Gambia hat mindestens zwei Sachen mit Portugal und Südkorea gemeinsam: Alle diese Länder liegen am Meer. Und sie haben nur ein Nachbarland. Während die Portugiesen nur die Spanier als Nachbarn haben, grenzt Südkorea ausschließlich an Nordkorea. Der westafrikanische Staat Gambia wird vollständig vom Land Senegal umgeben – mit Ausnahme der 80 Kilometer langen Küstenlinie am Atlantischen Ozean. Senegal ist dabei etwa 20-Mal größer als Gambia.

Mustapha Conteh ist Moslem. Er hält sich an die Speiseregeln seiner Religion. „Wenn ich etwas mit Schweinefleisch oder Alkohol koche, bitte ich immer einen Kollegen, dass er das testet“, erzählt der 50-Jährige, der im Gastgewerbe als Fachkraft tätig ist. Conteh arbeitet in den Schmieder-Kliniken in Gailingen. Er lebt in der Widerholdstraße in Singen. Morgens steht er um 4.30 Uhr auf, wenn er zur Arbeit muss. Eine Stunde ist er mit Zug und Bus unterwegs.

In Gambia hat er auf dem Bau gearbeitet. Mit verschiedenen Steinen und Erde, die man für ein Haus braucht, kennt er sich aus. Und wenn man ihn nach seinen Wünschen für die Zukunft fragt, sagt er: „Ich möchte gerne ein Haus kaufen.“ Derzeit lebt er in einer Mietwohnung.

Das Datum seines Aufbruchs in Gambia und seiner Ankunft in Deutschland kann er – wie so viele Menschen, die geflohen sind – sofort ...
Das Datum seines Aufbruchs in Gambia und seiner Ankunft in Deutschland kann er – wie so viele Menschen, die geflohen sind – sofort nennen. Er habe es in der Zwischenzeit schon auf so viele Formulare schreiben müssen, erklärt Mustapha Conteh. | Bild: Uli Zeller

Er kam mit der großen Flüchtlingswelle 2015 von Gambia nach Deutschland. Das Datum seines Aufbruchs in Gambia und seiner Ankunft in Deutschland kann er – wie so viele Menschen, die geflohen sind – sofort nennen. Er habe es in der Zwischenzeit schon auf so viele Formulare schreiben müssen, erklärt Conteh. Weiter sagt er, während er auf dem Bänkle in der Singener Nordstadt über seine Herkunft sinniert: „Mein neues Leben ist super.“ Er liebe die Kleinstadt Singen. In seiner Herkunftsstadt Serekunda würden viel mehr Menschen leben. Sein Chef in Gailingen sei verständnisvoll und habe Respekt vor allen Mitarbeitern.

Integrationsverein Insi war eine große Hilfe

Die Leute in Singen seien freundlich und hilfsbereit. Besonders erwähnt er Irini Chatzipanagiotis und Bernhard Grunewald. Beide sind im Verein Integration in Singen (Insi) aktiv und beide hätten ihn dauerhaft unterstützt – einerseits beim Lernen der deutschen Sprache, andererseits auch dabei, die vielen Formulare auszufüllen, die man in Deutschland braucht. In der Widerholdstraße scheint Conteh kein Unbekannter zu sein. Während er beim Interview auf dem Bänkle sitzt, ziehen mehrere Menschen vorbei. Immer lächeln sich die Passanten und der dunkelhäutige Mann aus Gambia an – und grüßen sich freundlich.

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Seine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe habe er im Konzil in Konstanz absolviert. Zuvor habe er zweieinhalb Jahre als Küchenhelfer im Singener Krankenhaus gearbeitet. Er vermisst aus Gambia sein Lieblingsmenü, einen Eintopf mit Spinat, Fleisch und Gemüse. Neu entdeckt und lieben gelernt in Deutschland hat er dafür paniertes Geflügel. „Das schmeckt lecker“, betont er.

Singen und der Hegau sind die neue Heimat

Letztes Jahr sei er einmal für einen Monat in den Urlaub nach Gambia geflogen. „Es war gut, aber es hat sich alles verändert in den letzten Jahren“, blickt er zurück. Der Preisanstieg der Lebensmittel sei noch stärker gewesen als in Deutschland. Und die jungen Leute würden keine Chance mehr für die Zukunft sehen. Er sei gerne zurückgekommen nach Singen.