Helen Ziegler und Albert Bittlingmaier

Singen – Der Schock sitzt tief. Michael Thonnet blickt frustriert auf die Brandruine, die einen wüsten Kontrast zur im Hintergrund hochragenden Hohentwiel-Festung als landschaftlichem Glanzpunkt bildet. Eine große Lagerhalle liegt auf der Hohentwiel Domäne genauso in Schutt und Asche wie Fahrzeuge, Geräte und zahlreiche Stroh- und Heuballen. Ein Großbrand hatte am Dienstagnachmittag auch einen Teil des Stalles zerstört. Den Schaden kalkuliert Thonnet noch höher als die Polizei, die eine Summe von 500 000 Euro nennt. Eine ausgebrannte Ballenpresse verharrt auf dem Grund der abgebrannten Lagerhalle. An dem Metallgerüst des Stalls steht ein verrußter Kleinbus. Auch ein Radlader ist den Flammen zum Opfer gefallen.

Die Lagerhalle brannte am Dienstagnachmittag lichterloh. Die Feuerwehr war bei der Bekämpfung des Brandes stark gefordert.
Die Lagerhalle brannte am Dienstagnachmittag lichterloh. Die Feuerwehr war bei der Bekämpfung des Brandes stark gefordert. | Bild: Bittlingmaier, Albert

Glück für die Schafe

Der Pächter der Hohentwiel Domäne ist aber froh, dass seine gut 500 Schafe unversehrt blieben. Die ließ er ausnahmsweise am frühen Nachmittag auf die Weide, weil Thonnet, Mit-Pächterin Hanne Pföst und Mitarbeiter die Stallungen ausmisteten. Der Brand wurde in einer Pause bemerkt. Die Singener Feuerwehr rückte aber schon an, da sie alarmiert wurde, weil die Rauchsäule über dem Hohentwiel weithin zu sehen war. „Nachmittags sind die Tiere bei der derzeitigen Hitze im Stall, wo es für sie angenehmer ist“, schildert Thonnet.

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Es drohen nun viel bürokratische Arbeiten. Tonneth ginge lieber nur seinem Beruf als Schäfer und der Bewirtschaftung seines Hofes nach, der dem Land Baden-Württemberg gehört. Die Pächter hoffen, dass die Versicherungen greifen und die immensen Schäden bezahlt werden. „Das ist für die weitere Existenz unseres Betriebes enorm wichtig“, betont Michael Thonnet.

Hoffen auf milden Winter

Den großen Ausfall des Futters wollen die Pächter durch Nachkäufe kompensieren. „Ich hoffe auch auf die zweite Mahd unserer Wiesen“, so Michael Thonnet. Im September sollen die Mutterschafe zum zweiten Mal dieses Jahr Lämmer zu Welt bringen. Ohne Stall müssten diese schnell wachsen, um den Winter zu überstehen. „Wir hoffen auf einen milden Winter“, erklärt Michael Thonnet.

Friedlich tummeln sich die Schafe auf der Weide der Hohentwiel-Domäne. Durch einen glücklichen Umstand kamen keine Tiere beim Brand zu ...
Friedlich tummeln sich die Schafe auf der Weide der Hohentwiel-Domäne. Durch einen glücklichen Umstand kamen keine Tiere beim Brand zu Schaden. | Bild: Bittlingmaier, Albert

150 Singener Feuerwehrleute waren mit 14 Fahrzeugen bei einer Temperatur von 35 Grad Celsius im schweißtreibenden Einsatz, um den Brand zu bekämpfen und Löschwasser-Versorgungen aufzubauen. Auch zwei Landwirte halfen mit großen Wassertanks mit. „Alle Einsatzkräfte und Helfer verdienen unser höchstes Lob und einen herzlichen Dank“, betont Thonnet.

Die Brandursache ist laut Polizei noch unklar. Nicht nur sie ermittelt, sondern auch Sachverständige von Versicherungen. Der Singener Hausberg zieht viele Menschen magisch an, wie beim Hohentwielfestival, das in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen – es gab einen Steinschlag – auf den Rathausplatz verlegt wurde. Das wegen des Hohentwiel-Jubiläums geplante zweitägige Burgfest fiel ganz einer Absage zum Opfer.

Schafe von Zug überfahren

Erst im vergangenen Sommer mussten die Hofpächter einen herben Rückschlag erleiden. Damals sind 30 ihrer Schafe auf die Schienen gerannt und wurden von einem Zug überfahren. Hanne Pföst vermutet, dass die Tiere in Panik geraten seien. „Wahrscheinlich hat jemand seinen Hund frei herumlaufen lassen, der dann über den Zaun gesprungen ist und die Tiere angegriffen hat“, vermutet Hanne Pföst. „Schafe sind Fluchttiere“, erklärt sie, „sie haben nach ihrer Natur gehandelt und sind durch den Zaun gebrochen.“

Auch Hubertus Both-Pföst steht traurig auf dem Hof der Domäne. Er hatte ihn vor vielen Jahren selbst mitaufgebaut und war bis vor anderthalb Jahren zusammen mit Michael Thonnet und Hanna Pföst als Pächter tätig. „Ich habe damals auch mitgeholfen, den Stall und die Lagerhalle zu bauen. Es gab teils Widerstände, wie durch den Naturschutz. Die Lagerhalle haben wir so gestaltet, dass sie sie sich in die grüne Landschaft einfügt“, erklärt Both.

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