Die Corona-Krise hat gerade erst begonnen, doch die Sparkasse Hegau-Bodensee hat ihre Rolle bereits definiert. Eine am Montagmorgen abgehaltene Telefonkonferenz mit Medienvertretern sollte ganz offensichtlich eine Kernbotschaft transportieren: Das mit Abstand größte Bankhaus in der Region mit seinem Kundenstamm in Singen, dem Hegau, Radolfzell, der Höri sowie Stockach und Umland versteht sich als ruhender Pol für Wirtschaft und Gesellschaft.
400 Fälle von Tilgungsstundung
Festmachen lässt sich dies an den in der vergangenen Woche zugesagten Tilgungsstundungen. Laut Vorstandsmitglied Jens Heinert wurde in 400 Fällen dieses „unkonventionelle und unkomplizierte Mittel zur Überbrückung der Krise„ angewendet. Etwa 150 Mal ging es dabei um private Kredite vor allem zum Zweck einer Haus- oder Wohnungsfinanzierung, in den anderen Fällen wurde das Instrument für Gewerbebetriebe genutzt. Die Dauer der Stundung liege bei drei bis sechs Monaten, in Einzelfällen seien auch längerfristige Aussetzungen von Tilgungszahlungen denkbar.
Jens Heinert und der Vorstandsvorsitzende Alexander Endlich sind sich dabei bewusst, dass in der vergangenen Woche nur die ersten Erscheinungen des Lockdowns infolge von Corona sichtbar wurden. Auch dies lässt sich an Zahlen verdeutlichen: Die Sparkasse Hegau-Bodensee versteht sich allein im gewerblichen Bereich als Partner von rund 2500 kleineren und 4500 größeren Unternehmen. Die etwa 250 Tilgungsstundungen bewegen sich mithin in einem niedrigen Prozentbereich und wird in den nächsten Wochen vermutlich deutlich ansteigen.
„Niemand steckt den Kopf in den Sand“
Der Umgang mit der Krise bewegt sich bei den gewerblichen Bankkunden nach Wahrnehmung der Sparkassen-Leiter zwischen „dramatisch bis ruhig“. Es gebe einige hoch emotionale Reaktionen, viele gingen jedoch konzentriert mit der Situation um. Besonders hart getroffen von den Corona-Folgen seien die Gastronomie oder etwa kleine Handwerksbetriebe. Bei den größeren Unternehmen stehe die professionelle Suche nach Möglichkeiten nach einem längerfristigen Management wie etwa Kurzarbeit im Vordergrund. Unabhängig von der Größe der Betriebe oder der individuellen Situation sei allerdings festzustellen, dass „niemand den Kopf in den Sand steckt und nach einem Modus gesucht wird, in dem es sich in dieser Zeit noch arbeiten lässt“.

Abgesehen von den konkreten Finanzhilfen zur Aufrechterhaltung der Liquidität sowohl im gewerblichen wie im Privatkundenbereich stuft der Sparkassen-Vorstand die strategische Ausrichtung in Sachen Digitalisierung und Beratung als Segen für das Unternehmen ein. Das reicht von der Möglichkeit des Home-Office, in das rund rund 60 Mitarbeiter gewechselt sind, über den Beratungsservice, der von rund 120 Beschäftigten wahrgenommen wird, bis zum Kunden-Telefonservice, der um mehr als 100 Prozent auf 21 Mitarbeiter ausgeweitet wurde. Und die Investition in „800 Ausbildungstage allein im vergangenen Jahr“ macht sich laut Alexander Endlich jetzt bezahlt, da bei den Kunden ein Schub in Richtung online-Banking feststellbar sei. „Wir können alles, was eine online-Bank kann, und wir können es besser“, so die Bilanz der ersten Phase der Corona-Krise, wobei er auf sich unter anderem auf Testvergleiche beruft.