Das Ritual hat sich tief bei ihm eingebrannt. Johannes schildert die Zeit, als er die siebte Klasse in den Vereinigten Staaten besuchte. Zu Beginn der ersten Stunde stehen alle Schüler auf, legen die Hand aufs Herz, wenden sich zur Flagge der Vereinigten Staaten und sprechen das Treuegelöbnis. In Deutschland ist das schwer denkbar. Dieser Patriotismus hat Johannes Stumpf dazu bewogen, die US-amerikanische Staatsbürgerschaft zu wählen. In den USA finde man praktisch an jedem zweiten Haus eine US-Flagge. Dort könne man auch Nationalstolz zeigen, ohne in Rassismus-Verdacht zu geraten.
Außer der amerikanischen Staatsbürgerschaft hätte es für Stumpf auch andere Möglichkeiten gegeben: Er wurde in Singen geboren. Seine Frau kommt aus Puerto Rico. Er hat Vorfahren vom Balkan und aus Ungarn. Um nur einige der Länder zu nennen, zu denen er Bezug hat. „Ich bin überrascht, wie vereint die Vereinigten Staaten sind, obwohl das Land so groß ist“, erklärt er. Die USA sind so groß, dass man für einen Flug von Ost nach West so lange braucht, wie wenn man über den Atlantik nach Europa fliegt. Und in den 50 US-Bundesstaaten gibt es verschiedene Zeitzonen.

In North Carolina und in Florida hat er gelebt, war selbstständig und hat den Amerikanern deutsche Produkte verkauft. Später hat er in Fort Myers die Maklerlizenz erworben und Immobilien verkauft, wie er berichtet. Er ist Christ und das präge sein Leben. Er tut sich schwer, sich auf eine Glaubensrichtung festlegen zu lassen. „Ich würde mich als freien Christ bezeichnen. Von den Traditionen her kann ich von orthodoxen, katholischen und lutherischen Christen lernen. Wichtig ist der gemeinsame Glaube an Jesus“, betont er.
Er lebt in Singen, ist aber auch in vielen anderen europäischen Ländern unterwegs. Unterstützt wird er hier von der Josua-Gemeinde, in der er auf Midi-Job-Basis angestellt ist. Die Josua-Gemeinde ist eine Freikirche in Singen und gehört zum Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden. Stumpf möchte Menschen daran erinnern, dass es einen Gott gibt. Fragt man Stumpf, was er von der US-Regierung hält, antwortet er: „Wir beten für die Obrigkeit. Egal, wo wir sind. Und egal, wer die Obrigkeit ist und was wir von ihnen halten.“
Johannes Stumpf lebt seit zwei Jahren wieder in Deutschland, gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Alter von sechs Jahren und zwei Monaten. In den USA seien alle Städte größer, die Menschen gastfreundlicher – und gläubiger. Es sei normal, dass man am Sonntag einen Gottesdienst besuche, hat Stumpf beobachtet.
Seine Liebe gilt der Südstaatenküche
Wenn es ums Essen geht, vermisst er die für die Südstaaten typischen frittierten Hähnchen (Fried Chicken), Mashed Potatoes (pürierte Kartoffeln) mit Maiskolben und grünen Bohnen. Und natürlich das Barbecue, das amerikanische Grillen. Wenn er dagegen in den USA ist, vermisst er dort auch eine typisch deutsche Spezialität: das Fleischkäsweckle.