„Garna“ heißt „die Schöne“. So steht es auf dem Schild der Schneiderei von Galina Gerber am Ende der Rielasinger Straße in Singen. In ihrer Änderungsschneiderei will sie etwas Schönes herstellen. Damit will sie Deutschland etwas zurückgeben. Denn seit sie hier ist, hätten sie, ihr Mann und ihre zwei Söhne viel Gutes empfangen. In ihrem Herkunftsland, der Ukraine, sieht man an vielen Stellen die Schönheit nicht mehr.

„Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass der Krieg in der Ukraine beendet wird und die Menschen endlich wieder glücklich und angstfrei leben dürfen“, sagt die 46-Jährige. Um nicht daran zu verzweifeln, vermeidet sie Nachrichten und Zeitungsartikel zum Thema. „Die Ukraine war ein so wunderschönes Land, doch jetzt ist vieles zerstört und ohne Tränen kaum anzusehen“, so Gerber. Sie sei schon im Jahr 2001 mit ihrem Mann und seiner Familie nach Deutschland gekommen. Ihr Mann ist Spätaussiedler. Doch ihre Mutter ist jetzt während des Krieges ebenfalls nach Deutschland gekommen.

Hoffen auf erneutes Leben in der Ukraine

Viele ukrainische Menschen würden ihre Heimat vermissen und könnten es kaum erwarten, dass der Krieg endet. Sie wollen nach Hause zu ihrer Familie, zu Freunden und Bekannten. Sie betont: „Die Ukraine ist für viele der Ort, an dem sich ihr ganzes Leben abspielt. Und trotz dem Schmerz, den viele mit der aktuellen Situation verbinden, hoffen viele auf ein erneutes Leben in der Ukraine.“

Unter anderem lebten sie fünf Jahre in Leipzig. Dort habe sie den Führerschein gemacht und Sprachkurse besucht. „Ich wollte mich von Anfang an integrieren. Ich habe nach Möglichkeiten gesucht, die Sprache zu lernen und zu arbeiten“, sagt sie und der Akzent der Ukraine ist heute noch deutlich zu hören. Wenn man mit ihr schreibt, findet man dagegen kaum grammatische Unebenheiten.

„An Singen gefällt mir, dass es eine lebendige Stadt ist. Die Leute sind freundlich und hilfsbereit“, sagt Galina Gerber.
„An Singen gefällt mir, dass es eine lebendige Stadt ist. Die Leute sind freundlich und hilfsbereit“, sagt Galina Gerber. | Bild: Uli Zeller

Als sie in den Hegau gezogen sind, hätten sie erst drei Jahre in Duchtlingen gewohnt. „Ich habe dort drei Jahre lang den SÜDKURIER ausgetragen“, blickt sie zurück. Dies sei eine anspruchsvolle Arbeit für diejenigen, die sich jeden Morgen aufmachen.

Kinder fühlen sich im Hochhaus wohl

Nach drei Jahren in Duchtlingen sei die Familie nach Singen gezogen. Sie zeigt sich dankbar dafür und sagt: „Das Hochhaus in der Berliner Straße war ideal für meine Söhne. Sie mussten nur runter an die Tür und konnten bei den anderen Kindern durchklingeln. Immer war jemand zum Spielen da.“

Ihr Mann sei inzwischen als Lastwagenfahrer tätig. Sie arbeitet seit 15 Jahren in einer Arzneimittelfirma in Gottmadingen. Nebenher sorgt die gelernte Näherin und Schneiderin an ihrer Nähmaschine für Schönheit. „An Singen gefällt mir, dass es eine lebendige Stadt ist. Die Leute sind freundlich und hilfsbereit“, sagt die inzwischen deutsche Staatsbürgerin.

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Ihr Mann ist im Vorstand eines ukrainischen Vereins. Sie verkaufen unter anderem bei den Feierlichkeiten am 1. Mai auf dem Herz-Jesu-Platz an einem Stand ukrainische Spezialitäten. Der Erlös kommt der Ukraine zugute. Unter anderem kann man dort Tschebureki essen, das ist frittierter Teig mit Hackfleischfüllung. Auch Wareniki soll es dort geben. Dies sei so ähnlich wie Maultaschen mit verschiedenen Füllungen. Und Kiew-Torte, also süße Torten mit Nussfüllung, wird extra von Galina Gerber backen.