagt Hensler. Mit der Gemeinschaftsschule Hilzingen sei eine Lösung gefunden, die die Kernstadt entlaste und die Integration auf mehrere Schultern verteile. Daran hat Wohlgemuth nach eigenen Angaben bereits vor dem offenen Brief gearbeitet. Falls die Nachfrage weiter so groß sei, könne die Grundschule in Mühlhausen-Ehingen eine zweite Vorbereitungsklasse aufmachen. Zum September ist bereits eine VKL in Bohlingen eingerichtet worden.