Frau Oßwald, haben Sie heute schon gelacht?

Ilona Oßwald: Selbstverständlich, denn Lachen ist Balsam für die Seele und gleichzeitig eine phantastische Superkraft, die uns täglich eine Extraportion Leichtigkeit schenkt.

Worüber können Sie so lachen?

Ilona Oßwald: Ich kann ganz gut über meine eigenen Patzer und Zipperlein lachen. Am liebsten jedoch lache ich in der Gruppe, wie beispielsweise beim täglichen kostenlosen Online-Morgen-Lachen der Stuttgarter Lachschule, für die ich ehrenamtlich tätig bin. Das macht viel Spaß, denn Lachen wirkt ansteckend,

Was ist denn Lachyoga? Welche Idee steckt dahinter?

Ilona Oßwald: Lachyoga ist ein einzigartiges Konzept, bei dem jeder ohne Grund zum Lachen kommt. Wir brauchen dabei keinen Sinn für Humor und es ist eine geniale Möglichkeit, in herausfordernden Zeiten wieder in die Freude zu kommen. Da ich von den Wirkungen des Lachyoga auf Körper, Geist und Seele total begeistert und absolut überzeugt bin, warte ich nicht, bis mir das Leben einen Grund gibt, sondern nutze jede Möglichkeit, um ins Lachen zu kommen.

Solange man nicht über andere lacht, ist Lachen etwas, was gute Laune verbreitet und einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit hat. Was kann man mit Lachen auf körperlicher und seelischer Ebene erreichen?

Ilona Oßwald: Lach-Yoga bringt uns viele Vorteile, zum Beispiel setzt Lachen Glückshormone frei, die unsere Stimmung erhellen und so Optimismus und Selbstvertrauen fördern und sogar schmerzlindern wirken. Wenn wir in einer guten Stimmung sind, lassen sich viele Dinge im Leben sehr viel leichter meistern. Weil Lachen in kürzester Zeit den Anteil der Stresshormone senkt, ist es zudem die beste Anti-Stress-Strategie.

Außerdem ist Lachyoga ein exzellentes Herzkreislauf-Training. Nachweislich bringen zehn Minuten Lachen für das Herzkreislaufsystem den gleichen Effekt wie 30 Minuten intensives Joggen. Das Immunsystem wird gestärkt, denn schon nach kurzer Zeit steigert Lachyoga die Produktion von Killerzellen, die für die Abwehr von Infekten und sogar Krebszellen verantwortlich sind. Lachyoga steigert unsere Leistungsfähigkeit, denn die Übungen erhöhen die Sauerstoffversorgung des Körpers und des Gehirns deutlich. Nicht zuletzt gibt es eine soziale Komponente, denn Lachen stellt eine sehr gute Verbindung zu den Mitmenschen her und fördert die soziale Bindung.

Das klingt fast wie ein kostenloses Allheilmittel. Gibt es dazu wissenschaftliche Studien, die diese Effekte belegen?

Ilona Oßwald: Ja, bereits seit den 1960er-Jahren beschäftigt sich die Gelotologie, die Lachforschung, mit der therapeutischen Wirkung des Lachens. Ebenso Wissenschaftler wie auch Mediziner konnten die positiven Auswirkungen des Lachens – gerade in Bezug auf Stress, Schmerz, Gesundheit und Immunfunktionen – in zahlreichen und unterschiedlichen Studien nachweisen. Das Lachyoga-Konzept basiert auf der Tatsache, dass der Körper nicht zwischen einem gespielten und einem echten Lachen unterscheiden kann. Die physiologischen und psychologischen Vorteile sind dieselben.

Sie sind ebenso als Resilienzcoach gefragt, wie auch als zertifizierte Yogalehrerin. Yoga, das sind eher ruhige, achtsame Atem- und Körperübungen.

