Es sollte der große Wurf für das Gewerbegebiet Singen-Süd werden: Durch den Ausbau des Glasfasernetzes durch die Thüga GmbH wurde den Gewerbetreibenden im Singener Süden die Möglichkeit geboten, auf den Daten-Schnellzug aufzuspringen. Der einstigen Euphorie ist inzwischen zu einem gewisssen Teil Ernüchterung gewichen. Wie der Leiter des Regiocenters der Thüga in Singen, Karl Mohr, auf Nachfrage des SÜDKURIER bestätigte, entwickle sich die Anschlussrates an das Glasfasernetz etwas langsamer, als man bei der Thüga erwartet habe.
Chance für 400 Unternehmen
Bis Mitte 2019 wird die Thüga rund ein Viertel der Liegenschaften im ersten Bauabschnitt (östliches Gewerbegebiet zwischen Dehner und Bauhaus) mit schnellerem Internet versorgen. Nach Einschätzung von Karl Mohr könnten rund 400 Gewerbebetriebe im gesamten Gewerbegebiet Singen-Süd an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Darüber hinaus können auch Unternehmen im Gebiet des Hegau-Towers den Glasfaser-Direktanschluss nutzen beziehungsweise nutzen diesen bereits.
Lange wurde nach einem Investitionspartner für den Aufbau eines Breitbandnetzes im Gewerbegebiet Süd der Stadt Singen gesucht. Erst als die Thüga GmbH als regional verwurzeltes Unternehmen sich der Sache vor zwei Jahren, 2017, annahm, nahm das Projekt Fahrt auf. Als einen der Gründe für die zurückhaltende Nachfrage der Gewerbetreibenden nannte Karl Mohr den erhöhten Betreuungsaufwand, den eine Umstellung auf einen schnelleren Zugang zum World Wide Web benötige. „Dies bringt oft eine Anpassung der eigenen IT-Infrastruktur mit sich oder es besteht noch technischer Klärungsbedarf mit den Kunden“, so Mohr.
Dirk Oehle: „Gibt nichts zu nörgeln“
Dirk Oehle, der Vorsitzende der IG Singen Süd, kann die Zurückhaltung unter den Betrieben und Firmen im Singener Süden nicht nachvollziehen. „Qualitativ kann man am Glasfasernetz im Gewerbegebiet Süd nichts aussetzen. Das ist mit das Beste, was es derzeit auf dem Markt gibt. Auch an der Geschwindigkeit kann man nicht herum nörgeln“, lautet sein Fazit. Dirk Oehle muss es wissen, denn er betreibt selbst eine Rohstoffverwertung und gehörte mit zu den ersten Geschäftstreibenden, die ihre Firmen an das Glasfasernetz angeschlossen hatten. Seine Vermutung, weshalb sich die Nachfrage nicht so entwickle wie gedacht, geht indes in eine andere Richtung: Er bestätigte, dass es in der jüngsten Vergangenheit zu Unstimmigkeiten in der Kommunikation zwischen Endverbraucher und Anbieter kam. Eine Unzufriedenheit bezüglich der Preispolitik der Thüga wollte er indes nicht kommentieren. „Die beiden Parteien haben einfach nicht miteinander gesprochen“, sagt Oehle. Die Kritik am Netz sei auch ihm zu Ohren gekommen, allerdings immer so, dass die Kritiker nicht greifbar gewesen seien. „Oft geschah dies über Dritte“, ergänzt er.
Der Wirtschaftsförderer der Stadt Singen, Oliver Rahn, bestätigte die Einschätzung von Dirk Oehle. Er sprach ebenfalls von Problemen hinsichtlich der Akquise. Die Thüga habe die Stadt darüber informiert, dass es Beschwerden hinsichtlich der Kosten gebe, so Rahn. Auch in der Stadtverwaltung sorgte die geringe Nachfrage für Enttäuschungen. Aber Rahn zeigte sich davon überzeugt, dass sie ansteigen werde – auch damit die Firmen und Betriebe wirtschaftsfähig blieben. „Die Firmen schreien seit Jahren nach einer schnelleren Verbindung und jetzt da sie die Chance haben, nehmen sie es zum Teil nicht wahr“, sagt Rahn weiter. Jeder Nutzer müsste einen Baukostenzuschuss von 1500 bis 2000 Euro selbst tragen. „Dafür hat man dann Glasfaser bis ans Lebensende.“ Die Gelegenheiten seien hinsichtlich der Bauarbeiten günstig, denn jetzt seien die Straßen offen. „Aber die Stadt wird nicht alle zwei Jahre die Straßen aufreißen“, betont Oliver Rahn weiter.
19 Kilometer Glasfaser
Im Gewerbegebiet Singen-Süd wurden laut der Pressestelle der Thüga auf einer Trassenlänge von rund 19 Kilometern Glasfaserleitungen verlegt, der größte Teil der Baumaßnahme ist bereits abgeschlossen. Nach Angaben von Karl Mohr, Leiter des Singener Regiocenters der Thüga, könnten rund 400 Gewerbetreibende und Firmen das Netz nutzen. Insgesamt betreibt die Thüga ein Glasfasernetz mit einer Gesamtlänge von rund 135 Kilometern in Singen-Nord, Ebringen, Riedheim, Gewerbegebiet Singen-Süd sowie in den Gewerbegebieten Steißlingen und Rielasingen Zoll. (mgu)