Manuela Fuchs

Als Michael Losse im Seminarraum der Stadthalle Bilder griechischer Inseln auf die Leinwand zaubert, werden beim Betrachter Urlaubsträume wach. Das tiefblaue Meer, die Sonne und der Anblick antiker Burgen verfehlen nicht ihre Wirkung.

Konstanzer berichtet von Rhódos

Doch hier geht es nicht um den nächsten Urlaub, sondern um Entwicklungen im Festungsbau. Der Historiker, Kunsthistoriker, Burgen- und Festungsforscher Michael Losse beschäftigt sich seit 20 Jahren im Hegau, auf Rhódos und den Dodekanes-Inseln mit genau diesem Thema.

Anhand von Reiseberichten, verfasst von Rittern und Pilgern im 15. und 16. Jahrhundert, verbreiteten sich Kenntnisse über aktuelle Entwicklungen im Festungsbau in ganz Mitteleuropa.

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Einer dieser Pilger war 1486 oder 1487 der Konstanzer Konrad Grünemberg. Auf seinem Weg ins Heilige Land besuchte er auch die Insel Rhódos, die zu dieser Zeit vom Johanniter-Ritterorden beherrscht wurde. Der Orden sah seine Aufgabe darin, das Christentum gegen den Islam zu verteidigen und die Pilgerwege zu schützen.

Zu diesem Zweck wurde in der Stadt Rhódos eine beeindruckende Festungsanlage gebaut. Ein doppelter, teilweise dreifacher Ring aus massiven Mauern, die bis zu zwölf Meter breit waren, sollte die Stadt vor Angreifern schützen. Dennoch mussten sich die Johanniter im Jahr 1522 der türkischen Übermacht ergeben.

Losse zeigt Parallelen in Bauweise

In seinem Vortrag vergleicht Losse die Burgen und Festungen der Dodekanes-Inseln mit denen in der Bodensee-Region, wie etwa dem St. Johann-Turm in Überlingen oder der Munot in Schaffhausen.

Die Besucher staunen nicht schlecht, als er Bilder vom Hohentwiel mit Bildern von den Überresten der Festungsanlage Monolithos, einer Johanniterburg auf Rhódos, vergleicht. Dank detaillierter Reiseberichte wurden Innovationen auch in Mitteleuropa umgesetzt – zum Beispiel wurden fünfeckige Anlagen mit der Zeit durch Rundbauten ersetzt, zu sehen am Rondell Augusta auf dem Hohentwiel. Die Bausystematik von Rhodos lässt sich aber nicht nur am Hohentwiel, sondern auch an anderen Burgruinen im Hegau erkennen.