Ilona Oßwald: Richtig, als Gesundheitscoach begleite ich Menschen ganz individuell zu einem ganzheitlich gesundheitsbewussten Lebensstil und gleichzeitig unterstützte ich sie dabei, mehr Leichtigkeit, Lebensfreude und Lachen in ihr Leben zu bringen.

Dazu kommen Seminare und Kurse für Lachyoga. Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Ilona Oßwald: Eine Kurseinheit oder einen Workshop stimme ich auf die jeweilige Zielgruppe ab. Es entsteht immer ein Mix aus Vortrag, Dehn-, Atem- , Entspannungsübungen. Gleichzeitig vermittle ich wertvolle Übungen und Tipps für einen glücklicheren Alltag.

Haben die Teilnehmenden nicht anfangs Hemmungen? Welche Reaktionen kommen zurück?

Ilona Oßwald: Das Lachen steckt in uns allen und jeder kann leicht lachen, wenn es ihm gut geht. Doch kann es durchaus auch sein, dass das Leben uns zeitweise wenig Grund zu lachen gibt. Bestimmt kostet ein gespieltes Lachen erst einmal Überwindung, doch wenn die Bereitschaft da ist, sich auf diese neue Erfahrung einzulassen, sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfreut, wie schnell daraus ein echtes, herzliches und ansteckendes Lachen entsteht.

Lach-Yoga lehrt, wie es uns gelingt auch dann vorbehaltlos zu lachen, wenn es uns einmal nicht so gut geht. Und das gibt uns die Kraft, auch unter schwierigen Umständen eine positive Haltung zu bewahren.

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Für wen eignet sich denn überhaupt Lachyoga?

Ilona Oßwald: Heute sind in vielen Lebensbereichen Konzentration und Ernsthaftigkeit gefragt – dadurch sind wir einfach viel zu viel im Kopf. Wenn wir lachen, können wir nicht gleichzeitig denken, so hat der Kopf eine wohltuende Sendepause. Daher eignet sich Lachyoga besonders für stressgeplagte Menschen, denn es senkt nachweislich Cortisol, das Stresshormon, und steigert Endorphine, die Glückshormone. Lachyoga eignet sich daher besonders für Menschen, die an Ängsten oder Depressionen leiden, denn Lachyoga bietet eine spielerische Möglichkeit, aus negativen Denkmustern auszubrechen. Auch für Seniorinnen und Senioren ist Lachyoga eine wunderbare Möglichkeit, sich mit anderen Menschen zu verbinden. Lachyoga eignet sich auch für Unternehmen für Teambuilding.

Eignet sich Lachyoga auch für Kinder?

Ilona Oßwald: Und wie! Besonders effektiv ist es in Schulen und pädagogischen Einrichtungen, denn es hilft Spannungen abzubauen, fördert die Kreativität und verbessert das Sozialverhalten. Im Rahmen der Aktion ‚Dry July‘, mit der die Fachstelle Sucht Singen zu einem alkoholfreien Juli aufruft, wird am 9. Juli Happiness-Yoga im Stadtpark stattfinden.

Was erwartet die Teilnehmenden?

Ilona Oßwald: Das wird eine ganz besondere Yoga-Session für alle Leistungslevel – mit Spaß, Leichtigkeit einer Extraportion Lebensfreude. Mit fließenden Bewegungen, Entspannung unter freiem Himmel, einfachen Atemtechniken und kleinen Lach-Übungen werden wir das Sommergefühl in uns wecken.

Gibt es Tipps, wie Lachen einfach in das Leben integriert werden kann?

Ilona Oßwald: Sehr gerne, am besten mit folgendem Morgenritual: Beim Eincremen stellen wir uns vor, dass wir unser Gesicht mit einer Lachcreme eincremen. Dabei heben sich die Mundwinkel an und bleiben oben. So bekommt unser Gehirn den Impuls, Glückshormone auszuschütten und damit starten wir schon automatisch positiv in den Tag.